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LATEINAMERIKA/1221: Ecuador - Ölgesetz vertreibt drei weitere Konzerne (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 26. Januar 2011

Ecuador: Ölgesetz vertreibt drei weitere Konzerne

Von Gonzalo Ortiz


Quito, 26. Januar (IPS) - Von insgesamt 16 in Ecuador operierenden Erdölunternehmen haben sich inzwischen sieben dazu entschlossen, das südamerikanische Land zu verlassen. Sie reagieren damit auf eine Gesetzesreform, die ausländische Erdölfirmen zu Dienstleistungsunternehmen macht, denen der Staat für jedes Barrel Öl einen Festpreis bezahlt.

Im November hatten sich die Unternehmen 'Petrobras' (Brasilien), EDC (USA), 'Canada Grande' (Korea) und CNPC (China) geweigert, sich auf neue Verträge mit dem ecuadorianischen Staat einzulassen. Am 23. Januar kamen drei weitere Firmen hinzu: 'U.S. Bellwether' und die gemischten Konsortien 'Gran Colombia' und 'Petróleo Amazónico'.

Somit verbleiben in Ecuador neun ausländische Erdölkonzerne. Fünf von ihnen - 'Andes' und 'Petroriental' aus China, 'Agip' in Besitz des italienischen Staatsunternehmens 'Enip' und die Firmen 'Repsol-YPF' (Spanien/Argentinien) und 'Enap' (Chile) - werden die größeren Ölfelder im Land ausbeuten. Ihre gesamte Fördermenge beläuft sich auf jährlich 251 Millionen Barrel.

Die übrigen vier Unternehmen, die zusammen 43,5 Millionen Barrel im Jahr produzieren, sind 'Petrobell' (ein Ableger des brasilianischen Unternehmens 'Petrosynergy'), das US-kolumbianische Konsortium 'Pegaso', Brasiliens 'Petrosud-Petroriva ' und 'Tecpecuador', eine Niederlassung des argentinischen 'Tecpetrol'.


Von den Zufallsgewinnen profitiert allein Ecuador

Vier Jahre nach dem Beginn der Verhandlungen verkündete der Minister für erneuerbare natürliche Ressourcen, Wilson Pástor, "dass das in Ecuador produzierte Öl dem ecuadorianischen Staat gehört". Ab sofort werde der Staat zu 100 Prozent von allen Gewinnen profitieren, die durch einen Anstieg der Erdölpreise generiert werden ('Zufallsgewinne').

Die Mitte-Links-Regierung hatte sich 2008 vorgenommen, den Anteil Ecuadors an den Erdöleinnahmen zu erhöhen und sich sämtliche Zufallsgewinne zu sichern. Die Umsetzung des Vorhabens kostete insgesamt fünf ecuadorianischen Energieministern ihr Amt.

Im vergangenen Juli wurde die Reform des Erdölgesetzes beschlossen, die für jedes produzierte Barrel Erdöl einen Einheitspreis von 24 bis 31,90 US-Dollar für die Ausbeutung der marginalen und von 35 bis 41 Dollar für die der großen Erdölfelder vorsieht. Wollen die Unternehmen höhere Profite erzielen, müssen sie ihre Kosten senken, was sich wiederum in höheren Steuereinnahmen für den ecuadorianischen Staat niederschlagen würde.

Nach der Reform des Gesetzes hatten die Unternehmen mit den größten Förderkonzessionen 120 Tage Zeit, um sich für oder gegen neue Verträge zu entscheiden. Den Produzenten marginaler Erdölfelder wurde eine Bedenkzeit von 180 Tagen eingeräumt. Die Fristen sind im November respektive am 23. Januar abgelaufen.


Aussicht auf neue Investitionen

Pástor zufolge haben die kompromissbereiten Unternehmen versprochen, ihre Investitionen zu erhöhen. Minister Pástor geht allein für 2011 von Investitionen in Höhe von 450 Millionen Dollar aus. Sie waren nach der Ankündigung der Correa-Administration, die Erdölgesetzgebung zu ändern, von 770 Millionen 2006 auf 400 Millionen 2009 und 2010 gesunken. Mit dem Rückgang der Investitionen nahm auch die Erdölfördermenge ab.

Pástor zufolge werden die neun Unternehmen bis Ablauf ihrer Verträge in fünf, zehn oder zwölf Jahren insgesamt 1,117 Milliarden Dollar investieren und 150.000 Barrel pro Tag produzieren. Für den Staat schlagen die Vertragsänderungen mit Mehreinnahmen in Höhe von 2,1 Millionen Dollar pro Tag und 766,5 Millionen Dollar pro Jahr zu Buche, sollte sich der Barrel-Preis bei 90 Dollar halten.

Der Energieminister kündigte ebenfalls an, dass das bislang vom Gran Colombia-Konsortium betriebene Pucuna-Ölfeld künftig vom Ecuadors Staatsbetrieb Petroecuador betrieben wird. Konzessionen für die Ausbeutung der Ölfelder von Armadillo, Singue und Charapa, die Petróleo Amazónico und Bellwether aufgeben werden, sollen im April neu vergeben werden.

Im November produzierte Ecuador 15,23 Millionen Barrel Öl. Das entspricht einer täglichen Durchschnittsmenge von 510.000 Barrel. Die Staatsbetriebe Petroecuador und Petroamazonas sowie 'Río Napo', ein Jointventure mit dem venezolanischen Staatsunternehmen PDVSA, generierten zehn Millionen Barrel pro Monat oder 334.500 Barrel pro Tag, während die privaten Firmen durchschnittlich 5,26 Millionen Barrel pro Monat oder 175.500 Barrel pro Tag förderten. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2011