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STANDPUNKT/846: Venezuela - "Der Begriff 'humanitär' manipuliert" (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Venezuela: "Der Begriff 'humanitär' manipuliert"


(Mexiko-Stadt, 26. Februar 2019, Desinformémonos) - Der Vorsitzende des kolumbianischen Roten Kreuz, Christoph Harnisch, lehnt die Bezeichnung "humanitäre Hilfe" im Falle der Hilfslieferungen von der venezolanischen Opposition - unter Führung von Juan Guaidó und mit Unterstützung der USA und Kolumbien - ab. Denn hinter diesen Lieferungen stehe ein politisches Interesse. "Es ist sehr wichtig die Ziele der humanitären Hilfe zu kennen und das darf ausschließlich humanitär begründet sein. Keine anderen Beweggründe dürfen die humanitäre Hilfe beeinflussen. (...) Sie muss sich nach den Bedürfnissen der am stärksten Betroffenen richten," erklärte Harnisch in einem Interview mit der kolumbianischen Zeitschrift Semana. Der Leiter des Roten Kreuzes in Kolumbien fügte hinzu: "Damit die humanitäre Hilfe die größtmögliche Wirkung erzielen kann, muss sie neutral und unabhängig sein. Derjenige, der die Hilfe verteilt, muss unabhängig entscheiden können, wem die Hilfe zukommen soll. Die Verteilung muss im Anschluss an eine sorgfältige Bedarfsanalyse unparteiisch erfolgen."


Humanitäre Hilfe darf nicht für politische Zwecke eingesetzt werden

"Der Begriff der humanitären Hilfe wird von allen Seiten manipulativ verwendet. 'Humanitär' darf kein umstrittener Begriff sein. Er darf nur im Zusammenhang mit den Interessen der Menschen eingesetzt werden. (...) Es ist unnötig, Bedingungen zu schaffen, die eine Lösung im Interesse aller erschwert (...)", erklärte Harnisch. Schließlich folgert er: "Wichtiger als die Benennung der Hilfslieferungen - als humanitär oder nicht - ist die Frage: Entsprechen die Hilfslieferungen den Bedürfnissen der Menschen? Welches Ziel wird damit verfolgt, Hilfslieferungen an der Grenze abzuladen und dann zu sagen, ihr müsst sie verteilen? Gibt es auf der anderen Seite der Grenze ausreichende organisatorische Strukturen, um das zu leisten? Das ist für uns ein sehr wichtiges Kriterium: Wer macht das? Gehen die Lieferung tatsächlich an jene, die sie am meisten benötigen? Das Ganze hat dazu geführt, dass wir gesagt haben, okay, es wurde ohne uns geplant und da gibt es keinen Platz für uns."

Das Internationale Komitee des Roten Kreuzes hat sich weltweit den Ruf einer neutralen Organisation erarbeitet, dessen Mission es ist, jenen zu helfen, die sich in Kriegssituationen befinden und deren Menschenrechte in Gefahr sind. Die Container, die sich an der venezolanischen Grenze in Cucutá befinden, wurden von einer Gruppe Staaten geschickt (den USA und der Lima Gruppe), deren Ziel es ist, die venezolanische Regierung abzusetzen. Dabei handelt es sich um ein politisches und nicht um ein humanitäres Ziel. Die Hilfslieferung entspricht somit nicht den Prinzipien der Unvoreingenommenheit und Neutralität, die die Grundlage des Internationalen Roten Kreuzes bilden.

Mit Informationen von La Iguana TV


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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. März 2019

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