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MELDUNG/534: Fest und Kongress für gutes Essen in Berlin-Kreuzberg (Kampagne "Meine Landwirtschaft")


Gemeinsame Pressemitteilung von Stadt Land Food-Festival und "Wir haben es satt!"-Kongress - 1. Oktober 2016

Drei Tage bäuerliche Landwirtschaft und handwerkliche Lebensmittelerzeugung: Ein Fest und ein Kongress für gutes Essen im Herzen Berlin-Kreuzbergs / Zehntausende Besucher erwartet


Berlin, 1.10.2016. Zum Auftakt von "Wir haben es satt!"-Kongress und Stadt Land Food-Festival sprachen sich heute Veranstalter, Bauern und Referenten für eine bäuerliche Landwirtschaft und regionale, handwerkliche Lebensmittelerzeugung aus. Ihre Botschaft: Sie sind die Voraussetzung für die notwendige Agrar- und Ernährungswende - und gehören schon heute zu Berlin. Der "Wir haben es satt!"-Kongress und das Stadt Land Food-Festival finden bis einschließlich 3. Oktober rund um den Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg statt.

Sabine Toepfer-Kataw, Staatssekretärin für Verbraucherschutz in Berlin, betonte die Wichtigkeit beider Veranstaltungen für Berlin: "Wir wollen den Menschen Lust machen auf gute Lebensmittel. Deswegen begrüßen wir es, dass man sich auf dem "Wir haben es satt!"-Kongress und Stadt Land Food-Festival über handwerklich und bäuerlich hergestellte Lebensmittel informieren und mit den Produzenten ins Gespräch kommen kann."

Jochen Fritz, Leiter der Kampagne "Meine Landwirtschaft" und Organisator der "Wir haben es satt!"-Demonstration, erklärte die Hintergründe des Kongresses, der bereits zum zweiten Mal stattfindet: "Am 21. Januar 2017 werden wir zum siebten Mal mit Zehntausenden auf die Straße gehen, um für eine bäuerliche und ökologischere Landwirtschaft zu demonstrieren. Zum zweiten Mal trifft sich unsere breite zivilgesellschaftliche Bewegung aus ErzeugerInnen und VerbraucherInnen zu einem Kongress, um miteinander zu diskutieren und die Positionen zu schärfen. Gemeinsam ziehen wir an einem Strang für die Agrar- und Ernährungswende!"

Nikolaus Driessen, Geschäftsführer der Markthalle Neun und Veranstalter des Stadt Land Food-Festivals erläutert die enge Kooperation: " Mit dem Stadt Land Food-Festival wollen wir zeigen, wie die Alternative einer industriellen Massenproduktion ganz praktisch aussieht, schmeckt und sich anfühlt. Das ist das Besondere an diesem Festival, dass wir Theorie und Praxis verknüpfen. Mit über 350 Workshops, Vorträgen und Tastings, 130 Ständen und 11 Werkstätten sind wir die Bühne für eine bäuerliche und handwerkliche Lebensmittelerzeugung und -verarbeitung. Mitten in Berlin."

Johanna Böse-Hartje, Bioland-Milchbäuerin und Mitglied im niedersächsischen Landesvorstand der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft, äußerte sich zur aktuellen schweren Krise der Landwirtschaft: "Jedes Jahr schließen Tausende bäuerliche Betriebe für immer ihre Tore, gerade im Milchviehbereich ist die Lage dramatisch. Dieser Tatsache müssen die Politiker in Berlin und Brüssel ins Auge blicken und sofort ein Mengenreduzierungsprogramm schaffen! Verantwortlich für den Preisverfall sind auch die Großmolkereien, die sich gegen eine Reduzierung stellen, weil sie weiterhin viel billige Milch für den Export wollen. Als Erzeuger senden wir hier zusammen mit den Verbrauchern ein klares Signal an die Politik: Das Höfesterben muss ein Ende haben - in Deutschland und weltweit!"

Denis Mpagaze, MISEREOR-Partner und Journalist aus Tansania dokumentiert für das Bauernnetzwerk MVIWATA gravierende Fälle von Landraub in Tansania. Er zeigte auf, dass die in den Industrieländern entwickelten Strategien der Agrarmodernisierung bedenkliche Auswirkungen auf die bäuerliche Landwirtschaft u.a. in Tansania haben: "In Tansania und vielen anderen Ländern ist die Landwirtschaft kleinerer und mittlerer Betriebe in großer Gefahr. Landraub durch Staaten und Großinvestoren, auch im Zuge sogenannter Agrarmodernisierungen, nehmen den Menschen die Lebensgrundlage. Das Höfesterben ist kein rein deutsches Phänomen, sondern findet weltweit statt und muss dringend gestoppt werden, um die Existenz von mehr als einer Million bäuerlicher Betriebe zu sichern!"

Rudolf Bühler, Vorsitzender der Bäuerlichen Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall, die das Fleisch für die Werkstatt Wurst auf dem Stadt Land Food-Festival liefert, sagte: "Gutes Fleisch von Tieren aus artgerechter Tierhaltung, handwerklich verarbeitet und regional vermarktet: Das ist zukunftsfähige Landwirtschaft. Denn sie schafft Wertschöpfung, stärkt ländliche Regionen und gibt uns Bauern Zukunft. Wir müssen weg von der immer billigeren Produktion für den Weltmarkt, stattdessen Partnerschaft leben mit den heimischen VerbraucherInnen!"

Beim anschließenden Rundgang über das Stadt Land Food-Festival wurden verschiedene Werkstätten, von Flüchtlingen betriebene Stände, der Conflict Food Cage und andere spannende Festivalpunkte besucht.


Hintergrund

Mehrere Zehntausende kommen dieser Tage rund um den Lausitzer Platz in Berlin-Kreuzberg zusammen, um gelebte Alternativen in der Lebensmittel- und Landwirtschaft kennenzulernen und über diese zu diskutieren. Entlang der Themenstränge "Landwirtschaft Macht Essen" werden auf dem "Wir haben es satt!"-Kongress die globalen Machtverhältnisse im Agrar- und Ernährungssektor analysiert und Alternativen zu Höfesterben und Milchkrise erörtert. Auf dem Stadt Land Food-Festival können die Besucher erleben, wie handwerkliches Essen hergestellt wird und sich mit lokalen Erzeugern austauschen.


"Wir haben es satt!"-Kongress:
www.wir-haben-es-satt.de/kongress

Stadt Land Food-Festival:
www.stadtlandfood.com

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Quelle:
Kampagne Meine Landwirtschaft
Marienstraße 19-20, 10117 Berlin
Tel. 030 / 28482437, Fax 030 / 27590312
E-Mail: info@meine-landwirtschaft.de
Internet: http://www.wir-haben-es-satt.de,
http://www.meine-landwirtschaft.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Oktober 2016

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