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MELDUNG/014: Syrien - Forderungen nach Rückkehr von Flüchtlingen sind realitätsfern (Caritas)


Caritas Pressemitteilung vom 12. März 2018

Syrien: Forderungen nach Rückkehr von Flüchtlingen sind realitätsfern

Drei Millionen Menschen weitgehend von Hilfe abgeschnitten - Infrastruktur in ehemaligen Kampfgebieten auf Jahre zerstört


Berlin, 12. März 2018. Caritas international hat Forderungen nach der Rückkehr von Flüchtlingen nach Syrien zurückgewiesen. "Derzeit sind allein drei Millionen Menschen in belagerten oder schwer erreichbaren Regionen von lebenswichtiger Hilfe abgeschnitten. Hinzu kommt, dass die Infrastruktur in vielen ehemaligen Kampfgebieten völlig zerstört wurde", sagte Peter Neher, Präsident des Deutschen Caritasverbandes, am Montag in Freiburg.

Rufe nach einer Rückkehr von syrischen Flüchtlingen in ihr Heimatland seien realitätsfern. In einem großen Teil des Landes müssten die Menschen auch sieben Jahre nach Kriegsbeginn um ihr Leben fürchten und selbst in weniger umkämpften Gebieten würden immer wieder sicherheitsrelevante Vorfälle gemeldet.

Außerdem sei es so, dass jeder junge Mann, der in das Land zurückkehrt, große Gefahr laufe, von der Regierungsarmee oder den Milizen zwangsrekrutiert zu werden. "Wir können nicht wollen, dass diese Menschen in einen sinnlosen Krieg gezogen werden." Darüber hinaus habe nicht nur ein Großteil der Menschen in den aktuellen oder ehemaligen Kriegszonen sein Zuhause verloren, sondern auch die Lebensgrundlage. "Viele Bewohner dieser Gegenden haben keine Arbeit mehr und können ihre Familie nicht mehr ernähren und auch die medizinische Versorgung ist desaströs", betonte Neher.

"Unter anderem aus Städten wie Aleppo wissen wir zudem, dass neben Häusern und Straßen auch fast die gesamte Wasser- und Stromversorgung zerstört wurde", so Neher. Und ein Wiederaufbau liege in weiter Ferne. "Dazu sind riesige städtebauliche Projekte erforderlich, was selbst in Friedenszeiten eine enorme Herausforderung wäre."

Einmal mehr kritisierte das Hilfswerk des Deutschen Caritasverbandes, dass die Konfliktparteien sich weder auf eine Waffenruhe noch auf humanitäre Korridore verständigen wollen. "Es ist ein barbarischer Akt, dass Hilfsorganisationen der Zugang zu Menschen verwehrt wird, die physisch wie psychisch völlig ausgezehrt sind - und teilweise auch die Helferinnen und Helfer selbst zum Ziel werden", sagte Neher.

Die Mitarbeitenden der Caritas Syrien unterstützen die Menschen in ihrem Land seit Ausbruch des Bürgerkrieges im März 2011. Mehr als 13 Millionen Syrerinnen und Syrer sind seitdem auf humanitäre Hilfe angewiesen, etwa 5,5 Millionen sind ins Ausland geflohen, die Mehrzahl davon in die unmittelbaren Nachbarländer Türkei, Jordanien und in den Libanon. Caritas international unterstützt die Arbeit der Caritas Syrien und weiterer lokaler Partner in Damaskus und Umgebung, in Aleppo, Homs, Tartous, Latakia, Idlib und im Nordosten Syriens in der Provinz al Jziré.

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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. März 2018
Deutscher Caritasverband e.V.
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Redaktion:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. März 2018

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