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KRIEG/1402: Human Security Report 2009 lenkt vom Grundkonflikt ab (SB)



Unter den Menschen herrscht ein mörderischer Konflikt, der sich durch alle Länder über sämtliche Kontinente hinweg erstreckt. Weder wird er durch den Begriff "Krieg" angemessen beschrieben, noch steht er in einem antagonistischen Verhältnis zu "Frieden". In Zeiten des Krieges gleichermaßen wie des Friedens fordert er Opfer in großer Zahl. Die Rede ist vom Konflikt der vorenthaltenen, verwehrten oder auf andere Weise geraubten Überlebensvoraussetzungen - alle unterschiedslos in der Konsequenz tödlich. Mehr als eine Milliarde Menschen muß regelmäßig hungern, weitere zwei Milliarden sind verarmt. Die Zahl der Hungernden steigt und steigt, pro Tag sterben zwischen 50.000 und 100.000 Menschen, weil sie nicht genug zu essen haben.

Wenn nun im Human Security Report 2009, der diese Woche von der Simon Fraser University im kanadischen Vancouver herausgegeben wurde, berichtet wird (http://www.humansecurityreport.info/2009Report/2009Report_Complete.pdf), daß die kriegsbedingten Todesfälle weltweit dramatisch zurückgegangen sind, dann werden der menschliche Grundkonflikt und seine Folgen ignoriert. Erst unter der Voraussetzung solch einer massiven Ausblendung lassen sich Differenzierungen vornehmen, wonach "kriegsbedingte" Todesfälle in den letzten Jahren "dramatisch" abgenommen haben. Solche Angaben sagen jedoch nur etwas darüber aus, daß der Grundkonflikt der Menschheit inzwischen mit anderen Waffen und nach anderen Methoden ausgetragen wird als zuvor.

Was allerdings keine neue und auch keine überraschende Erkenntnis ist. Die Zivilisationsgeschichte der Menschen hat verschiedene Phasen durchlaufen; ihre Kontinuität ergibt sich allenfalls daraus, daß die Herrschaft des Menschen über den Menschen qualifiziert wurde. Die Sicherung des eigenen Überlebens zu Lasten des anderen, von keiner anderen Art auch nur ähnlich exzessiv betrieben wie von der menschlichen, erweist sich schließlich als treibendes Moment dieser Entwicklung.

Welche Veränderungen auch immer in der Kriegführung stattfanden und welche Form die bewaffneten Konflikte angenommen haben - ob nationale Militärapparate oder regionale Milizen gegeneinander antraten -, deren Opfer plus denen aus den sogenannten Friedenszeiten zusammengerechnet beweisen, daß sich der Grundkonflikt der Menschen laufend weiter zuspitzt. Auch wenn, wie im Report festgehalten, Kinder in Konfliktgebieten medizinisch inzwischen besser versorgt werden, alles in allem nimmt die Verelendung und Not unter Kindern wie Erwachsenen zu.

21. Januar 2010