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FRAGEN/018: Venezuela - Staatschef Nicolás Maduro zum Kampf gegen den Hunger (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland GmbH
IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2013

Venezuela: Hungerbekämpfungsmaßnahmen für die Opfer des Neoliberalismus - Staatschef Nicolás Maduro im Interview

von Julio Godoy


Bild: © Diego Cutilli/IPS

Der venezolanische Präsident Nicolás Maduro
Bild: © Diego Cutilli/IPS

Rom, 18. Juni (IPS) - Die UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) hat der venezolanischen Regierung entscheidende Fortschritte im Kampf gegen den Hunger bescheinigt. Die staatlichen Maßnahmen zielten auf die Armen des südamerikanischen Landes, versicherte Staatspräsident Nicolás Maduro. "Mit ihnen entschädigen wir die Opfer des jahrzehntelangen Neoliberalismus der 1980er und 1990er Jahre."

Die FAO hat am 16. Juni in Rom die Regierung in Caracas für deren Erfolge im Kampf gegen den Hunger ausgezeichnet. Dem Land sei es gelungen, die Zahl der Unterernährten seit 1990/1992 mehr als zu halbieren, betonte sie. Neben Venezuela wurden weitere 37 weitere Länder für ihre Leistungen im Kampf gegen die Unterernährung gewürdigt.

Besondere Anerkennung zollte die FAO dem venezolanischen Netz an Zentren zur Verteilung subventionierter Nahrungsmittel, das die Regierung des im März verstorbenen Maduro-Vorgängers Hugo Chávez aufgebaut hatte. Es ist nach Ansicht der UN-Organisation "das Beste der Welt".

Darüber hinaus konnte das südamerikanische Land die Kalorienaufnahme pro Person um 50 Prozent steigern und die Sterblichkeit der unter einjährigen Kleinkinder aufgrund von Hunger und Unterernährung von 117 pro 100.000 Lebendgeburten 1997 auf 18 im Jahr 2010 drücken.

Im Gespräch mit IPS unmittelbar nach der Ehrung durch die FAO räumte Maduro die Notwendigkeit ein, für einen ununterbrochenen Zugang zu Nahrungsmitteln zu sorgen. In den letzten Monaten ist es in den venezolanischen Supermärkten und Geschäften des Landes zu Nahrungsmittelversorgungsengpässen gekommen. Das Erdölförderland Venezuela importiert einen Großteil der Lebensmittel. Weite Flächen Land, die sich landwirtschaftlich kultvieren ließen, liegen brach.

Wie Maduro im IPS-Gespräch betonte, hat seine Regierung die FAO um Hilfe gebeten, um hier Abhilfe zu schaffen und auch zudem den globalen Nahrungsmittelmarkt zu kontrollieren, um Spekulationsgeschäften mit Nahrungsmitteln und Versorgungsblockaden gegenzulenken. Es folgen Auszüge aus dem Interview.

IPS: Sie haben die FAO aufgefordert, den globalen Nahrungsmittelmarkt zu kontrollieren. Wie soll das aussehen?

Nicolás Maduro: Wir haben die FAO gebeten, uns bei der Einrichtung eines Systems zu helfen, das die Versorgung unseres Landes mit allen Nahrungsmitteln dauerhaft sicherstellt, das uns zugleich gegen Angriffe von Nahrungsmittelspekulanten und gegen Wirtschaftsblockaden absichert, an denen Venezuela derzeit leidet.

IPS: Ihr Land hat das Potenzial, Nahrungsmittelselbstversorger zu werden. Doch ein Großteil des urbaren Landes wird nicht genutzt. Was kann die FAO tun, um diese Situation zu ändern?

Maduro: Venezuela verfügt über 30 Millionen Hektar besten Agrarlands. Die Böden sind ausgezeichnet und Wasser ausreichend vorhanden. Unsere Landwirtschaft ist verkümmert, verursacht durch die Erdölkultur der letzten 100 Jahre. Wir wünschen uns von der FAO eine technische Beratung, wie wir diese Brachen bewirtschaften und in den landwirtschaftlichen Produktionsprozess und in das Nahrungsmittelverteilersystem eingliedern können.

IPS: Die FAO hat Ihrer Regierung bescheinigt, die Zahl der Hungernden im Land seit 1990/1992 mehr als halbiert zu haben. Was heißt dies für Sie konkret?

Maduro: Diese Auszeichnung erfüllt uns einerseits mit großem Stolz und verpflichtet uns andererseits dazu, mit den Anstrengungen zum Wohl der venezolanischen Bevölkerung fortzufahren und sämtliche Maßnahmen für eine dauerhafte Nahrungsmittelversorgung zu konsolidieren, multiplizieren und perfektionieren.

IPS: Was sind das für Maßnahmen?

Maduro: Die FAO hat unserem Nahrungsverteiler aus 23.000 Zentren bescheinigt, der Beste der Welt zu sein. In diesen Zentren bedienen wir mehr als 17 Millionen Menschen - also über 60 Prozent der venezolanischen Bevölkerung. Darüber hinaus vergeben wir die Nahrungsmittel zu subventionierten Preisen. Mit unseren Maßnahmen entschädigen wir die Opfer des jahrzehntelangen Neoliberalismus der 1980er und 1990er Jahre. Sie sind für die Armen unseres Landes gedacht. (Ende/IPS/kb/2013)


Links:

http://www.fao.org/news/story/en/item/178065/icode/
http://www.ipsnoticias.net/2013/06/que-la-fao-monitoree-el-mercado-de-alimentos-contra-la-especulacion/

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 18. Juni 2013
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veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2013