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ARBEIT/2070: Lateinamerika - Arbeitssektor trotzt Wirtschaftskrise des Nordens (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 7. Juni 2012

Lateinamerika: Sinkende Erwerbslosigkeit - Arbeitssektor trotzt Wirtschaftskrise des Nordens

von Marianela Jarroud



Santiago, 7. Juni (IPS) - In Lateinamerika nimmt die Arbeitslosigkeit trotz der europäischen Wirtschaftskrise und der globalen ökonomischen Unsicherheit weiter ab. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung, die die Wirtschaftskommission für Lateinamerika und Karibik (CEPAL) und die Internationale Arbeitsorganisation (ILO) gemeinsam durchgeführt haben.

Den Experten zufolge ist die Zahl der Arbeitslosen in der Region von 7,3 Prozent 2010 auf 6,7 Prozent 2011 gesunken. So gute Durchschnittswerte seien seit Anfang der 1990er Jahre nicht mehr erzielt worden, hieß es. Allerdings ist die soziale Kluft weiterhin sehr tief und die Integration von Frauen und jungen Menschen in den Arbeitsprozess schwierig.

Wie Jürgen Weller, einer der Autoren der am 6. Juni vorgestellten Studie erklärte, verzeichnet die große Mehrheit der lateinamerikanischen Staaten einen Rückgang der Erwerbslosigkeit. Ausnahme seien die spanischsprachigen Karibikstaaten. Sie hätten sich noch nicht von der Weltfinanzkrise 2008/2009 erholt.

"Wir konnten in Chile, aber auch in Kolumbien, Ecuador und zahlreichen anderen lateinamerikanischen Ländern bemerkenswerte Erfolge im Kampf gegen die Arbeitslosigkeit feststellen", berichtete Weller. Sie alle hätten von den guten Rohstoffpreisen profitiert.

Dem Experten zufolge wird sich der Trend auch in diesem Jahr weiter fortsetzen. Er geht von einer städtischen Erwerbslosenrate von 6,5 Prozent aus. Die Gefahr, dass die Eurokrise auf Lateinamerika übergreifen könnte, hält Weller für gering. Daran werde auch eine Verlangsamung des regionalen Wirtschaftswachstums nichts ändern. Laut CEPAL wird das regionale Bruttoinlandsprodukt (BIP) im laufenden Jahr um 3,7 Prozent und damit stärker wachsen, als dies in der Eurozone und den USA der Fall ist.


Weg aus der Schattenwirtschaft und Unterbeschäftigung

Die Verringerung der Arbeitslosigkeit ging zudem mit einer Zunahme formeller Jobs einher. Das heißt, dass mehr Beschäftigte inzwischen sozialversichert sind. Gleichzeitig sind weniger Menschen unterbeschäftigt, während die Löhne und Gehälter leicht angestiegen sind. Diese Entwicklung führt Weller auf die Zunahme der in Lateinamerika getätigten Investitionen und auf das regionale Wirtschaftswachstum von durchschnittlich vier Prozent zurück.

Der CEPAL-Bericht weist aber auch auf einige Strukturprobleme hin, die einer Lösung bedürfen. So gelte es die Arbeitsplatzchancen junger Menschen durch spezielle Bildungsangebote und eine Vernetzung des Bildungs- und Arbeitsmarktsektors zu verbessern. Auch müsse die Diskriminierung von Frauen auf dem regionalen Arbeitsmarkt bekämpft werden. Wie CEPAL und ILO kritisieren, werden Frauen nach wie vor schlechter bezahlt als Männer. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2012