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HUNGER/275: Afrika - Investitionen in den Agrarsektor, Erfolge bei der Hungerbekämpfung (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 24. Januar 2012

Afrika: Investitionen in den Agrarsektor - Erfolge bei der Hungerbekämpfung

von Miriam Gathigah

Afrika macht Fortschritte bei der Hungerbekämpfung - Bild: © Zahira Kharsany/IPS

Afrika macht Fortschritte bei der Hungerbekämpfung
Bild: © Zahira Kharsany/IPS

Nairobi, 24. Januar (IPS) - Eine wachsende Zahl afrikanischer Länder kommt im Kampf gegen extremen Hunger und Armut voran. In Ghana, Liberia, Malawi, Ruanda, Sierra Leone und Südafrika hat sich die Ernährungssituation der Bevölkerung deutlich verbessert.

In Ghana ist der Anteil der Menschen ohne sichere Nahrungsversorgung in den vergangenen 15 Jahren von 34 auf acht Prozent gesunken, heißt es in einem gemeinsamen Bericht von 'ActionAid International' und der panafrikanischen Entwicklungsorganisation ACORD. Nach Angaben des ghanaischen Agrarministeriums werden eine Million Kinder über ein Schulspeisungsprogramm versorgt.

Sierra Leone hat nach dem Ende des jahrzehntelangen Bürgerkriegs 2002 die landwirtschaftlichen Nutzflächen auf fast 1,8 Millionen Hektar ausgeweitet. Damit konnte der Anteil der Hungernden in der Bevölkerung nach offiziellen Angaben um etwa zehn Prozent reduziert werden.


Ruandas Landwirtschaftssektor regionaler Spitzenreiter

Auch in Ruanda ist die Landwirtschaft der Grundpfeiler der Wirtschaft. So heißt es aus dem Agrarministerium, dass der Sektor 45 Prozent aller Exporteinnahmen erwirtschaftet. Schätzungsweise 90 Prozent aller in Ruanda verbrauchten Lebensmittel werden innerhalb der eigenen Grenzen angebaut.

Wie George Nderi, ein Marktbeobachter in der kenianischen Hauptstadt Nairobi, betont, ist Ruandas Agrarsektor in den letzten fünf Jahren um durchschnittlich 4,5 Prozent gewachsen und trägt etwa 36 Prozent zum Bruttoinlandsprodukt (BIP) bei. In Tansania mache der Anteil der Landwirtschaft am BIP 25 Prozent und in Kenia und Uganda jeweils etwa 24 Prozent aus.

Ruanda verzeichnet das höchste BIP in ganz Ostafrika. Nach Angaben der Weltbank legt die Wirtschaft des Landes um 7,8 Prozent zu. Die Rate liegt um mindestens zwei Prozentpunkte über dem regionalen Durchschnittswert.

Nderi weist ferner darauf hin, dass es selbst dürregeplagte Staaten geschafft haben, ihre Nahrungsversorgung zu verbessern. In Äthiopien sei die Zahl der Menschen, deren Ernährung nicht gesichert ist, von 5,2 auf 3,2 Millionen zurückgegangen, sagte er. Die Unterernährung sei landesweit somit um 32 Prozent zurückgegangen.

Nach der Äthiopischen Untersuchung zu Bevölkerung und Gesundheit 2011 ist die Sterblichkeit von Kindern unter fünf Jahren von 20 Prozent 1990 auf 8,8 Prozent gesunken. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) führt die Hälfte dieser Todesfälle auf Unterernährung zurück.

Amos Kiptanui, ein Kleinbauer aus der kenianischen Provinz Rift Valley, dem 'Brotkorb' des Landes, sieht diese Fortschritte als Ergebnis von Anstrengungen von Politik und Wirtschaft zur Beseitigung des Hungers. "Ruanda war das erste Land, das dem Umfassenden Landwirtschaftlichen Entwicklungsprogramm für Afrika beigetreten ist. Es hat außerdem seine Ausgaben im Agrarsektor auf zehn Prozent verdoppelt. Dies entspricht dem von CAADP gesteckten Rahmen", erklärt er.

Afrikanische Länder hätten vor allem durch die Förderung der Kleinbauern Fortschritte bei der Ernährungssicherung gemacht, die 90 Prozent der kontinentalen Nahrungsmittel produzierten, Fortschritte bei der Ernährungssicherung gemacht, sagt Nancy Mumbi, eine Agrarwissenschaftlerin aus der kenianischen Zentralprovinz.

Die Regierung Ruandas habe im vergangenen Jahr zusätzliche fünf Millionen US-Dollar für den Landwirtschaftssektor bereitgestellt, berichtete sie. "Mit Hilfe eines Agrarbudgets von mindestens 112 Millionen Dollar werden die Bauern finanziell unterstützt. Bezuschusst werden etwa Düngemittel und Fortbildungen zum Einsatz moderner Technologien zur Steigerung der Produktion."

Sierra Leone, Kenia und Malawi investieren ebenfalls mehr in den Agrarsektor als früher. Seit 2005 bemüht sich Malawi, mindestens zehn Prozent des nationalen Haushalts für die Landwirtschaft auszugeben. Kenias Anteil ist von vier Prozent im vergangenen Haushaltsjahr auf derzeit neun Prozent gestiegen.


Subventionierung von Dünger

Die großen Fortschritte in Ghana werden darauf zurückgeführt, dass die Landwirtschaft in dem westafrikanischen Staat traditionell eine wichtige Rolle spielt. "Wie in Ruanda gibt es in Ghana ein nationales Programm zur Subventionierung von Dünger, das es den Bauern ermöglicht, die durch schlechte Bewirtschaftung strapazierten Böden zu regenerieren", berichtet Mumbi.

Die Staaten, die die Ernährungssicherung verbessert hätten, seien gleichzeitig diejenigen, die Land vor der Degradation schützten, erläutert die Expertin. Ursachen der Landverödung seien eine übermäßige Verwendung von Agrarchemikalien, Buschfeuer, Entwaldung und Überweidung.

In Kenia hat die Schädigung des Mau-Waldes bereits zu schwerwiegenden Klimaveränderungen geführt. Ausbleibender Regen schädigt unter anderem den Ackerbau in Rift Valley. Nahrungsengpässe sind die Folge.

Der Mau-Wald ist einer der größten CO2-Speicher und der wichtigste 'Wasserturm' des Landes. Er wirkt außerdem Überschwemmungen und Bodenerosion entgegen. Kenia hat umfassende Maßnahmen eingeleitet, um den Wald wieder aufzuforsten und damit auch die Voraussetzungen für den Anbau von Lebensmitteln zu verbessern.


Weitere gezielte Investitionen gefordert

Auch Senegal, Algerien, Marokko, Ägypten, Tunesien, Botswana und Gabun kommen bei der Ernährungssicherung voran. Der ACORD-Chef Ousainou Ngum, erwartet von den Staaten der Region aber ein noch größeres Engagement.

"Die afrikanischen Länder müssen ihre Investitionsstrategien neu auf den Agrarsektor und die Nahrungsproduktion ausrichten", betont er. "Die Hungerkrise ist die Folge inkohärenter Maßnahmen. Wenn die Länder ihre Strategien nicht gut miteinander abstimmen, werden weiterhin Millionen Afrikaner verhungern." (Ende/IPS/ck/2012)


Links:
http://www.actionaid.org/?intl=
http://www.acordinternational.org/about-us/governance/
http://www.csa.gov.et/docs/EDHS%202011%20Preliminary%20Report%20Sep%2016%202011.pdf
http://www.nepad-caadp.net/
http://ipsnews.net/news.asp?idnews=106497

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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Januar 2012