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FRAUEN/590: Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2016 in Katmandu (frauensolidarität)


frauensolidarität - Nr. 131, 1/15

Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge!
Die Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2016 in Katmandu, Nepal

Von Angelica Urrutia und Anne Wilhelm


Nicht nur auf UN-Ebene wurden Weltfrauenkonferenzen organisiert, auch Basisfrauen sind vernetzt und organisieren Weltfrauenkonferenzen, um Problemfelder aus ihrer Sicht zu diskutieren und sich international zu vernetzen. Der Weltfrauenprozess, die internationale Zusammenarbeit und Koordination der kämpferischen Frauenbewegung, hat in den letzten Jahren wichtige Schritte vorwärts gemacht. In diesem Artikel werden die wichtigsten Stationen zur Geschichte der Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen aufgezeigt.


Während sich die offizielle UN-Weltfrauenkonferenz 1995 auf zwei verwaschene "Konsens-Resolutionen" einigte, bewirkten die Kontakte unter den verschiedensten Frauenorganisationen und NGOs bedeutende Schritte in Erfahrungsaustausch und Vernetzung. Die NGOs wurden aber im weiteren Verlauf oft von Parteien, Stiftungen oder auch Kirchen aus den westlichen imperialistischen Ländern instrumentalisiert, teilweise sogar gesteuert und finanziert, weil die imperialistischen Regierungen bei den Massen in den neokolonial ausgebeuteten und unterdrückten Ländern nicht mehr viel Ansehen hatten.

Zu dieser Entwicklung heißt es im Aufruf zur Weltkonferenz der Basisfrauen: "Die Weltfrauenbewegung hat erfahren, dass eine ausschließlich auf dem Geschlechterkampf beruhende Grundlinie der Frauenbewegung keine Lösung bringt, ebenso wenig die Integration in die Staatsapparate. Das gilt genauso für die Aktivitäten sogenannter NGOs, die von reaktionären politischen Parteien, von Stiftungen, Kirchen oder anderen internationalen Organisationen in den Machtzentren finanziert werden. Diese Strategien haben im Gegenteil zur Zersplitterung und Desorientierung der Frauenbewegungen beigetragen."

Neu entstanden sind 2001 durch die globalisierungskritische "feministAttac" und die Bewegung der "Weltsozialforen" mit internationalen Frauenforen auch internationale frauenpolitische Zusammenschlüsse der Gewerkschaften. Die Beteiligung an diversen Foren führte auch Organisationen und Repräsentantinnen der kämpferischen Frauenbewegung aus verschiedenen Ländern zusammen; wertvolle Kontakte, Erfahrungsaustausch und eine bedeutende Erweiterung des Horizontes entstanden. Die Notwendigkeit der gleichberechtigten, überparteilichen und kämpferischen Zusammenarbeit verbreitete sich; es fehlte jedoch weitgehend die gemeinsame inhaltliche Plattform ebenso wie dauerhafte Organisationsformen einer internationalen kämpferischen Basisfrauenbewegung. Deshalb musste eine Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen her!


2006:
Die Initiative der Abhaltung einer Weltkonferenz der Basisfrauen geht vom Frauenpolitischen Ratschlag in Deutschland aus - gemeinsam mit den dort anwesenden internationalen Gästen aus Venezuela, Ecuador und Argentinien. Danach knüpften wir intensiv Kontakte mit befreundeten Bewegungen und im Internet.


2008:
Die Initiatorinnen aus Venezuela, Ecuador, Deutschland und Argentinien konstituieren sich in Venezuela und verabschieden nach intensiver Diskussion drei Grundsatzpapiere: Aufruf, Grundsätze, Prozessplan, die den Weg wiesen zur 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen 2011 in Venezuela und bis heute Gültigkeit als Grundlagendokumente haben.


2011:
100 Jahre nach der Abhaltung des 1. Internationalen Frauentags 1911 findet im März erfolgreich die 1. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen in Caracas, Venezuela, statt. An ihr nehmen über 3.000 Frauen aus 43 Ländern teil. Das Abschlussplenum verabschiedet die Resolution von Caracas. In ihr bekräftigen wir: "... die weltweite kämpferische Frauenbewegung (muss) eng zusammen arbeiten, sich zusammenschließen und koordinieren, Freundschaft schließen, voneinander lernen und gemeinsam kämpfen."


2012:
Auf der Grundlage der Resolution von Caracas finden in Asien, Afrika und Europa Kontinentalkonferenzen zur Auswertung der 1. Weltfrauenkonferenz und zur Wahl von je zwei Kontinentalkoordinatorinnen und Stellvertreterinnen statt. Die Hauptaufgabe der Koordinatorinnen ist die Koordinierung der Vorbereitung der 2. Weltfrauenkonferenz in Verbindung mit der Stärkung der kämpferischen Frauenbewegung der Region und des Kontinents sowie die Verbindung zum weltweiten Komitee. Diese große Herausforderung erfordert einen ständigen internationalen Kontakt, Austausch und Absprachen.

Das 1. Welttreffen der Koordinatorinnen in Stuttgart schließt den Prozess der Auswertung der 1. Weltfrauenkonferenz ab und nimmt Kurs auf die 2. Weltfrauenkonferenz.


2013:
Das 2. Welttreffen der Koordinatorinnen im Oktober in Johannesburg, Südafrika, fasst weitreichende Beschlüsse für die Vorbereitung der 2. Weltfrauenkonferenz 2016 schon zweieinhalb Jahre davor. Wichtigstes Ergebnis: Die 2. Weltfrauenkonferenz wird in Katmandu, Nepal, stattfinden.


2014:
In Chemnitz, Deutschland, findet das 3. Welttreffen der Koordinatorinnen statt und bekräftigt die Beschlüsse von Johannesburg. Ein besonderer Erfolg war die beeindruckende 2. Frauenkonferenz des Mittleren Ostens im September in Diyarbakir, Türkei-Kurdistan. Diese Geburtsstunde der Koordination des Mittleren Ostens zur Weltfrauenkonferenz fand inmitten einer historischen Kampfsituation gegen den faschistischen, extrem frauenfeindlichen "Islamischen Staat" (IS) statt. Trotz der turbulenten Zeiten wollte man unter keinen Umständen die Konferenz verschieben. So hoch wurde ihre Bedeutung angesichts der bevorstehenden 3. Weltkonferenz der Koordinatorinnen zur Vorbereitung der 2. Weltfrauenkonferenz eingeschätzt. Mit dieser erfolgreichen Konferenz gibt es jetzt in fünf Kontinenten/Regionen gewählte Koordinatorinnen und Ersatzkoordinatorinnen - denn im Juli fand auch in Lateinamerika die Wahl von Koordinatorinnen statt.

Die Koordinatorinnen aus den fünf Kontinenten bzw. Regionen vertreten tausende Frauen der kämpferischen Frauenbewegung ihrer Länder und Kontinente im Weltfrauenprozess. Damit hat die Koordination des Weltfrauenprozesses hin zur 2. Weltfrauenkonferenz in Nepal einen großen Schritt gemacht und verkörpert ein wachsendes Potenzial der kämpferischen internationalen Frauenbewegung.

Am 8. Februar fand sehr erfolgreich die 3. Europakonferenz in Paris statt. Die Konferenz beschloss: Wir wollen Frauen aus allen Ländern Europas für die 2. Weltfrauenkonferenz 2016 gewinnen!


2015:
Anfang Februar fand nun die 4. Europakonferenz erfolgreich in Athen statt, organisiert von den griechischen Stahlarbeiterfrauen. Anwesend waren Delegierte aus Deutschland, Frankreich, Griechenland, den Niederlanden, aus Russland, Schweden, Spanien und der Schweiz. Aus Österreich kamen Gastfrauen, Albanien, Serbien, die Ukraine, Dänemark, Irland, England und Tschechien sind am Prozess der Weltfrauenkonferenz beteiligt, konnten aber leider nicht teilnehmen. Wir einigten uns über die weiteren Schritte zur Weltfrauenkonferenz. Neu war ein Beschluss, dass Frauenkampf auch Umweltkampf ist.

Frauen der Welt erklimmen die höchsten Berge! Nehmt teil an der 2. Weltfrauenkonferenz der Basisfrauen und setzt ein eindrucksvolles Zeichen gegen die Ursachen unserer Unterdrückung, gegen das System, das uns zu einem Leben in Ausbeutung und Unterjochung zwingt! Organisieren wir uns, und schließen wir uns zusammen - auch mit allen Befreiungsbewegungen -, um einen Riesenschritt zur Befreiung der Frauen zu machen!


WEBTIPP:
conferenciamundialdemujeres.org

ZU DEN AUTORINNEN:
Angelica Urrutia ist stellvertretende Europakoordinatorin der Weltkonferenz der Basisfrauen.
Anne Wilhelm ist Delegierte der Europakonferenz der Basisfrauen aus Deutschland.

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Quelle:
Frauensolidarität Nr. 131, 1/2015, S. 12-13
Medieninhaberin und Herausgeberin:
Frauensolidarität im C3 - Entwicklungspolitische Initiative für Frauen
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Telefax: 0043-(0)1/317 40 20-406
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Die Frauensolidarität erscheint viermal im Jahr.
Einzelpreis: 6,- Euro plus Porto
Jahresabo: Österreich 20,- Euro;
andere Länder 25,- Euro.


veröffentlicht im Schattenblick zum 30. Juni 2015

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