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MILITÄR/893: Israel - Der Raketenfänger, Aschkelon sucht Schutz unter dem 'Eisernen Schirm' (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 21. April 2011

Israel: Der Raketenfänger - Aschkelon sucht Schutz unter dem 'Eisernen Schirm'

Von Pierre Klochendler


Aschkelon, Israel, 21. April (IPS) - Da steht es nun, mitten im Grünen am Stadtrand von Aschkelon: das erste Exemplar des seit 2006 entwickelten israelischen Raketenabwehrsystems 'Iron Dome'. Es soll die beschauliche israelische Mittelmeerstadt und ihre 130.000 Bewohner vor Raketenbeschuss aus dem zwölf Kilometer entfernten palästinensischen Gazastreifen schützen.

Landesweit werden nach Schätzungen der US-Luftwaffe 13 solcher Raketenfänger benötigt. Der Stückpreis liegt bei 100.000 US-Dollar. Nach Angaben der israelischen Regierung sollen bis Ende 2012 vier weitere Abfanganlagen den Schutzschild erweitern. Das Repräsentantenhaus in Washington hat Israel zur Unterstützung des Armeeprojektes weitere 205 Millionen Dollar bewilligt.

Im Süden Israels lebt eine Million Menschen in Reichweite der von Hamas und anderen Palästinensergruppen abgefeuerten Geschosse. Israelische Militärkreise warnen vor einer Bedrohung durch Raketen aus dem Gazastreifen und Libanon, die mit zunehmender Reichweite auch mitten im Land einschlagen könnten.

"Unsere Streitkräfte beschützen uns. Und dafür können wir nicht dankbar genug sein", freute sich ein Bürger Aschkelons über Israels jüngsten Aufrüstungsbeitrag. Die erste Feuerprobe hat der Iron Dome bereits bestanden. Am 7. April holte er eine Grad-Rakete vom Himmel, einen Tag später machte er drei gleichzeitig abgefeuerte Geschosse unschädlich.

Mit Kameras und Radar erfasst das System die Rakete im Anflug, bestimmt ihre Flugbahn und übermittelt die Informationen an ein Kontrollzentrum, das die mögliche Einschlagstelle errechnet und die Rakete im Flug abfängt. "Es geht ganz schnell" berichtete ein Anwohner, der von seinem Balkon aus den Raketenfänger im Blick hat. "Zuerst heulen die Sirenen, dann hört man das Getöse des Iron Dome, und nach einem Feuerschlag ist Sekunden später alles vorbei."

Der Militärpsychologe Ra'anan Gission verwies auf den psychologischen Aspekt des Iron Dome. Er solle die israelische Bevölkerung in ihrer Wehrhaftigkeit bestärken. "Das System dient zudem der Abschreckung. Wir sagen der Hamas: Ihr werdet scheitern, wenn ihr versucht, uns mit Raketen zu treffen", erklärte er.


Schutz durch Gespräch

Kritiker in Israel warnen, die kostspielige Anlage, die pro Einsatz Zehntausende Dollar kostet, werde große Löcher in Israels Finanzen reißen. Sie verweisen zudem auf die Kassam-Raketen, die bereits für ein paar hundert Dollar zu haben sind. Zudem sei zu befürchten, dass sich die internationale Öffentlichkeit weiter von Israel abwende, solange die Regierung von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu militärisch operiere anstatt die Verhandlungen mit den Palästinensern fortzusetzen. "Wenn sie versuchte, sich mit den Palästinensern an einen Tisch zu setzen, würde uns die Regierung weit besser schützen", kommentierte ein Bewohner Aschkelons die Aufrüstung im Land.

"Hinter den Raketenbatterien, mit denen sich Netanjahu fotografieren lässt, versteckt er sein Unvermögen, den Status quo zu aufzubrechen und nach friedlichen Lösungen zu suchen", meinte ein Blogger. "An Verhandlungen ist er offenbar nicht interessiert." (Ende/IPS/mp/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2011