Schattenblick →INFOPOOL →POLITIK → FAKTEN

ASYL/900: Pro Asyl lehnt EU-Quotenverteilung von Flüchtlingen ab (Pro Asyl)


Pro Asyl - Pressemitteilung vom 15. Oktober 2014

PRO ASYL lehnt EU-Quotenverteilung von Flüchtlingen ab

- Flüchtlinge müssen europaweit zu Verwandten und Communities dürfen
- Deutschland wird auch in Zukunft mehr Flüchtlinge als andere EU-Staaten aufnehmen



Sowohl bei dem Treffen der EU-Innenminister als auch durch verschiedene Politiker in Deutschland, wie auch durch eine aktuelle Studie des Auswärtigen Amtes, wird eine Verteilung von Asylsuchenden nach Quoten in Europa ins Gespräch gebracht. PRO ASYL lehnt eine starre Quotenregelung ab.

"Das gescheiterte Dublin-System würde nur durch eine noch monströsere EU-Bürokratie ersetzt, die Flüchtlinge weiterhin europaweit umherschiebt", befürchtet Günter Burkhardt, Geschäftsführer von PRO ASYL. "Flüchtlinge sollten dort leben dürfen, wo ihre Angehörige und Communities sind. Dies hilft den Flüchtlingen, entlastet bei der Unterbringung und fördert die Integration." Solange innerhalb der EU nicht gleiche Schutzstandards und Aufnahmebedingungen herrschen, kann weder das Dublin-System noch eine Verteilung nach Quoten funktionieren. Warum sollten Asylsuchende in EU-Staaten gehen, wo ihre Anerkennungschancen gering sind oder sie auf der Straße leben müssen?

Flüchtlinge suchen vor allem Zuflucht in Ländern, in denen ihre Communities leben. In Deutschland werden daher auch in Zukunft mehr Flüchtlinge als in anderen EU-Staaten ankommen. Dies liegt unter anderem daran, dass relativ viele Staatsangehörige aus den Bürgerkriegsländern Irak, Afghanistan und Syrien bereits dauerhaft hier leben. Eurostat-Daten belegen, dass aus allen drei Ländern Ende 2013 europaweit die meisten Menschen mit einer Aufenthaltserlaubnis in Deutschland lebten.

Afghanistan:
Deutschland: 67.197, Schweden: 16.679, Österreich: 11.844

Irak:
Deutschland 91.342, Schweden: 43.234, Dänemark: 15.160

Syrien:
Deutschland: 43.994, Schweden: 9.067, Italien: 4.010

Bereits jetzt gehen Flüchtlinge oft nicht in das Land, welches die EU-Bürokratie für sie vorsieht. Auch die Sprache spielt dabei eine Rolle. So stellen Flüchtlinge aus dem Kongo meistens Asylanträge in Belgien oder Frankreich. Nach der geltenden Dublin-Regelung müssen Asylsuchende jedoch im Ersteinreiseland verbleiben - unter oft katastrophalen Lebensbedingungen. Die Folge: Zehntausende Flüchtlinge, die immer wieder wie Stückgut zwischen den EU-Staaten hin- und hergeschoben werden. Eine Quotenregelung würde dieses Problem nicht lösen.

PRO ASYL tritt deshalb gemeinsam mit dem Deutschen Anwaltsverein, der Neuen Richtervereinigung, der Diakonie, der Arbeiterwohlfahrt, dem Paritätischen Wohlfahrtsverband für das sogenannte "Free Choice Modell" ein. Dieses sieht vor, dass Flüchtlinge in dem Land ihrer Wahl einen Asylantrag stellen können. Dieses Modell ist im Interesse der Schutzsuchenden und fördert die Integration. So unterstützen Communities die neu Ankommenden bei der Suche nach einem Arbeitsplatz und einer Wohnung. Etwaige Ungleichgewichte, die im Rahmen dieses Modells entstehen, könnten durch Finanztransfers ausgeglichen werden.


Tabelle siehe unter:
http://www.proasyl.de/fileadmin/proasyl/fm_redakteure/Newsletter_Anhaenge/207/migr_pop1ctz.pdf

*

Quelle:
Pro Asyl - Pressemitteilung vom 15. Oktober 2014
Postfach 160 624, 60069 Frankfurt/M.
Telefon: +49 069 - 23 06 88, Fax: +49 069 - 23 06 50
E-Mail: proasyl@proasyl.de
Internet: www.proasyl.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Oktober 2014