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DEMOGRAPHIE/246: Demographischer Wandel und Arbeitsangebot (idw)


Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 17.11.2009

RUB-Forscher berechnet demographischen Wandel und Arbeitsangebot:
Der Altersquotient zeichnet ein zu negatives Bild

Die Frauen könnten die Lage retten


Wer wird meine Rente zahlen? Auf diese Frage wissen die heute Jungen keine Antwort. Alle werden älter, zu wenig Junge kommen nach. Diese Erkenntnis basiert allerdings auf Berechnungen, die die gesamte Bevölkerung einbeziehen und viele Faktoren unberücksichtigt lassen. Einige dieser Faktoren hat Christian Dudel in seiner Diplomarbeit in der RUB-Sozialwissenschaft jetzt mit eingerechnet. Er kommt zu dem Schluss, dass es ganz so düster nicht aussieht. Insbesondere könnte eine Erhöhung der Erwerbstätigkeit bei Frauen das Problem mildern. Für seine Arbeit wurde er mit einem der Preise an Studierende der Ruhr-Universität ausgezeichnet.


Quantität und "Qualität" von Erwerbstätigen

Christian Dudel zog für seine Berechnungen nicht nur die Altersstruktur der gesamten Bevölkerung heran, sondern unterschied zusätzlich zwischen Erwerbspersonen und Nicht-Erwerbspersonen. Als Erwerbspersonen zählte er alle, die berufstätig sind und entsprechend Sozialabgaben zahlen und diejenigen, die Arbeit suchen, also dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen. Außerdem untergliederte er die Bevölkerung nach Bildungsabschluss. "Nicht nur die 'Quantität' der Erwerbspersonen ist von Interesse, sondern auch ihre 'Qualität'", sagt er zugespitzt. Für seine Berechnungen ging er ferner von einer gleichbleibenden Fruchtbarkeit der Bevölkerung sowie von einer steigenden Lebenserwartung aus.


Mögliches Szenario: Mehr Frauen arbeiten

"Der Altenquotient allein zeichnet als Kennwert insgesamt ein zu negatives Bild der zu erwartenden Belastung", so sein Fazit. Zwar werde die Zahl der Erwerbstätigen mittel- und langfristig wahrscheinlich sinken. Auffangen ließe sich diese Entwicklung durch die Erhöhung der Erwerbsquote von Frauen. Für ein mögliches Szenario nimmt Dudel eine Angleichung der Erwerbsquoten von Frauen an die der Männer bis 2040 an. Es müssten dann ca. 81% der Frauen zwischen 15 und 65 Jahren arbeiten, momentan sind es etwas unter 70%. Gleichzeitig wird die Gesamtgröße der Bevölkerung bis 2050 auf etwa 74,9 Millionen Menschen sinken. Trotz des angenommenen Anstiegs der Erwerbstätigkeit bei Frauen wird die Zahl der Erwerbspersonen von heute 40,5 Millionen auf 32,6 Millionen sinken. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen im Rentenalter von heute 15,4 Millionen auf dann etwa 25,1 Millionen an. Der Erwerbsquotient, der sich aus der Division der Nicht-Erwerbstätigen - z.B. Rentner und Jugendliche - durch die Erwerbstätigen errechnet, wird aber Christian Dudels Berechnungen zufolge nur um 30% ansteigen - obwohl der Altenqotient sich in der Zeit fast verdoppeln wird.


Vereinbarkeit von Familie und Beruf wird noch wichtiger

Je wichtiger die Erhöhung der Erwerbsquote bei Frauen ist, umso wichtiger wird auch die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Angenommen, beides ließe sich weiterhin schlecht verbinden, würde sich die stärkere Erwerbstätigkeit von Frauen negativ auf das Bevölkerungswachstum auswirken und langfristig wiederum dafür sorgen, dass zu wenig Nachwuchs in den Arbeitsmarkt kommt.


Titelaufnahme

Teile dieser Arbeit wurden aktualisiert und erweitert veröffentlicht als: Dudel, C. (2009): The Demographic Dilemma: Fertility, Female Labor Force Participation and Future Growth in Germany 2007-2060. SOEPpapers on Multidisciplinary Panel Research 158, PDF: http://www.diw.de/documents/publikationen/73/96090/diwsp0158.pdf

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution2


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Ruhr-Universität Bochum, Dr. Josef König, 17.11.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. November 2009