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FRAGEN/014: Kleinbäuerliche Bewässerungsmethoden sind der Schlüssel - Meredith Giordano im Interview (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 30. August 2012

Ernährung: Kleinbäuerliche Bewässerungsmethoden sind der Schlüssel - Meredith Giordano im Interview

von Busani Bafana

Verbesserte Effizienz von kleinen Pumpen könnte Bewässerungssysteme für Kleinbauern nutzbar machen - Bild: © Busani Bafana/IPS

Verbesserte Effizienz von kleinen Pumpen könnte Bewässerungssysteme für Kleinbauern nutzbar machen
Bild: © Busani Bafana/IPS

Bulawayo, Simbabwe, 30. August (IPS) - Kleinbäuerliche Bewässerungsmethoden bieten die größten Chancen, die Nahrungsmittelsicherheit in Entwicklungsländern zu gewährleisten. Dies ist die Kernaussage einer neuen Studie des Internationalen Wassermanagementinstituts in Stockholm. Meredith Giordano, Forschungsleiterin der Einrichtung, sprach im Gespräch mit IPS am Rande der Weltwasserwoche vom 26. bis 30. August in der schwedischen Hauptstadt über die ungeheuren Chancen, die Wassermanagementinvestitionen zugunsten kleiner Farmer darstellen.

Dem Bericht mit dem Titel 'Water for Wealth and Food Security: Supporting Farmer-Driven Investments in Agricultural Water Management' zufolge könnten kleinbäuerliche Techniken zur Bewässerung die Ernteerträge in einigen Regionen um 300 Prozent steigern und Milliarden US-Dollar in die Kassen der Menschen in Subsahara-Afrika und Südasien spülen. Es folgen Auszüge aus dem Interview.

IPS: Ist ein kluges Wassermanagement die Antwort auf den Klimawandel?

Meredith Giordano: Es ist eine von vielen guten Antworten. Den Voraussagen nach werden wir in Afrika künftig immer häufiger mit extremen Wetterereignissen wie Dürren und Überflutungen zu tun haben. Das Hochwasser aufzufangen und für die Bewässerung von Feldern zu nutzen, ist eine mögliche Option, um sich an den Klimawandel anzupassen.

Wenn wir also in kleinbäuerliche Bewässerungstechniken investieren, nutzt das den Bauern nicht nur, um ihr Einkommen und so auch ihre Ernährungssituation zu verbessern. Das stärkt auch ihre Widerstandsfähigkeit gegen die negativen Auswirkungen des Klimawandels.

IPS: Was kann die Wissenschaft tun, um Kleinbauern zu helfen, Bewässerungstechniken anzuwenden?

Giordano: Forschungsarbeiten können Investoren helfen herauszufinden, welche Investitionen wo und wie sinnvoll sind, um kleinbäuerliche Bewässerungssysteme zur Armutsbekämpfung einzusetzen.

Es gibt bereits eine Vielfalt an Bewässerungssystemen in kleinem Stil. Aber wir brauchen weitere Forschung und Entwicklung, um die Effizienz beispielsweise von kleinen Pumpen zu verbessern. Auch müssen wir neue alternative Energieformen entwickeln und die Kosten der bereits bekannten Formen - wie zum Beispiel Solarenergie - reduzieren.

Mit Hilfe von Satellitenbildern lässt sich herausfinden, wo es Grundwasserreserven und Wasserspeicher gibt und wie sich das Grundwasser ausbreitet. Man kann außerdem sehen, wo sich die besten Ernteerträge erzielen lassen und wo Dürren oder Überflutungen besonders häufig und stark auftreten. Umweltveränderungen können in Echtzeit nachverfolgt werden, was schneller zur Lösungsfindung beitragen würde.

IPS: Welche Probleme haben große Bewässerungssysteme in Entwicklungsländern und speziell in Afrika mit sich gebracht?

Giordano: Die Lebensmittelpreise sind bereits seit längerem dauerhaft hoch - was die Ernährungssicherheit stark bedroht. Dadurch sind große Bewässerungssysteme wieder verstärkt in den Fokus von Investoren gerückt. Das ist auch gut und richtig so. Aber je größer die Bewässerungssysteme, desto teurer sind sie auch. Außerdem haben nur die Bauern etwas davon, die in unmittelbarer Nähe der Anlagen ihre Felder bestellen. Beides hat dazu beigetragen, dass der Nutzen großer Bewässerungssysteme in Afrika bisher weitgehend auf sich warten lässt.

Anders ist das bei kleinbäuerlichen Systemen. Außerdem bieten sie einfach sehr gute Investitionsmöglichkeiten - und das wird leider zu häufig übersehen.

IPS: Bewässerungssysteme bedeuten zunächst eine Investition in die Infrastruktur und dann in den Erhalt der Anlagen. Wie können Kleinbauern das meistern?

Giordano: Das stimmt - auch kleine Bewässerungssysteme benötigen eine Anfangsinvestition, und es kommen Kosten für den Erhalt hinzu. Es gibt aber gut funktionierende landwirtschaftliche Netzwerke, die über die Technologien, die Preise, Anbieter und den technologischen Support informieren können. Andere Netzwerke wiederum bieten Training an und leisten Hilfe, die Systeme selbst zu installieren und zu erhalten.

IPS: Können Bewässerungssysteme helfen, unsere knappen Wasserreserven zu schonen?

Giordano: Investitionen in Bewässerungssysteme können die effiziente Nutzung von Wasser verbessern. In Tansania beispielsweise wurde in von Dorfgemeinschaften gemanagte Bewässerungssysteme mit Flusswasser investiert. Das hat die Produktivität wesentlich gesteigert. Im besten Falle wird jeweils genau so viel Wasser eingesetzt, wie tatsächlich benötigt wird. Große Kanal-Bewässerungssysteme sind wesentlich schlechter regulierbar. (Ende/IPS/jt/2012)


Links:

http://www.worldwaterweek.org/
http://www.iwmi.cgiar.org/sww2012/pdf/AgWater_Brief_2012.pdf
http://www.ipsnews.net/2012/08/qa-smallholder-farmers-driving-new-trend-against-climate-change/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 31. August 2012