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MILITÄR/921: Wie zu Zeiten des Kalten Krieges - 2.000 Nuklearsprengköpfe abschussbereit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. Februar 2013

Rüstung: Wie zu Zeiten des Kalten Krieges - 2.000 Nuklearsprengköpfe abschussbereit

von Jamshed Baruah



Berlin, 21. Februar (IPS/IDN*) - Dem UN-Institut für Abrüstungsforschung zufolge verfügen die USA und Russland auch nach dem Ende des Kalten Krieges vor mehr als 20 Jahren über eine Vielzahl von Kernwaffen, die in Minutenschnelle in Anschlag gebracht werden können.

In beiden Staaten sowie in Frankreich und Großbritannien stehen derzeit insgesamt 2.200 atomare Sprengköpfe zum Abschuss bereit. Die Zahl übersteigt diejenigen aller anderen Atomwaffenländer zusammengenommen, heißt es in einem Bericht des UN-Instituts.

"Dieses derzeitige Alarmbereitschaftslevel, das auf die Denkweise des Kalten Krieges zurückzuführen ist, weit über die derzeitigen und vorhersehbaren Sicherheitsbedürfnisse hinausgeht und sämtliche Bemühungen um eine Verringerung der Bedeutung und Rolle von Atomwaffen torpediert, wird durch eine zyklische (wenngleich falsche) Logik aufrechterhalten", bilanzieren die Autoren des Reports Matthew McKinzie vom 'Natural Resources of Defense Council' und Hans M. Kristensen, der das Nuklearinformationsprojekt der 'Federation of American Scientists' (FAS) leitet.


Altes Misstrauen

"Die US-Atomwaffen werden in Einsatzbereitschaft belassen, weil die russischen Atomwaffen einsatzbereit sind. Anders gesagt: Wären die Atomwaffen nicht einsatzbereit, wäre es nicht erforderlich, die Atomwaffen in Alarmbereitschaft zu belassen", so die beiden Experten. Sie sind überzeugt, dass die internationale Gemeinschaft eine Reduzierung der Einsatzfähigkeit der Atomwaffen begrüßen würde. Auch gebe es viele Militäroffiziere a. D., die eine Abrüstung der scharfen Waffen auf Grundlage einer sorgsamen Planung für durchaus möglich hielten.

Doch dem neuen Bericht zufolge hält das politische Establishment an der alten Sichtweise fest, wonach abschussbereite Atomsprengköpfe den Gefahren von Krise und Instabilität vorbeugen können. Bezweifelt werde zudem, dass man die Bestände abschussbereiter Atomwaffen der anderen Länder kontrollieren könne.

Der derzeitige US-Plan der nuklearen Abschreckung zielt sowohl auf die Fähigkeit, Atomangriffe durchzuführen, als auch auf die Abwehr möglicher Kernwaffenanschläge. Den Autoren des neuen Berichts zufolge sollten diejenigen, die eine Entschärfung der abschussbereiten Atomsprengköpfe befürworten, die Dualität der US-Strategie im Hinterkopf behalten. Andernfalls werde es ihnen nicht gelingen, die Argumente der Gegner zu entkräften.

Es sei falsch anzunehmen, dass schnell einsatzfähige Atomwaffen eine mögliche Konflikteskalation verhindern könnten. Ebenso unrealistisch sei es davon auszugehen, dass sich die Gefahr eines Atomkriegs ohne weiteres abwenden ließe.

Der Besitz einsatzfähiger Waffen der großen Nuklearstaaten werde kleinere Atomwaffenländer ohne abschussbereite Waffen kaum zum Stillhalten, sondern diese, wie im Fall China geschehen, zur Entwicklung mobiler Nuklearsysteme animieren, um die eigene Anfälligkeit für einsatzfähige Atomwaffen des Gegners zu verringern. Auch wenn ein kleines Atomwaffenland kaum in der Lage sei, den Sieg davonzutragen, könne es immer noch einen beträchtlichen Schaden anrichten. (Ende/IPS/kb/2013)

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IPS-Tagesdienst vom 21. Februar 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. Februar 2013