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FRAUEN/343: Ghana - Arm leben und arm sterben, den meisten Frauen fehlt eine Alterssicherung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. November 2011

Ghana: Arm leben und arm sterben - Den meisten Frauen fehlt eine Alterssicherung

von Paul Carlucci und Jamila Akweley


Accra, 8. November (IPS) - Ein auskömmlicher Ruhestand ist den meisten Frauen in Ghana verwehrt. Obgleich sie sich ihr Leben lang mit ihren informellen Jobs als Stütze der einheimischen Wirtschaft bewährt haben, fallen sie im Alter durch das ohnehin dürftige soziale Netz. Nur Menschen mit festen Arbeitsverhältnissen haben Zugang zur bescheiden ausgestatteten Rentenkasse des westafrikanischen Landes.

In Accras berüchtigtem Slum Old Fadema bestreitet die 67-jährige Mariana Saytou den Lebensunterhalt für sich und drei Kinder mit dem Verkauf von Kolanüssen und Bohnen. Ihr durchschnittlicher Tagesverdienst von umgerechnet knapp 19 US-Dollar muss für Essen, Kleidung und Schulgeld reichen. Drei ihrer vier Kinder zieht sie alleine groß, nachdem ihr Mann sie nach einer Familienfehde verlassen hatte. "Ich bete, dass sie gesund bleiben und für mich sorgen, wenn ich es nicht mehr schaffe", seufzt sie.

"Wir müssen den alten Frauen helfen, denn sie sterben im Elend", fordert Elizabeth Quarcor Akpalu, Geschäftsführerin der zivilen Organisation 'Advocates for Gender Equity'. Doch aus den Bemühungen des Netzwerks für Frauenrechte in Ghana (NETRIGHT), im Rahmen der laufenden Verfassungsänderung einen umfassenderen Begriff von Diskriminierung und Rechten in der angestrebten neuen Verfassung zu verankern, ist nicht viel geworden.

Nach Ansicht von ghanaischen Frauenrechtlerinnen tragen vielerlei Gründe zur miserablen Lage älterer Frauen in ihrem Land bei: Dazu gehören fehlende oder mangelhafte Schulbildung, eine wachsende Tendenz zur Kernfamilie, fehlende sozialpolitische Vorkehrungen sowie die traditionelle Diskriminierung von Frauen. Alle Faktoren zusammen genommen drängten die Mehrheit der Frauen zum Broterwerb in die informelle Wirtschaft ab.


Nur ein Zehntel der Rentenbezieher sind Frauen

Damit erhalten sie keine Chance, Beiträge in die Sozialversicherung (Social Security and National Insurance Trust - SSNIT)) einzuzahlen. Von den Ende 2010 registrierten 107.312 Beitragszahlern aus dem öffentlichen und privaten Sektor waren lediglich 17.229 Frauen.

Nach Angaben des SSNIT-Rechenschaftsberichtes liegen die ausgezahlten Monatsrenten zwischen umgerechnet 26 und über 1.200 Dollar. Von den Spitzenrenten profitieren 94 Männer und elf Frauen. Für mehr als die Hälfte aller Rentenbezieher in Ghana gibt es monatlich weniger als 62 Dollar. Der nationale Rentnerverband kämpft seit Jahren vergeblich um eine Erhöhung der monatlichen Grundrenten auf mindestens 62 Dollar.

Für die Allerärmsten der über 24 Millionen Ghanaer hat die Regierung ihr jährlich wachsendes 'Livelihood Empowerment Against Poverty'-Programm (LEAP) eingerichtet. Es soll Waisen, Behinderte und verarmte Senioren mit fünf bis neun Dollar monatlich unterstützen, die alle zwei Monate ausgezahlt werden. Von den 55.000 Menschen, die es in Anspruch nehmen können, sind 35 Prozent ältere Menschen, darunter 65 Prozent Frauen. (Ende/IPS/mp/2011)


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http://www.globalissues.org/news/2011/11/03/11760

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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. November 2011