Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → REDAKTION

AFRIKA/1814: Tunesien exportiert "Grüne Energie" nach Italien (SB)


Tunesien - Exporteur des "Rohstoffs" Solarenergie


Tunesien wird demnächst "grüne" Energie über ein Seekabel nach Süditalien schicken. Die Kapazität der Verbindung liegt zunächst bei 200 MW, das Projekt hat jedoch eine Gesamtkapazität von 1000 MW, was bereits der Leistung eines Kernreaktors mittlerer Größe entspricht.

Das Projekt werde Italien zu Energiesicherheit verhelfen und gleichzeitig Tunesien in das europäische Stromnetz integrieren, erklärte Corrado Clini vom italienischen Umweltministerium während eines Runden Tischs des Mediterranean Centre of Renewable Energies (MEDREC) in Tunis, wie Tunisia Online am 27. März dieses Jahres meldete. Das Projekt sei aufgrund einer neuen Gesetzgebung in Europa entstanden.

Am 26. Januar 2004 hatten Vertreter Italiens und Tunesiens eine gemeinsame Erklärung zur Zusammenarbeit auf dem Feld der Erneuerbaren Energien unterzeichnet. Zu diesem Zweck sollte in Tunis das MEDREC aufgebaut werden, das mit vergleichbaren Umwelt- und Energieinstitutionen in Ägypten, Algerien, Libyen und Marokko zusammenarbeiten sollte. Der tunesische Minister für Industrie, Energie und kleine und mittlere Unternehmen, Afif Chelbi, erklärte jetzt, daß durch die italienisch-tunesische Zusammenarbeit zwischen 2004 und 2008 die Fläche an Solarzellen in seinem Land von 8.000 auf 80.000 Quadratmeter zugenommen hat. Darüber hinaus kündigte er an, daß Tunesien das Ziel verfolge, seinen Primärenergieverbrauch bis 2011 um rund 20 Prozent zu senken. Durch neue gesetzliche Bestimmungen werde die Herstellung von Erneuerbaren Energien begünstigt.

Falls es der italienisch-tunesischen Partnerschaft gelingt, nicht nur die Energieversorgung Italiens, sondern auch die der tunesischen Bevölkerung entscheidend zu verbessern, wäre ein solcher Stromexport von Afrika nach Europa nicht so kritisch zu betrachten. Es hat jedoch den Anschein, als solle Tunesien, das hinsichtlich der Gewinnung von Solarenergie ein noch günstigerer Standort ist als Italien, als bloßes Ressourcenland dienen, das Flächen zur Verfügung stellt, auf denen "sauberer" Solarstrom für Europa generiert wird. Denn wenn demnächst tatsächlich 200 MW elektrische Energie in das Seekabel nach Europa eingespeist werden, bleibt für Tunesien womöglich nicht mehr viel übrig an "grüner" Energie, die mit Hilfe von Solarzellen generiert wird.

6. April 2009