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ASIEN/711: Indien - Indigene Kadar durch Wasserkraftwerk in ihrer Existenz bedroht (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 31. Januar 2011

Indien: Indigene Kadar durch Wasserkraftwerk in ihrer Existenz bedroht


Chalakudy, Indien, 31. Januar (IPS) - Die Kadar, eine im Grenzgebiet zwischen den südindischen Bundesstaaten Kerala und Tamil Nadu beheimatete indigene Gruppe, hat Seuchen, Ausbeutung und Massensterilisationen überlebt. Nun droht den letzten 1.500 Mitgliedern der ethnischen Minderheit das Aus, sollte ein am Chalakudy-Fluss geplantes Wasserkraftwerk gebaut werden.

Bisher ließ das Umweltministerium das Vorhaben in Athirapilli im Tal der Western Ghats an seinem Veto scheitern. Auch der Widerstand lokaler Umweltschützer und rechtliche Verfügungen verschafften den Kadar und ihrer artenreichen Hügellandschaft im Einzugsgebiet des Chalakudy-Flusses eine Verschnaufpause.

Anthropologen zufolge gehören die Kadar zu den sechs ethnischen Gemeinschaften indischer Sammler, die in ihrer Existenz bedroht sind. Der 60-jährige Ayyan ist ein Mitglied der bedrohten Ethnie. Wie er kritisiert, steht "das Leben unseres geliebten Flusses" auf dem Spiel.

Der Artenreichtum des 140 Kilometer langen Stroms hat das Nationalbüro für genetische Fischressourcen in Lucknow zu dem Vorschlag veranlasst, den Fluss zu einem Schutzgebiet für Fische zu erklären. Doch wird der Staudamm gebaut, können die Fische nicht mehr wandern, was sich negativ auf das gesamte Ökosystem auswirken würde. "Der Verlust von Fischen und Muscheln wird das ökologische Umfeld des Flusses nachhaltig verändern", warnte Gopinathan Nair von der Limnologischen Vereinigung von Kerala.

Der Regierung wird ferner vorgeworfen, im Namen des Staudamms Gewalt gegen die indigene Gemeinschaft zu tolerieren und deren Rechte komplett zu ignorieren. Joy Kaitharam vom Menschenrechtszentrum in Thrissur zufolge nimmt das Unrecht, das seit Jahrzehnten an den Kadar begangen werde, kein Ende.


Bevölkerung stagniert nach Zwangssterilisationen

Sie erinnert in diesem Zusammenhang an die Zwangssterilisationen 1976 im staatlichen Gesundheitszentrum in Mattathoor, denen 87 Kadar ausgesetzt waren. "Seit damals stagniert die Bevölkerung", so die Menschenrechtlerin. Darüber würden die Männer der Ethnie beschuldigt, die Wälder zu plündern und gegen den Staudammbau zu agieren, um gewaltsam gegen sie vorgehen zu können.

Sollte der Damm gebaut werden, würden auch zahlreiche Pflanzenarten untergehen, die nur am Chalakudy-Fluss anzutreffen sind. Viele von ihnen sind noch nicht einmal katalogisiert worden, wie Ravikumar, ein Botaniker in Kochi berichtet. Hinzu kommt, dass der Damm zu einer Fragmentierung der Heimat von Elefanten, Tiger, Bartaffen und anderen Tierarten führen würden, die bisher die Schutzgebiete und Nationalparks des Western Ghats durchstreifen. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Februar 2011