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INTERNATIONAL/066: Guatemala - Wenn Arbeit, dann schlecht bezahlt; Indigene werden diskriminiert (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 4. Januar 2012

Guatemala: Wenn Arbeit, dann schlecht bezahlt - Indigene diskriminiert

von Danilo Valladares

Guatemalas Indigene in der Arbeitswelt diskriminiert - Bild: © Danilo Valladares/IPS

Guatemalas Indigene in der Arbeitswelt diskriminiert
Bild: © Danilo Valladares/IPS

Guatemala-Stadt, 4. Januar (IPS) - In Guatemala hat eine Umfrage unter Firmenchefs die Benachteiligung von Indigenen auf dem Arbeitsmarkt bestätigt. So machen die Ureinwohner nicht nur einen kleinen Bruchteil der Beschäftigten aus, sondern werden zudem schlechter bezahlt. Von insgesamt 550 befragten Unternehmern räumten 52 Prozent ein, ihren indigenen Arbeitnehmern geringere Löhne zu zahlen als den anderen Beschäftigten.

Wie aus der Studie 'Rassismus und Rassendiskriminierung im Unternehmenssektor' der unabhängigen Vereinigung für Forschung und soziale Studien und der Kommission des Präsidialamts gegen Diskriminierung und Rassismus hervorgeht, besteht das Personal in den kleinen und Kleinstunternehmen zu nur zwölf Prozent aus Indigenen. In den mittelständischen und großen Betrieben steigt der Anteil auf maximal 20 Prozent.

In Guatemala stellen Angehörige der ethnischen Gemeinschaften Maya, Garífuna und Xinca nach offiziellen Angaben 40 Prozent der 14 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung. Sie selbst geben ihren Anteil mit 60 Prozent an.

Dem Leiter der Präsidialamtskommission Bequer Chocooj zufolge bestätigt die neue Untersuchung die Ergebnisse einer nationalen Umfrage von 2010. Danach erhalten indigene Arbeitskräfte nur die Hälfte der Löhne ihrer nicht-indigenen Kollegen. Diese Form der Diskriminierung habe den zentralamerikanischen Staat 2003 Kosten in Höhe von mehr als 800 Millionen US-Dollar verursacht, heißt es in der Studie 'Diagnóstico del Racismo en Guatemala' des Büros des Vizepräsidenten aus dem Jahre 2009. Das entsprach 3,3 Prozent des nationalen Bruttoinlandsproduktes.


"Ohne Gleichheit keine Entwicklung"

"Ohne Gleichheit wird es keine Entwicklung geben, warnte der Kommissionschef und fügte hinzu, dass es eine historische Schuld zu begleichen gebe, was den Zugang der Indigenen zu politischen und wirtschaftlichen Ämtern, zu Gesundheit, Bildung, Basisdiensten und Produktivprojekten angeht.

Die neue Untersuchung sage nichts über die Arbeitsbedingungen indigener Beschäftigter aus, kritisierte Higinio Pu von der Indigenenorganisation 'Waxaquib Noj' ('Weisheit'). In der Regel kämen auch hier die Ureinwohner schlechter weg als ihre 'weißen' Arbeitskollegen. Heuerten sie auf Zuckerrohr- oder Kaffeeplantagen an, würden sie in primitiven Hütten oder Geräteschuppen untergebracht, wo sie auf dem nackten Boden schlafen müssten.

Einer Studie von 2010 zufolge stellen in dem zentralamerikanischen Land 3,4 Millionen Nicht-Indigene und 2,2 Millionen Indigene das Heer der Erwerbsfähigen. Die Hälfte aller Guatemalteken lebt in Armut, 17 Prozent sogar in extremer Armut, von der Ureinwohner überproportional betroffen sind. (Ende/IPS/kb/2012)


Links:
http://codisra.gob.gt/
http://www.asies.org.gt/search/node/Racismo
http://www.ipsnoticias.net/nota.asp?idnews=99900

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veröffentlicht im Schattenblick zum 5. Januar 2012