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FORSCHUNG/1009: Weidemilch ökologisch und effizient produzieren (CAU)


Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
Gemeinsame Pressemitteilung vom 20. April 2016

Weidemilch ökologisch und effizient produzieren


Kühe glücklich machen, ohne dabei die Ökologie und das finanzielle Wohl des Bauern oder der Bäuerin aus dem Blick zu verlieren - geht das? Den Versuch ist es wert, dachten sich Agrarwissenschaftlerinnen und -wirtschaftler der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel (CAU). Mit dem Forschungsprojekt "Ökoeffiziente Weidemilcherzeugung Lindhof" soll jetzt eine alternative Methode der Milcherzeugung - ausgerichtet auf viel Milch aus Weidegras und frühen Weideaustrieb - auf dem unieigenen Versuchsgut Lindhof an der Eckernförder Bucht neu erprobt werden. Land und Universität haben für dieses Projekt insgesamt 1,3 Millionen Euro für den Bau eines Milchviehstalls und den Aufbau einer Versuchsviehherde bereitgestellt.


Foto/Copyright: Claudia Eulitz/CAU

Einige der neu geborenen Jersey-Kälber im Projekt "Ökoeffiziente Weidemilcherzeugung Lindhof".
Foto/Copyright: Claudia Eulitz/CAU

Am Mittwoch, 20. April, übergab Umwelt- und Landwirtschaftsminister Dr. Robert Habeck offiziell den Schlüssel an die Universität: "Aufgrund der heutigen Größe der Herden und dem hohen Energiebedarf für die Milchproduktion kommen immer weniger Kühe auf die Weide. Das Futter kommt zum Tier und nicht mehr das Tier zum Futter. In nachhaltiger Weidehaltung haben Wiederkäuer aber das Potenzial, ausreichend Milch zu produzieren, Kohlenstoff als Humus im Boden zu speichern und die hohe Biodiversität von Weiden zu erhalten."

Ziel des Projektes ist es laut Projektleiter Professor Friedhelm Taube entsprechend, Landwirten in wirtschaftlich schwierigen Zeiten Wege aufzuzeigen, um mit geringsten Kosten aus Weidefutter nicht nur hochwertige Milchprodukte zu erzeugen, sondern gleichzeitig weitere Ökosystemdienstleistungen wie Biodiversität, Wasser- und Klimaschutz zu erbringen und damit eine sogenannte hohe Ökoeffizienz zu realisieren. Dazu werden umfangreiche Messkampagnen zu den Treibhausgasemissionen und Nährstoffausträgen durchgeführt, um so den "ökologischen Fußabdruck" der Weidemilch zu bestimmen. Teil des Konzeptes ist eine Herde mit 80 Jersey-Kühen und Nachzucht, die nach Blockabkalbung im Frühjahr durchgängig Weidemilch erzeugt. Jersey-Kühe sind leichter als herkömmliche Milchkühe. Deshalb ist ihr Grundenergiebedarf geringer. Dieser kann aus normaler Weidehaltung generiert werden. Auf den Import von global produziertem Kraftfutter kann somit verzichtet werden. Zwar produzieren Jersey-Kühe im Mittel weniger Milch als herkömmliche Milchkühe, diese ist dafür aber von sehr hoher Qualität. Ziel ist es, mehr als 10.000 Liter Milch je Hektar Kleegras zu erzeugen.

Das Forschungsprojekt, das in den im nächsten Jahr startenden Masterstudiengang "Milcherzeugung" an der Agrar- und Ernährungswissenschaftlichen Fakultät der CAU eingebettet ist, soll zudem herausfinden, wie durch eine im Jahresverlauf ausgedehnte Weidehaltung, kurze Stallzeiten im Winter und durch Haltung auf Stroh statt auf Teilspaltenböden die art- und tiergerechte Haltung mit der Effizienz in der Milchherstellung optimal in Einklang gebracht werden kann. Taube: "Wir gehen nach unseren Voruntersuchungen davon aus, dass die Ökoeffizienz der Weidemilcherzeugung auf vielen Standorten in Schleswig-Holstein sehr günstig ist und wir damit den Weidemilcherzeugern im Lande wissenschaftlich fundierte Argumente für eine gute Vermarktung ihrer Produkte liefern werden."

Der Geschäftsführer der Gebäudemanagement Schleswig-Holstein AöR (GMSH), Hans-Adolf Bilzhause, wünschte dem für sein Haus untypischen Bauprojekt alles Gute: "Mit diesem Milchviehstall erhält die Universität die optimalen baulichen Bedingungen für ökologische Landwirtschaft. Der Stall ist in nur fünfeinhalb Monaten Bauzeit entstanden und ich freue mich sehr, dass wir damit nicht nur den Zeitplan eingehalten haben, sondern auch die genehmigten Kosten leicht unterschreiten konnten."

CAU-Interimskanzler Ulf Holst ergänzte: "Das jetzt eröffnete 'Projekt Ökoeffiziente Weidemilcherzeugung Lindhof' ist ein gutes Beispiel für die Breite einer Volluniversität und die Bedeutung nachhaltiger Forschung für das praktische Leben. Gleichzeitig wird in diesem Zusammenhang auch in die Infrastruktur der Universität wertsteigernd investiert."

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Quelle:
Pressemitteilung 115/2016 vom 20. April 2016
Christian-Albrechts-Universität zu Kiel
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. April 2016

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