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HUNGER/266: Konferenz Ernährungssicherheit und Zukunftsfähigkeit (VDW e.V.)


"Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.) - 9. November 2011

Konferenz Ernährungssicherheit und Zukunftsfähigkeit

Herausforderung für die Wissenschaft in Berlin 9. und 10. November.


200 WissenschaftlerInnen, ExpertInnen und PraktikerInnen aus 17 Ländern treffen sich am 9. und 10. November zur internationalen Konferenz "Am Schnittpunkt: Neue Herausforderungen, weiter bestehende Probleme, Vernetzung von Ernährungssicherheit, nachhaltiger Wissenschaft und nachhaltiger Politik" um 7 Monate vor der Konferenz Rio +20 Anforderungen ein weltweites nachhaltiges und gerechtes Ernährungs- und Landwirtschaftssystem zu erarbeiten. Grundlegend für die Diskussion ist der 2008 veröffentliche Welternährungsbericht (IAASTD).

1 Milliarde hungernder Menschen sind die erschreckende Basis dieser dringend notwendigen internationalen Diskussionen.

"Ohne Nachhaltige Landwirtschaft keine Lösung des Hungerproblems" so formulierte es Hans Herren (Schweiz), in seinem Einleitungsbeitrag für die internationale Konferenz der Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW). "Nur wenn es gelingt, eine radikale Umstellung der landwirtschaftlichen Produktion auf kleinbäuerliches, ökologisches Produzieren und Konsumieren zu erreichen, können wir auch 9 Milliarden Menschen ernähren".

"Hunger ist im Kern eine Verteilungs- und Gerechtigkeitsherausforderung" so Stephan Albrecht, der Wissenschaftler der Universität Hamburg und wissenschaftliche Leiter des VDW-Projektes Zukunft der Ernährung, "Produktions- und Effektivitätssteigerungen alleine werden das Problem nicht lösen".

Achim Steiner, der Generalsekretär des United Nations Environment Programme (UNEP), formulierte in seinem Grußwort an die Veranstalter "wir müssen unsere Art und Weise der Erzeugung der Nahrungsmittel überdenken, ansonsten ruinieren wir die Zukunft der folgenden Generationen".

Judi Wakhungu, Professorin am African Center for Technology Studies, beschreibt die Situation wie folgt: "Wissenschaftliches und Technologisches Wissen für die Sicherung der Ernährung in Afrika ist hier vorhanden, mehr Nahrungsmittel als je zuvor werden produziert. Trotzdem wird keine Ernährungssicherheit bei den Armen erreicht, der Trickle Down Effekt funktioniert nicht".

Ein wesentlicher Bestandteil der Diskussion sind die mit Hunger und Konflikten verbundenen Herausforderungen für eine nachhaltige Wissenschaft. Ein Fortführen der neoliberalen Mainstream-Wissenschaft à la deutsche Großforschungsinstitutionen führt weiter in die Sackgasse, notwendig ist eine interdisziplinäre, vernetzte, angepasste, regional spezifische Agrarforschung, die die internationalen Konflikte mit bearbeitet. Eine Vernetzung von Wissenschaft und Zivilgesellschaft ist unabdingbar.

Die Konferenz setzt sich als Ziel, eine Strategie für einen neuen oder erweiterten zweiten Weltagrarbericht (IAASTD 2) zu entwickeln. Diese Weiterentwicklung des Weltagrarberichtes von 2008 steht angesichts neuer Herausforderungen wie Landgrabbing, negativen Auswirkungen von Pflanzentreibstoffen sowie mit Ernährungskrisen verbundenen Konflikten auf der Tagesordnung und muss mit in die Konferenz Rio +20 im Juni 2012 einfließen.

Wissenschaft und Zivilgesellschaft stehen an einem Schnittpunkt der Entwicklung: die Akzeptanz von milliardenfachem Hunger auf der Welt für die nächsten Jahrzehnte oder die Entwicklung einer nicht profitorientierten Strategie einer nachhaltigen nicht konsumistischen Ernährung. "Menschen müssen wieder die Souveränität bekommen, selbst entscheiden zu können, was auf ihren Teller kommt und die Umwelt nicht zerstört", so Reiner Braun, Geschäftsführer der VDW.

Weitere Informationen unter:
www.zukunftderernaehrung.org


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Quelle:
Pressemitteilung vom 9. November 2011
Vereinigung Deutscher Wissenschaftler (VDW e.V.)
Schützenstr. 6a, 10117 Berlin
Telefon: +49 30 21234056, Fax: +49 30 21234057
E-Mail: info@vdw-ev.de
Internet: www.vdw-ev.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. November 2011