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AFRIKA/1900: Ghana - Riesiger Bauauftrag für südkoreanischen Konzern (SB)


Naturalien gegen Häuser?

Ghana und die Unternehmensgruppe STX halten Einzelheiten eines 10-Mrd.-Dollar-Vertrags zum Bau von 200.000 Häusern zurück


Die südkoreanische Unternehmensgruppe STX hat mit der ghanaischen Regierung einen Vertrag über den Bau von 200.000 Häusern abgeschlossen. Das Auftragsvolumen beläuft sich auf zehn Milliarden Dollar. Die Häuser sollen zwischen 2010 und 2015 in zehn Städten, einschließlich der Hauptstadt Accra, errichtet werden. [1]

Einzelheiten über die Zahlungsmodalitäten sind nicht bekannt. Die unter anderem mit Schiffbau befaßte STX Group will ein Joint Venture gründen, "um sich die Kosten für das Projekt mit der Regierung Ghanas zu teilen", heißt es kryptisch. Warum sollten sie sich die Kosten teilen, wenn die Regierung der Auftraggeber und STX der Auftragnehmer ist? Möglicherweise wird ein Teil der Summe in Naturalien ausgezahlt. Ein ghanaisches Regierungsmitglied, das namentlich nicht genannt werden wollte, deutete an, daß Ghana einen Teil der Summe mit Erdöl und Gold begleichen wolle. [2]

Oder vielleicht auch mit landwirtschaftlicher Fläche? Darüber ist nichts bekannt. Falls es aber zutrifft, würden die Vertragspartner vermutlich deshalb nicht darüber sprechen, weil es Proteste seitens der Bevölkerung geben könnte. So wie Anfang dieses Jahres in Madagaskar. Die dortige Regierung wollte dem südkoreanischen Konzern Daewoo Logistics fast die Hälfte der gegenwärtigen landwirtschaftlichen Fläche der Insel für 99 Jahre überlassen. Dort hätte Daewoo Reis angebaut, der nach Südkorea exportiert worden wäre. Als Gegenleistung hätte Madagaskar fast nichts erhalten. Daewoo hätte sich anscheinend nur dazu verpflichtet, Infrastruktureinrichtungen wie Bahntrassen, Straßen und Hafenanlagen (deren Bau ohnehin zum raschen Abtransport der Waren erforderlich gewesen wäre) und Schulen (um den sozialen Frieden zu wahren) zu bauen. Der geplante Vertragsabschluß war einer der Gründe, warum die Regierung gestürzt wurde.

Die STX Group bietet Ghana technologische Unterstützung zur Stärkung der Konkurrenzfähigkeit bei schiffbauverwandten Industrien an. [2] Und Südkoreas Regierung teilte mit, sich an weiteren Infrastrukturprojekten in den Subsaharastaaten beteiligen zu wollen. Im Gegenzug ist Seoul sehr an landwirtschaftlicher Fläche interessiert und hat auch schon einige Pachtverträge abgeschlossen. Wobei nicht alle so einseitig zu Lasten der afrikanischen Bevölkerung ausgelegt sind wie der Vertrag zwischen Daewoo und Madagaskar. Jedenfalls heißt es nun in einer Erklärung der südkoreanischen Regierung, Korea mangele es an natürlichen Ressourcen; deshalb richte es seine Aufmerksamkeit auf den afrikanischen Kontinent. [1]

90.000 Häuser will Ghanas Regierung behalten, der Rest soll verkauft werden. Das Bauland wird von der Regierung zur Verfügung gestellt, für Ausrüstung und Baumaterialien werden keine Steuern erhoben, und 30 Prozent der Beschäftigen werden Einheimische sein. Der Wohungsbedarf wird in Ghana mit eine Million Einheiten veranschlagt, das heißt, trotz des Volumens des Vertrags kann nur ein kleiner Teil des Mangels behoben werden.

Wie viele andere afrikanische Länder auch besitzt Ghana etwas, von dem manche wohlhabenderen Staaten nicht genügend haben: Landwirtschaftlich nutzbare Fläche. Südkorea ist ein Nahrungsimportland. Um Hunger zu vermeiden und einen relativ hohen Lebensstandard zu gewährleisten, muß es seine Nahrung im Ausland produzieren. Da fällt der Blick auf die afrikanischen Länder, ungeachtet dessen, daß in vielen von ihnen Hunger herrscht und die landwirtschaftliche Fläche eigentlich genutzt werden sollte, um die eigene Bevölkerung zu ernähren. Ob das Bauprojekt in Ghana ebenfalls den Aspekt des "Landraubs" enthält, darüber liegen zur Zeit noch keine Informationen vor.


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Anmerkungen:

[1] "South Korea in $10bn Ghana homes deal", 9. Dezember 2009
http://news.bbc.co.uk/2/hi/africa/8403774.stm

[2] "STX Strikes $10 Billion Housing Deal in Ghana", Korea Times, 9. Dezember 2009
http://www.koreatimes.co.kr/www/news/biz/2009/12/123_56972.html

11. Dezember 2009