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LATEINAMERIKA/1195: Ecuador - Neue Spielregeln für Erdölindustrie (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 1. Dezember 2010

Ecuador:
Neue Spielregeln für Erdölindustrie - Vier Konzerne gehen, fünf bleiben

Von Gonzalo Ortiz


Quito, 1. Dezember (IPS) - In Ecuador hat die Regierung des linken Staatspräsidenten Rafael Correa mit fünf ausländischen Erdölfirmen neue Verträge ausgehandelt. Weitere vier Konzerne werden sich aus dem südamerikanischen Land zurückziehen, nachdem es zu keiner Einigung gekommen ist.

Wie der Minister für nicht-erneuerbare Ressourcen, Wilson Pastor, bekannt gab, fallen die von den vier Unternehmen bisher betriebenen Ölfelder dem ecuadorianischen Staat binnen 120 Tagen zu. Bei den Investoren handelt es sich um Petrobrás aus Brasilien, das koreanisch-kanadische Jointventure 'Grande', die US-amerikanische 'Energy Development Company' (EDC) und die chinesische 'National Petroleum Company'.

Die ecuadorianische Firma 'Petroamazonas' hat bereits am 25. November die von Petrobrás operierten Felder übernommen. Sie wird Petrobrás für geleistete Investitionen, die sich nicht amortisiert haben, mit 163 Millionen US-Dollar entschädigen.

Mit 'Enap-Sipec' (Chile), 'Andes Petroleum Ecuador' (China), 'Petroriental' (Ecuador), 'Repsol' (Spanien) und 'Agip Oil' (Italien) schloss das Ministerium für fossile Brennstoffe im Namen der Regierung insgesamt acht neue Dienstleistungsverträge ab. Nach Angaben Pastors generieren die von ihnen ausgebeuteten Erdölfelder 86 Prozent der ecuadorianischen Erdölproduktion in privater Hand.


Milliarden-Investitionen im Anmarsch

Die jüngsten Abkommen verschaffen dem Andenstaat Investitionen in den Erdölsektor in Höhe von 1,2 Milliarden US-Dollar, auf die Ecuador nach dem besorgniserregenden Rückgang von frischem Kapital dringend angewiesen ist. Erdöl ist der größte Devisenbringer des südamerikanischen Landes.

Nach dem neuen Vertragsmodell ist der Staat Eigentümer des in Ecuador geförderten Erdöls. Die privaten Vertragspartner erhalten für jedes geförderte Barrel Erdöl einen Festpreis. Der Staat kassiert ferner die außerordentlichen Gewinne, die ein Anstieg der internationalen Erdölpreise mit sich bringt.

Die Festgebühr bewege sich je nach Unternehmen zwischen 35 bis 41 US-Dollar pro Barrel, erläuterte der Minister. Sie war das Herzstück der Verhandlungen, die in den letzten vier Monaten in einem Luxushotel in Quito hinter verschlossenen Türen stattfanden.

Nach Ansicht des Erdölexperten Henry Llanes sind die Festpreise angesichts von Produktionskosten in Höhe von fünf respektive sieben Dollar übertrieben hoch. Nutznießer der staatlichen Erdölreform sei somit vor allem die Erdölindustrie.

Diese Einschätzung wies ein Firmenmanager, der an den Verhandlungen mit der Regierung teilgenommen hatte, als viel zu "simpel" zurück. Llanes lasse unberücksichtigt, dass sich Investitionen erst einmal amortisieren müssten, bevor von Gewinnen die Rede sein könne.


Zugeständnisse

Wie der Firmenvertreter weiter erklärte, hätten die Unternehmen auf die veränderten Vertragsbedingungen alles andere als positiv reagiert. Doch bereits getätigte Investitionen hätten am Ende Unternehmen wie Repsol veranlasst, die bittere Pille zu schlucken. Repsol stimmte dem Abkommen in letzter Minute zu, nachdem ihm Quito die Ausbeutung eines weiteren Ölfelds in Aussicht stellte.

Für den Fall, dass sich die Unternehmen nicht an die jährlichen Investitionspläne halten, werde Ecuador die entsprechenden Beträge vom Festgeld abziehen, kündigte Minister Pastor an, demzufolge die Teilhabe des ecuadorianischen Staates am Erdölgeschäft von 70 auf 80 Prozent gestiegen ist.

Jetzt steht nur noch die Neuverhandlung der Verträge über die weniger ergiebigen Ölfelder an. Sie machen zehn Prozent der ecuadorianischen Erdölreserven aus. Die Fördermenge liegt bei 481.000 Barrel Erdöl pro Tag.

Erste Gespräche sind Berichten zufolge am 29. November angelaufen. Auch in diesen Fällen geht es um die Festlegung eines Festpreises. Diejenigen Unternehmen, die damit nicht einverstanden sind, werden, um die Worte von Staatspräsident Correa zu gebrauchen, wie die anderen vier "mit den besten Wünschen für ihr weiteres Wohlergehen" verabschiedet. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Dezember 2010