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WISSENSCHAFT/1207: Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014 (idw)


Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 17.02.2014

Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014 für zehn junge Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler

• Wichtigste Auszeichnung für Forschernachwuchs
• Verleihung am 12. Mai in Berlin



Die diesjährigen Trägerinnen und Träger des wichtigsten Preises für den wissenschaftlichen Nachwuchs in Deutschland stehen fest. Der von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) und dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) berufene Auswahlausschuss wählte jetzt in Bonn drei junge Wissenschaftlerinnen und sieben junge Wissenschaftler für die "Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014" aus. Sie erhalten die mit je 20 000 Euro dotierte Auszeichnung am 12. Mai in Berlin.

Die Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014 gehen an:

• Eric Bodden, Informatik, Technische Universität Darmstadt

• Wim Decock, Rechtsgeschichte, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt

• Dorothee Dormann, Biochemie, Ludwig-Maximilians-Universität München

• Nico Eisenhauer, Biologie/Ökologie, Universität Jena

• Bent Gebert, Literaturwissenschaft, Universität Konstanz

• Silvia Gruhn, Neurobiologie/Mathematik, Universität zu Köln

• Daniel Meyer, Fertigungsverfahren, Universität Bremen

• Laura Na Liu, Nanowissenschaften, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart

• Marc D. Walter, Anorganische Molekülchemie, Technische Universität Braunschweig

• Sönke Zaehle, Biogeochemie, Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena

Der Heinz Maier-Leibnitz-Preis wird seit 1977 jährlich an hervorragende junge Forscherinnen und Forscher verliehen - als Anerkennung und zugleich als Ansporn, ihre wissenschaftliche Laufbahn gradlinig fortzusetzen. Der Preis ist benannt nach dem Atomphysiker und früheren DFG-Präsidenten Professor Heinz Maier-Leibnitz, während dessen Amtszeit von 1974 bis1979 er aus der Taufe gehoben und erstmals vergeben wurde. Die Auszeichnung gilt nicht nur als die wichtigste ihrer Art für den Forschernachwuchs in Deutschland; in einer Umfrage der Zeitschrift "bild der wissenschaft" wählten die großen Forschungsorganisationen den Heinz Maier-Leibnitz-Preis zum drittwichtigsten Wissenschaftspreis in Deutschland überhaupt - nach dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis der DFG und dem Deutschen Zukunftspreis des Bundespräsidenten.

Diesem hohen Renommee trugen die DFG und das BMBF im vergangenen Jahr Rechnung, indem sie die Zahl der Preise und das Preisgeld erhöhten. Statt sechs können seitdem pro Jahr zehn Preise vergeben werden. Das vom BMBF zur Verfügung gestellte Preisgeld wurde zudem von 16 000 auf 20 000 Euro pro Preis erhöht.

Für die diesjährige Preisrunde waren insgesamt 147 Kandidatinnen und Kandidaten aus allen Fachgebieten vorgeschlagen worden. Von den nominierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern kamen 53 in die engere Wahl, aus der der Auswahlausschuss schließlich die zehn Preisträgerinnen und Preisträger bestimmte. "Dabei lagen uns in diesem Jahr sehr viele besonders herausragende Nominierungen vor. So hätten wir durchaus sogar noch mehr als zehn Preise vergeben können", hob die Vorsitzende des Auswahlausschusses, DFG-Vizepräsidentin Professor Dorothea Wagner, nach der Entscheidung hervor.


Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger im Einzelnen:

Eric Bodden (33), Informatik, Technische Universität Darmstadt
Der Informatiker Eric Bodden forscht im Bereich des Secure Software Engineerings und beschäftigt sich dort mit der Fragestellung, wie Software schon während des Entwicklungsprozesses mit spezifischen Sicherheitseigenschaften ausgestattet werden kann. In dieselbe Richtung geht seit 2012 auch Boddens Arbeit im Rahmen einer Emmy Noether-Gruppe unter dem Titel "Beweisbar sichere Programmausführung durch deklarativ definierte dynamische Programmanalysen". Aktuell beschäftigt sich Bodden vor allem mit dem Bereich der Sicherheit von mobilen Apps. Dabei liegt der Fokus auf Smartphones mit dem Betriebssystem Android.

Wim Decock (30), Rechtsgeschichte, Max-Planck-Institut für europäische Rechtsgeschichte, Frankfurt
Der Forschungsschwerpunkt des aus Belgien stammenden Rechtshistorikers Wim Decock liegt in der Epoche der Frühen Neuzeit im 16.-17. Jahrhundert. Seine Studien widmet Decock dabei hauptsächlich den Theologen und Juristen der Spätscholastik. Der Stellenwert der Spätscholastik in der Entwicklung der modernen europäischen Rechtsordnungen ist während der letzten Jahrzehnte zwar bereits wiederholt thematisiert worden - Decock hat dazu aber nun erstmals ein umfassendes Standardwerk vorgelegt. In diesem hebt er die besondere Bedeutung der damaligen katholischen Theologen für das moderne Vertragsrecht hervor.

Dorothee Dormann (37), Biochemie, Ludwig-Maximilians-Universität München
Die Biochemikerin Dorothee Dormann hat bereits während ihrer Postdoc-Tätigkeit an der Universität München ihren wissenschaftlichen Fokus auf die Erforschung der molekularen und zellulären Ursachen von neurodegenerativen Erkrankungen gelegt. In einer von ihr seit 2013 geleiteten Emmy Noether-Nachwuchsgruppe werden nun die Transportvorgänge und Pathomechanismen von RNA-bindenden Proteinen in neurodegenerativen Erkrankungen untersucht. Die Ergebnisse könnten langfristig einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung von Therapiekonzepten leisten.

Nico Eisenhauer (33), Biologie/Ökologie, Universität Jena
In seinen Forschungsarbeiten geht Nico Eisenhauer der grundlegenden Frage nach, wie sich der Globale Wandel auf Biodiversität und Ökosystemfunktionen auswirkt. Dazu analysiert er die Folgen steigender Kohlendioxidkonzentrationen, erhöhter Temperaturen und Stickstoffdepositionen, häufigerer Dürreereignisse und der Etablierung gebietsfremder Arten. Mit seinen bisherigen Arbeiten konnte Eisenhauer dabei das Verständnis der Wechselbeziehungen von Pflanzen mit Bodentieren und von den komplexen Interaktionen in mikrobiellen Gemeinschaften des Bodens bereits maßgeblich erweitern.

Bent Gebert (33), Literaturwissenschaft, Universität Konstanz
Der Literaturwissenschaftler Bent Gebert widmet sich der Mythosforschung - und damit einem in die verschiedensten Diskurstraditionen ausgreifenden Themenfeld der Wissenskulturen und der gesamten Wissensforschung zugleich. Mit seinen Forschungen zum Mythos als Wissensform hat Gebert dabei die mediävistische Mythosforschung erheblich vorangetrieben. Mittels subtiler Textbeobachtungen zeigt er, dass die wachsenden Wissensansprüche spätmittelalterlichen Erzählens poetologische, also dichterische Konsequenzen haben. Aktuell befasst sich Gebert mit der Rekonstruktion "kultureller Logiken" des Wettkampfs innerhalb der mittelalterlichen Literatur.

Silvia Gruhn (34), Neurobiologie/Mathematik, Universität zu Köln
Eine Verbindung zwischen der angewandten Mathematik und der experimentellen Biologie schafft Silvia Gruhn. Sie hat sich sowohl mit der Modellierung der Hämodynamik - dem Blutfluss in den Blutgefäßen - innerhalb des menschlichen Gehirns als auch mit der Kontrolle eines komplexen Verhaltens, nämlich der Laufbewegungen von Insekten, befasst. Letztere untersucht sie seit 2009 als Nachwuchsgruppenleiterin im Emmy Noether-Programm. In ihren Simulationen benutzt Gruhn sämtliche relevanten Parameter des biologischen Organismus, darunter die zellulären Eigenschaften von Neuronen und sogar die biomechanischen Eigenschaften der Muskeln und ihre unterschiedlichen Zusammensetzungen.

Daniel Meyer (34), Fertigungsverfahren, Universität Bremen
Untersuchungen der Auswirkungen von Fertigungsprozessen auf Oberflächeneigenschaften können dazu beitragen, Bauteile mit höherer Leistungsfähigkeit herzustellen und die bislang eingesetzten Fertigungsverfahren zu verbessern. Der studierte Biologe Daniel Meyer forscht genau innerhalb dieses Spannungsfeldes von naturwissenschaftlichen Wirkmechanismen und ingenieurwissenschaftlichen Fragestellungen. Seine multidisziplinäre Herangehensweise in Kombination mit einer aufwendigen experimentellen Verifikation hat neue Möglichkeiten geschaffen, Stoffeigenschaften ressourcenschonend zu ändern. Das von ihm erstmals publizierte "kryogene Walzen" ist dabei nur eine der denkbaren Umsetzungen seiner theoretischen Grundlagen.

Laura Na Liu (34), Nanowissenschaften, Max-Planck-Institut für Intelligente Systeme, Stuttgart
Laura Na Liu forscht auf dem sich rasch entwickelnden Feld der Nanophotonik, in dem versucht wird, Licht jenseits der Beugungsgesetze zu kontrollieren und nutzbar zu machen. Vor allem ihre Arbeiten zu plasmonischen Sensorkonzepten und plasmonischen Nanolinealen sind dort von nachhaltiger Bedeutung, ebenso ihre Weiterentwicklung in den Präparationstechniken der Nanostrukturen. Aktuell liegt der Forschungsschwerpunkt der Nanowissenschaftlerin auf DNA-Nanotechnologie und biomolekularen Applikationen. Auch hier zeigt sich ihr Gespür, neuartige Herstellungsansätze für nanooptische Applikationen zu erzeugen.

Marc D. Walter (36), Anorganische Molekülchemie, Technische Universität Braunschweig
Der Chemiker Marc D. Walter beschäftigt sich mit der ganzen Bandbreite der metallischen Elemente von Erdalkalimetallen bis hin zu Actiniden. Sein Schwerpunkt liegt dabei auf experimentellen, theoretischen und spektroskopischen Arbeiten zur Charakterisierung dia- und paramagnetischer Organometallverbindungen. Seit 2010 untersucht Walter in Braunschweig im Rahmen einer Emmy Noether-Gruppe die Synthese und Charakterisierung von Halbsandwich-Komplexen des Eisens. Die dabei gewonnenen Erkenntnisse sind von großer Bedeutung für die Erweiterung der Systematik und das tiefere Verständnis der klassischen Organometallchemie.

Sönke Zaehle (36), Biogeochemie, Max-Planck-Institut für Biogeochemie, Jena
In seinen Forschungen integriert der Biogeochemiker Sönke Zaehle die Stickstoffdynamik in globale Vegetationsmodelle. Diese Modelle bilden eine wichtige Grundlage, um erste Abschätzungen zur limitierenden Wirkung des Stickstoffs auf das Wachstum der Landbiomasse und Auswirkungen auf den Kohlenstoffhaushalt vornehmen zu können. Darüber hinaus können mit ihnen Veränderungen unter dem Einfluss des Klimawandels besser nachvollzogen werden. Auch im Hinblick auf die Ernährungssicherheit und die Rolle des Stickstoffs in Agrarsystemen, die weltweit die flächenmäßig größte Landnutzungsform darstellen, sind Zaehles Forschungsarbeiten bedeutsam.

Weiterführende Informationen
Die Verleihung der Heinz Maier-Leibnitz-Preise 2014 findet am 12. Mai, 14 Uhr, im Kaiserin-Friedrich-Haus, Robert-Koch-Platz 7, 10115 Berlin, statt.

Ausführliche Informationen zum Preis und den bisherigen Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich unter:
www.dfg.de/maier-leibnitz-preis

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution306

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Marco Finetti, 17.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Februar 2014