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LATEINAMERIKA/1257: Brasilien - Präsidentin sagt Portugal Unterstützung zu (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. März 2011

Brasilien:
Hilfe für Ex-Kolonialmacht - Präsidentin sagt Portugal Unterstützung zu

Von Mario Queiroz


Coimbra, Portugal, 31. März - Brasilien hat dem krisengebeutelten Portugal Unterstützung zugesagt. Wie Staatspräsidentin Dilma Roussef unlängst vor Journalisten in Coimbra, 190 Kilometer nördlich von Lissabon, erklärte, könne Brasilien der ehemaligen Kolonialmacht ebenso helfen, "wie Portugal Brasilien geholfen hat".

"Wir werden alles tun, was in unserer Macht steht, um zu helfen", sicherte Rousseff während ihres Portugalbesuchs zu, den sie am 20. März wegen des Todes des brasilianischen Vizepräsidenten José Alencar (2003-2011) vorzeitig abbrach.

Portugal sei nicht irgendein Land, sondern mit Brasilien im wörtlichen Sinne über eine Nabelschnur verbunden. "Brasilien ist Portugal verpflichtet und wird dies auch immer sein", sagte die Staatschefin vor ihrer Rückkehr nach Brasilien. Portugal sei zudem nicht nur "ein Bruderstaat", sondern das brasilianische Tor in die EU.

Angesichts der vielschichtigen Bedeutung erwägt Brasilien den Kauf eines Teils der portugiesischen Staatsschulden. Über die Vorgehensweise müsse noch diskutiert werden, erklärte Roussef in Coimbra.

Amtsvorgänger Luiz Inácio Lula da Silva war ebenfalls nach Portugal gereist, um am 30. März den Ehrendoktor der Universität von Coimbra in Empfang zu nehmen. Auch er vertrat die Ansicht, dass "wir alles unternehmen sollten, um Portugal zu helfen".


Warnung vor IWF-Bailout

Der portugiesischen Regierung riet Lula da Silva dringend davon ab, die Dienste des Internationalen Währungsfonds (IWF) in Anspruch zu nehmen. Der IWF könne die portugiesischen Probleme ebenso wenig lösen, wie er die Probleme Brasiliens gelöst habe, sagte er. "Immer, wenn der IWF vorhatte, die Schulden von Ländern zu kontrollieren, verursachte er mehr Probleme als Lösungen."

Die jüngsten Solidaritätsbekenntnisse Brasiliens fallen in eine Zeit, in der die Finanzmärkte Portugal immer mehr die Luft abschnüren. So sieht sich das südeuropäische Land aufgrund miserabler Beurteilungen durch die Ratingagenturen zu immer höheren Zinszahlungen genötigt. Die Ankündigung der Agentur Standard & Poor's, Portugals Kreditbonität das Gütesiegel des Investmentgrades abzuerkennen, provozierte einen Anstieg der Zinsen für Anleihen mit zehnjährigen Laufzeiten auf 8,3 Prozent. Damit erhöht sich die Wahrscheinlichkeit, dass das Land bis zu 80 Milliarden Euro an internationaler Hilfe benötigen wird.

Die Bank von Portugal (BP) hat am 29. März ihre diesjährigen Wirtschaftsprognosen vorgestellt. Demnach wird die Wirtschaft des südamerikanischen Landes um mindestens 1,4 Prozent schrumpfen. Die Arbeitslosigkeit im Lande liegt bei zwölf bis 15 Prozent. Die Inflation schlug im Februar mit 3,5 Prozent zu Buche. Sie lag somit um 1,1-Prozent über der durchschnittlichen Teuerungsrate der reichen Mitgliedsländer der Organisation für Zusammenarbeit und wirtschaftliche Entwicklung (OECD). (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. April 2011