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USA/348: Indien/USA - Hochrangige Gespräche über Handel und militärische Zusammenarbeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 11. Juni 2012

Indien/USA: Hochrangige Gespräche über Handel und militärische Zusammenarbeit

von Carey L. Biron



Washington, 11. Juni (IPS) - Die USA und Indien haben im Rahmen ihrer Bemühungen, ihre bilateralen Beziehungen zu vertiefen, in diesem Monat hochrangige Gespräche anberaumt. Nach dem jüngsten Besuch von US-Verteidigungsminister Leon Panetta in Neu-Delhi wird nun Außenministerin Hillary Clinton ihren indischen Amtskollegen S. M. Krishna am 13. Juni zu Strategiegesprächen empfangen.

Wie Indiens Botschafterin in den USA, Nirupama Rao, am 9. Juni erklärte, wird es bei dem Strategischen Dialog, dem dritten seiner Art seit 2002, auch um Entwicklungsfragen und die menschlichen Aspekte der Zusammenarbeit gehen.

Die US-Botschafterin in Indien, Nancy Powell, wiederum nannte auf der Veranstaltung der US-amerikanischen Denkfabrik 'Center for American Progress' in Washington den Ausbau des bilateralen Handels und der Investitionen sowie die Ausweitung der militärischen Zusammenarbeit auf allen Ebenen als künftige Prioritäten.

In den letzten zehn Jahren haben sich die Beziehungen zwischen den Ländern merklich erwärmt. Zuvor hatten beide Länder einen Großteil der 60 Jahre seit der indischen Unabhängigkeit an gegensätzlichen Fronten des Kalten Krieges zugebracht: Indien war damals ein Verbündeter Russlands, während die USA Beziehungen zu Indiens Erzrivalen Pakistan aufbaute.

Als Indiens Wirtschaft Ende der 1990er Jahre zulegte und sich die Beziehungen zwischen den USA und Pakistan im Zuge der Terroranschläge vom 11. September 2001 merklich abzukühlen begannen, bemühte sich der damalige US-Präsident George W. Bush um eine Verbesserung der Beziehungen zu Indien.


Differenzen

Der Annäherungskurs beider Länder geht aber nicht ohne Meinungsverschiedenheiten ab. Dies wurde auch in den letzten Monaten in der Frage des Umgangs mit Libyen, Syrien und Iran deutlich. Tatsächlich findet der Strategische Dialog nur wenige Tage vor Inkrafttreten der US-Sanktionen gegen den Iran statt. Erwartet wird, dass Indien die USA bei dieser Gelegenheit davon unterrichten wird, auch weiterhin Öl aus dem Iran zu beziehen.

Die US-indischen Beziehungen werden vor allem durch den Handel mit Gütern und Dienstleistungen getragen. In den letzten zehn Jahren hat sich das Handelsvolumen mehr als verfünffacht: von 18 Milliarden Dollar 2001 auf 100 Milliarden Dollar bis Ende des Jahres.

Zudem wird Indien für die USA zu einem zunehmend wichtigen Anleger. Die indischen Investitionen in den USA beliefen sich 2010 auf 3,3 Milliarden Dollar. In der nahen Zukunft werden die indischen Portfolios an der 'Overseas Private Investment Corporation' und der 'Export-Import Bank', den beiden wichtigsten Übersee-Investitionsagenturen, dominieren.

Das Interesse an dem Subkontinent erklärt sich zu einem guten Teil aus dem hohen Energiebedarf Indiens. Im Rahmen des strategischen Dialogs wird sich eine Sondersitzung mit dem Thema befassen.

Auch wenn die USA immer wieder unterstreichen, wie wichtig ihnen Investitionen in die bilaterale Erforschung und Entwicklung sauberer Energien sind, werden beide Länder auch zwei besonders umstrittene Formen der Energiegewinnung besprechen: die Herstellung von Atomenergie und Schiefergas. Seitdem beide Staaten 2008 ein hoch kritisiertes Abkommen über die atomare Zusammenarbeit unterzeichnet haben, sitzen die US-Unternehmen in den Startlöchern, um endlich die Früchte des Deals ernten zu können.


Zusammenarbeit in umstrittenen Bereichen

US-zivile Atomkonzerne spielen im Zusammenhang mit indischen Plänen, in den kommenden fünf Jahren 14 neue Atomreaktoren zu bauen, eine bedeutende Rolle, wie US-Vizeaußenminister Robert Blake kürzlich erklärte. Zudem sollen US-Technologien in Indien zum Abbau von Schiefergas zum Einsatz kommen. Die Technologien tragen nach Ansicht von Kritikern jedoch zur Verseuchung des Grundwassers bei.

Ähnlich umstritten sind die Forderungen US-amerikanischer Unternehmen nach einem größeren Zugang zu den indischen Märkten und das Bestreben Washingtons, Indien zu einem engen militärischen Verbündeten zu machen. In der ersten Juniwoche hatte US-Verteidigungsminister Panetta die militärische Zusammenarbeit mit Indien als "Dreh- und Angelpunkt" der US-Strategie bezeichnet.

Berichten zufolge fiel die Reaktion aus Indien zu den Äußerungen Panettas wenig euphorisch aus. Zahlreiche US-Vertreter erklärten indes, dass Indien großes Interesse an US-Rüstungsgütern habe. "Der Waffenhandel ist ein zunehmend wichtiger Teil unserer Beziehungen", bestätigte Powell am 9. Juni und fügte hinzu, dass er die Neun-Milliarden-Dollar-Grenze bereits überschritten habe. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2012