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INTERNATIONAL/093: Chile - Schüler*innen protestieren gegen Zulassungsprüfungen (poonal)


poonal - Pressedienst lateinamerikanischer Nachrichtenagenturen

Chile

Schüler*innen protestieren gegen Zulassungsprüfungen


(telesurtv.net, 6. Januar 2020) - Die Woche begann mit Schüler*innenprotesten gegen die Durchführung der Zulassungsprüfungen zur Universität, der "Prueba de Selección Universitaria" (PSU). Rund 160 Schulzentren wurden an mehreren Orten des Landes besetzt, darunter in Santiago, Concepción, Puerto Montt und Valparaíso. Viele Lehrer*innen und Schüler*innen sehen die PSU als ein Verfahren, das Vorurteile, Sexismus und Klassismus fördere. Auch die Koordinierende Versammlung der Sekundarschüler*innen Chiles (Aces) und der nationale Sekundarschüler*innen-Verband Cones lehnen die von der Regierung vorgegebenen Einstufungstests ab, da sie die Ungleichheiten im Bildungssektor verschärften. Fast 300.000 Schüler*innen waren zu der Prüfung aufgerufen, die um 9:00 Uhr Ortszeit hätte beginnen sollen. Die Proteste verhinderten jedoch die Durchführung. In einigen Schulen wurden die PSU verschoben, in anderen musste zur Durchführung der Prüfung auf andere Orte ausgewichen werden.


Lehrerinnenvertretung unterstützt die Proteste

Der Vizepräsident des Rats der Rektor*innen (Cruch), Aldo Valle, rief dazu auf, ruhig zu bleiben, und bekräftigte sein Engagement, den Bewerber*innen "gleiche Bedingungen" für den Zugang zum Hochschulniveau zu garantieren. Unterdessen erinnerte der Präsident der Lehrer*innenvertretung, Mario Aguilar, an die langjährige Ablehnung der PSU durch seine Organisation, da sie diese als Teil eines spaltenden, sexistischen und klassistischen Systems versteht.


Die PSU zementiert soziale Ungleichheiten

Die Demonstrant*innen sehen in der PSU einen Faktor, der die Ungleichheiten im chilenischen Bildungssystem vertieft und dazu beiträgt, dass der ärmere Teil Bevölkerung kaum Zugang zu Bildung hat. So erklärte auch der Vertreter der Kommunistischen Jugend (JJCC) Camilo Sánchez seine Unterstützung für die Proteste, da die Schüler*innen von den Bildungsbehörden nicht angehört würden. Sánchez knüpfte an andere kritische Stimmen an und erklärte, dass die bei der PSU erreichte Punktzahl nicht die Fähigkeiten zum Erlernen eines Berufes messe, sondern dazu beitrage, einige Berufe und Studiengänge für Studierende mit größeren finanziellen Ressourcen zu reservieren, wodurch die ärmeren Teile der Bevölkerung größtenteils ausgeschlossen würden. Die Auswahlprüfungen, die unter den chilenischen Studierendenverbänden zu Kontroversen geführt hatten, wurden seit dem Beginn der Proteste gegen Präsident Sebastián Piñera am 18. Oktober bereits zweimal verschoben.


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veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Januar 2020

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