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ASIEN/644: Südostasien - Ost-West-Korridor von Burma bis Vietnam, Teilstück umstritten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. September 2010

Südostasien: Ost-West-Korridor von Burma bis Vietnam - Teilstück umstritten

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 2. September (IPS) - Die Asiatische Entwicklungsbank (AsDB) treibt den Bau eines Ost-West-Korridors voran, der von Birma bis Vietnam alle Mekong-Staaten miteinander verbinden soll. Doch das Prestige-Projekt der regionalen Finanzorganisation hat einen gravierenden Schönheitsfehler: Es gefährdet den Artenreichtum und die Einwohner des burmesischen Dawna-Gebirges.

Die 40 Kilometer lange Trasse ist als Bindeglied zwischen zwei bereits fertig gestellten Straßen zu beiden Seiten der Gebirgskette gedacht. Beide Abschnitte sind insgesamt 218 Kilometer lang. Der Ost-West-Korridor selbst würde sich nach Abschluss der Bauarbeiten über eine Länge von 1.400 Kilometer erstrecken. Er zielt auf die Entwicklung der 'Greater Mekong Subregion' (GMS), die außer Burma und Vietnam auch die Mekong-Anrainerstaaten China, Laos, Kambodscha und Thailand umfasst.

Umweltschützer sind von den Plänen allerdings wenig erbaut. "Die Region, in der die Straße gebaut werden soll, ist reich an Wäldern, Tieren und Pflanzen", sagte Naing Htoo, der Burma-Koordinator der US-Umweltvereinigung 'Earthrights International', im Gespräch mit IPS. "Das Projekt wird dazu führen, dass Teakhölzer abgeholzt und wildlebende Tiere getötet werden."


Karen-Ureinwohner rechnen mit weiteren Repressalien

Die von dem burmesischen Militärregime unterdrückte Karen-Etnie befürchtet, dass die Straße den Soldaten den Zugang zu ihren Gebieten erleichtern wird. Die Streitkräfte verfolgen die Rebellenbewegung 'Karen National Union', die seit sechs Jahrzehnten für einen unabhängigen Staat kämpft.

Htoo rechnet damit, dass es in Zukunft zu noch mehr Übergriffen des Militärs auf die Bevölkerung in der Region kommen wird. Bereits jetzt müssten die Anwohner Repressalien erdulden. So seien beispielsweise Gebiete beschlagnahmt worden, die an das Baugelände angrenzen.

Befürchtungen, wonach das Regime für den Straßenbau Zwangsarbeiter rekrutieren will, haben sich bisher aber nicht bestätigt. "Seit Februar 2007 sind etwa 430 Beschwerden wegen Zwangsarbeit eingegangen", berichtete Steve Marshall, der Leiter des Burma-Büros der Internationalen Arbeitsorganisation ILO. "Keine dieser Beschwerden stand jedoch im Zusammenhang mit dem Projekt des Ost-West-Korridors."

Die Entwicklungsbank will sich von vornherein vor Vorwürfen schützen, sie leiste mit dem Projekt Menschenrechtsverletzungen und dem Raubbau an der Umwelt in Burma Vorschub. Die AsDB habe dem Land seit mehr als 20 Jahren keine direkten finanziellen Zuschüsse mehr gewährt, versicherte der Bankmanager Pradeep Srivastava. Dies sei auch für die Zukunft nicht geplant.

Yuki Akimoto von dem 'Burma Information Network - Japan' rechnet allerdings damit, dass die USA und viele Länder der Europäischen Union auch unter den jetzigen Umständen gegen ein solches Infrastrukturprojekt in einem Konfliktgebiet sind. Immerhin genießen die USA und die EU in der AsDB großen Einfluss. Akimoto zweifelt zudem daran, dass die Pläne im Einklang mit den eigenen Umwelt- und Sozialstandards der Entwicklungsbank stehen.

"Das Teilstück in Burma ist sehr wichtig für den Bau des Ost-West-Korridors", erklärte Akimoto. Die AsDB habe andere Organisationen davon überzeugt, die Trasse zu bauen. Thailand und Japan etwa seien daran beteiligt gewesen.


Investitionen in Milliardenhöhe

Die AsDB hatte das Programm 1992 aufgelegt, um die sechs Anrainerstaaten des größten südostasiatischen Flusses wirtschaftlich zu fördern. Bis 2005 wurden mehr als zehn Milliarden Dollar in den Bau von Straßen, Brücken, Flughäfen, Seehäfen, Hochspannungsleitungen und Hotels in der Region investiert. Hinzu kamen Darlehen der regionalen Entwicklungsbank und anderer Geber in Höhe von rund 4,8 Milliarden Dollar.

Avilash Roul, der Geschäftsführer des nichtstaatlichen AsDB-Forums, warnte jedoch davor, dass die Entwicklungsprojekte auch in anderer Hinsicht einen hohen Preis hätten. Die Bank selbst habe bereits eingeräumt, dass die neue Straße die Risiken für Krankheiten wie HIV/Aids und Vogelgrippe erhöhen könnte, sagte er. Neben Menschen- und Tierhandel drohten auch Umweltschäden deutlich zuzunehmen. (Ende/IPS/ck/2010)


Links:
http://www.adb.org/gms/
http://www.earthrights.org/campaigns/burma-project
http://www.forum-adb.org/
http://www.mmjp.net/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=52671

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Quelle:
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veröffentlicht im Schattenblick zum 4. September 2010