Schattenblick → INFOPOOL → POLITIK → SOZIALES


ARBEIT/616: Billig verkauft, teuer bezahlt - Ausbeutung im südafrikanischen Weinanbau (Oxfam)


Oxfam - Pressemitteilung vom 10. Oktober 2017

Billig verkauft - teuer bezahlt: Ausbeutung im südafrikanischen Weinanbau

Neue Oxfam-Studie zeigt katastrophale Arbeitsbedingungen auf Traubenplantagen in Südafrika und die Mitverantwortung deutscher Supermärkte


Arbeiterinnen auf südafrikanischen Traubenplantagen werden giftigen Pestiziden ausgesetzt, leiden unter Hungerlöhnen und mangelnder gewerkschaftlicher Vertretung. Mitverantwortlich ist der enorme Preisdruck deutscher Supermarktketten auf Lieferanten, die ihre Kosten auf die Arbeiterinnen abwälzen. Das zeigt die neue Oxfam-Studie "Billig verkauft - teuer bezahlt". Oxfam fordert, dass Regierungen und Unternehmen Verantwortung übernehmen und die Menschenrechte auch bei ihren Lieferanten in armen Ländern achten.

Für die Studie hat Oxfam gemeinsam mit der südafrikanischen Partnerorganisation Women on Farms Project (WFP) 343 Farmarbeiterinnen auf Traubenplantagen befragt. Die Frauen berichten von unhaltbaren Zuständen: Sie werden diskriminiert und mit Hungerlöhnen abgespeist, riskieren ihre Gesundheit, weil sie giftigen Pestiziden ausgesetzt sind, oft ohne jegliche Schutzbekleidung. Und sie können sich nur schwer zur Wehr setzen, da ihnen verboten wird, an Gewerkschaftstreffen teilzunehmen und Gewerkschafter die Plantagen nicht betreten dürfen.

Supermarktketten drücken Exportpreise ins Bodenlose

Mitverantwortlich an der Situation ist der Preisdruck, den deutsche Supermarktketten auf südafrikanische Exporteure und Produzenten ausüben. Seit dem Jahr 2000 sind die Exportpreise von südafrikanischem Wein nach Deutschland um mehr als 80 Prozent gefallen, die Produktionskosten im Weinanbau sind dagegen in den vergangenen zehn Jahren um fast 50 Prozent gestiegen. Zunehmend wird Wein außerdem statt in Flaschen unabgefüllt in großen Tanks verschifft, was den deutschen Händlern nützt, der südafrikanischen Industrie aber schadet. "Die Supermärkte diktieren ruinöse Preise, diesen Preisdruck geben die Produzenten nach unten weiter: an die Arbeiter/innen, die auf den Plantagen schuften", sagt Studienautorin Dr. Franziska Humbert, Oxfam-Expertin für soziale Unternehmensverantwortung.

Marktmacht: Ja, Verantwortung: Nein

In Deutschland teilen sich die Big Four - Edeka, Rewe, Aldi und Schwarz-Gruppe (Lidl, Kaufland) - über 80 Prozent des Umsatzes im Weinmark. "Die Supermarktketten sind das Nadelöhr, durch das Produzenten ihre Ware auf den deutschen Markt bringen müssen. Sie dürfen sich also nicht aus der Verantwortung stehlen: Wer sagt, wo es langgeht, muss auch für die Folgen geradestehen", so Humbert.

Menschenrechte sind nicht verhandelbar

Oxfam fordert, dass Supermarktketten und Importeure dafür sorgen, dass ihre Lieferanten die Menschenrechte einhalten. Auch die neue Bundesregierung muss aktiv werden und Supermarktketten und Importeure gesetzlich dazu verpflichten, die Einhaltung von Menschenrechte bei ihren Lieferanten und Produzenten sicherzustellen.


Hintergrund:
  • In der Kampagne "Make Fruit Fair!" setzt sich die internationale Nothilfe- und Entwicklungsorganisation Oxfam für die Rechte von Arbeiter/innen auf Obstplantagen ein. Außer in Südafrika hat Oxfam auch in anderen Ländern ähnliche Missstände aufgedeckt, etwa auf Bananen- und Ananasplantagen in Ecuador und Costa Rica oder im Mangoanbau in Peru.
  • Seit 2009 arbeitet Oxfam Deutschland e.V. mit der Frauenorganisation Women on Farms Project (WFP) zusammen, die die Befragungen für die Studie durchgeführt hat und sich für die Rechte von Farmarbeiterinnen in Südafrika einsetzt. WFP engagiert sich einerseits politisch, beispielsweise für die Durchsetzung von angemessenen Löhnen. Andererseits unterstützt WFP Farmarbeiterinnen ganz konkret dabei, Gemüse anzubauen, ihre Rechte einzufordern und Diskriminierung zu überwinden.

*

Quelle:
Pressemitteilung vom 10. Oktober 2017
Oxfam Deutschland e.V.
Am Köllnischen Park 1, 10179 Berlin
Telefon: +49 - 30 - 453069-0, Telefax: +49 - 30 - 453069-401
E-Mail: info@oxfam.de
Internet: www.oxfam.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2017

Zur Tagesausgabe / Zum Seitenanfang