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INTERNATIONAL/126: Pazifikinseln - Kindersterblichkeit sinkt, andere Millenniumsziele im Rückstand (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. November 2012

Pazifikinseln: Kindersterblichkeit sinkt trotz Armut - Mit anderen Millenniumszielen im Rückstand

von Catherine Wilson


Kinder in einem Dorf in Papua-Neuguinea - Bild: © Catherine Wilson/IPS

Kinder in einem Dorf in Papua-Neuguinea
Bild: © Catherine Wilson/IPS

Brisbane, 8. November (IPS) - Drei Jahre vor Ablauf der Frist für die Umsetzung der Millenniumsentwicklungsziele fällt die Bilanz der Pazifikinseln gemischt aus. Zwar ist die Kindersterblichkeit rückläufig. Doch Armut und Arbeitslosigkeit, vor allem unter der rasch wachsenden jungen Bevölkerung, sind in den meisten Staaten und Territorien nach wie vor hoch, wie aus einem Bericht des zwischenstaatlichen 'Pacific Islands Forum' (PIF) hervorgeht.

Doch zunächst die gute Nachricht. Dem Report zufolge liegen zehn von 14 untersuchten Staaten, darunter Vanuatu, die Marschall-Inseln, die Cook-Inseln und Tonga, bei der Bekämpfung der Kindersterblichkeit, dem vierten Millenniumsziel (MDG), gut im Zeitplan. Auf den Fidschi-Inseln, wo mehr als 868.000 Menschen leben, wurde die Sterblichkeit bei unter Fünfjährigen seit 1990 von 28 auf 18 pro 1.000 Lebendgeburten gesenkt. Dies wird auf eine umfassende Behandlung von Kinderkrankheiten und eine gute Geburtshilfe zurückgeführt.

In Tuvalu, wo verstärkt gegen Masern geimpft wird, ist in den vergangenen zehn Jahren ein Rückgang der Sterblichkeitsrate bei Kleinkindern von 35 auf 25 pro 1.000 Geburten zu verzeichnen, geht aus dem Bericht hervor, der die Fortschritte der Pazifikregion auswertet. Der Report kommt drei Jahre nachdem die PIF-Staaten eine Übereinkunft geschlossen haben, um gemeinsam den Entwicklungsprozess voranzutreiben.


Cook-Inseln und Niue könnten alle MDGs erreichen

Die Erfolge und langfristigen Probleme zeigen sich auf der sub-regionalen Ebene deutlich. Das aus Papua-Neuguina, Vanuatu und anderen Inselstaaten und -territorien bestehende Melanesien vor der Nordostküste Australien hinkt den Zielen hinterher. Polynesien mit den Cook-Inseln, Niue, Samoa, Tonga und Tuvalu hat gute Aussichten, vier Ziele planmäßig zu erreichen. Nur die Cook-Inseln und Niue werden aller Voraussicht nach alle acht Millenniumsziele erreichen.

Doch die Zahl der Menschen, die in extremer Armut leben, bis 2015 zu halbieren, ist in der ganzen Pazifikregion eine große Herausforderung. Die MDGs, die im Anschluss an den New Yorker UN-Millenniumsgipfel im Jahr 2000 formuliert wurden, sehen neben der Halbierung von Armut und Hunger (MDG 1) und der Senkung der Kindersterblichkeit (4) Grundschulbildung für alle (2), die Gleichstellung der Geschlechter und Stärkung der Rolle der Frau (3), die Verbesserung der Gesundheitsversorgung von Müttern (5), die Bekämpfung schwerer Krankheiten wie HIV/Aids und Malaria (6), die Sicherung der ökologischen Nachhaltigkeit (7) und den Aufbau einer globalen Entwicklungspartnerschaft zwischen den Ländern des Nordens und Südens (8) vor.

In Papua-Neuguinea leben etwa 28 Prozent der sieben Millionen Einwohner unterhalb der Armutsgrenze. Seit 1990 wurde eine Verbesserung des Wertes um fünf bis zehn Prozent erreicht. Zu den kritischen Faktoren gehören ein hoher Bevölkerungsanteil, der in entlegenen Gebieten lebt, Korruption, Gewalt und eine epidemische Ausbreitung von HIV-Infektionen.

Etwa 23 Prozent der Menschen auf Tonga sind arm. Ihre Lebensbedingungen werden durch die Folgen der globalen Finanzkrise, das niedrige Wirtschaftswachstum und die Inflation erschwert. In Fidschi, Palau, Samoa und Tonga sind vor allem Menschen in ländlichen Gebieten von Armut betroffen, während auf den Salomonen, in Kiribati, Tuvalu und Vanuatu die materielle Not in den Städten größer ist.

Kriterien für Armut sind in den Pazifikstaaten und -territorien schwer zu definieren. In diesen Gesellschaften gibt es eine längere Tradition von Subsistenz-Landwirtschaft und Selbstversorgung. Ein weit verbreitetes soziales Verantwortungsgefühl über die eigene Familie hinaus sorgt dafür, dass die Schwächsten nicht allein da stehen. Doch selbst in den Dörfern sorgen die Geldwirtschaft, Urbanisierung und ein kultureller Modernisierungsdruck für einen Wandel der jahrhundertealten Traditionen.

Albert Cerelala von der Stiftung der Völker des Südpazifiks mit Sitz in Fidschi, beschreibt Armut als "Unvermögen von Einzelpersonen und Familien, sich die notwendigen Grundlagen für ein sinnerfülltes und gesundes Leben zu schaffen". Aus unterschiedlichen Gründen hätten sie nicht die Möglichkeiten, ausreichend Nahrungsmittel auf den Tisch zu bringen oder soziale und wirtschaftliche Chancen zu nutzen.


Hohe Arbeitslosigkeit

In der Pazifikregion leben zurzeit etwa zehn Millionen Menschen, jährlich kommen im Schnitt weitere 188.000 hinzu. Die Staaten stehen vor der Herausforderung, Vollbeschäftigung zu schaffen, während die Jugendarbeitslosigkeit zu einem zunehmenden Problem wird. Nur auf den Cook-Inseln und in Niue sind 70 beziehungsweise 80 Prozent der Bevölkerung in Lohn und Brot. In Kiribati liegt der Anteil lediglich bei 44 und in Samoa bei 30 Prozent.

Die Urbanisierung ist auf den Salomonen und in Vanuatu auf 4,2 Prozent gestiegen. In Melanesien breiten sich die Armensiedlungen in den Städten aus. Weitere Probleme sind fehlende Landtitel und qualitativ schlechte Wohneinheiten. Die Zahl der Menschen, die Arbeit und Zugang zu Dienstleistungen suchen, steigt in der gesamten Sub-Region weiter an. Etwa die Hälfte der Bewohner von Port Moresby, der Hauptstadt von Papua-Neuguinea, und 30 Prozent der Bevölkerung in den Städten in Vanuatu leben in Slums. (Ende/IPS/ck/2012)


Links:

http://www.un.org/millenniumgoals/
http://www.forumsec.org/
http://www.fspi.org.fj/
http://www.ipsnews.net/2012/11/despite-poverty-pacific-islands-score-on-child-mortality/

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2012