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FRAUEN/593: Peking - 20 Jahre später (frauensolidarität)


frauensolidarität - Nr. 131, 1/15

Peking - 20 Jahre später
Rückblick und Empfehlungen in den Hauptproblembereichen Armut und Menschenrechte für Frauen

Von Gertrude Eigelsreiter-Jashari


2015 findet eine Überprüfung und Bewertung der Umsetzung der Erklärung und Aktionsplattform von Peking statt. Anstelle einer längst fälligen 5. UN-Weltfrauenkonferenz - die aber sowohl von internationalen Organisationen als auch von Regierungs- und Nichtregierungsorganisationen aufgrund der Backlash-Gefahr nicht gewünscht wird - wird dieses Thema bei der 59. Sitzung der Frauen-Statuskommission (CSW) in New York im März 2015 behandelt. Gertrude Eigelsreiter-Jashari, Julia Günther und Brita Neuhold haben als langjährige Mitarbeiterinnen der Arbeitsgruppe "Beijing Follow Up, Globalisierung und Gender" im Auftrag von WIDE-Österreich auf Grundlage der Nationalberichte eine zusammenfassende Studie über erreichte Fortschritte und bestehende Herausforderungen in den Bereichen Armut und Menschenrechte in einzelnen Ländern verfasst. (1)


Obwohl die Dokumente von Peking nur Empfehlungscharakter haben, stellte diese letzte UN-Weltfrauenkonferenz unter vielen Gesichtspunkten einen Wendepunkt innerhalb internationaler Verhandlungen zu Frauenrechten dar. Auch 20 Jahre später wird die Aktionsplattform noch als wichtiges Referenzdokument hervorgehoben.

Für die Beijing+20-Tagung werden die nationalen Länderberichte und regionalen Berichte von UN Women zu einem "Global Review" zusammengefasst, aktuelle Trends und bisherige Erfolge herausgearbeitet sowie bestehende Lücken und dringliche Herausforderungen mit den jeweils entsprechenden geplanten Maßnahmen dargestellt.

In der WIDE-Studie wird auf die Folgen der ökonomischen Globalisierung auf Frauen anhand von Länderbeispielen eingegangen. Den Ausgangpunkt bilden die in der Aktionsplattform definierten Hauptproblembereiche Frauen und Armut und Menschenrechte von Frauen sowie die dazu vorgeschlagenen strategischen Ziele. Diese Bereiche wurden von den Autorinnen für den entwicklungspolitischen Bereich als zentral angesehen und anhand ausgewählter Länder beispielhaft untersucht.

Die Studie richtet sich in erster Linie an österreichische entwicklungspolitische und frauenpolitische NGOs, an österreichische Beamt_innen, die zu Frauenfragen arbeiten, an Mitglieder der österreichischen Regierungsdelegation bei der 59. Jahrestagung der Frauen-Status-Kommission und Vertreter_innen von internationalen NGOs ebendort.

Zusammenfassend lässt sich sagen: Obwohl in vielen Bereichen und Ländern zweifellos Fortschritte bei Geschlechtergerechtigkeit und Empowerment von Frauen gemacht wurden, hat noch kein Land dieser Welt tatsächlich eine Geschlechtergleichstellung erreicht. Ganz im Gegenteil, in manchen Bereichen wie etwa der tertiären Bildung sind in einigen Regionen, meistens aufgrund multipler Krisen, für Frauen bereits wieder Rückschritte zu vermerken. Insgesamt ist zu beklagen, dass trotz einschlägiger internationaler Dokumente die Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen entweder überhaupt fehlt, lückenhaft ist oder zu langsam vor sich geht. Dementsprechend sind die allgemeinen zentralen Forderungen: eine rasche Umsetzung, die finanziellen Ressourcen dafür und die (Wieder)Anerkennung von Frauenrechten als Menschenrechte. Klar wird durch die Nationalberichte auch, dass durch tief eingebettete patriarchale Strukturen in all unseren Systemen sozialer Wandel kompliziert ist und sich dominanten Machtstrukturen widersetzen muss.

Für eine geschlechtergerechte Zukunftsperspektive ist es auch sehr wichtig, Frauenrechte im geplanten Entwicklungsrahmen der Post-2015-Agenda mit den Sustainable Development Goals effektiv und evaluierbar zu verankern. Denn eine nachhaltige Entwicklung ist nur möglich, wenn Geschlechtergerechtigkeit und das Empowerment von Frauen verwirklicht wird.


Anmerkung:
(1) Die Studie ist unter www.wide-netzwerk.at verfügbar.


ZUR AUTORIN:
Gertrude Eigelsreiter-Jashari ist Soziologin, Geschäftsführerin von Südwind NÖ und Lehrbeauftragte an den Universitäten Wien und Innsbruck. Sie lebt in Niederösterreich.

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Quelle:
Frauensolidarität Nr. 131, 1/2015, S. 24
Medieninhaberin und Herausgeberin:
Frauensolidarität im C3 - Entwicklungspolitische Initiative für Frauen
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Telefax: 0043-(0)1/317 40 20-406
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Jahresabo: Österreich 20,- Euro;
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veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juli 2015

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