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AFRIKA/975: Cote d'Ivoire - Sanktionen treffen Kakaoproduzenten (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 15. März 2011

Cote d'Ivoire: Sanktionen treffen Kakaoproduzenten

Von Fulgence Zamblé

Ivorischer Kakaobauer - Foto: © Fulgence Zamblé/IPS

Ivorischer Kakaobauer
Foto: © Fulgence Zamblé/IPS

Abidjan, 15. März (IPS) - Kakaobauern in Côte d'Ivoire werfen der internationalen Gemeinschaft vor, mit den Sanktionen gegen Präsident Laurent Gbagbo die Falschen zu treffen. Sie erbost nicht nur, dass sie ihre Ernten weit unter Preis verkaufen müssen, sondern dass die Bohnen tonnenweise in den Nachbarländern verschwinden.

Côte d'Ivoire läuft derzeit Gefahr, erneut in einen Bürgerkrieg abzurutschen. Drei Monate sind vergangen, seitdem die Vereinten Nationen Gbagbos politischen Widersacher Alassane Ouattara zum Sieger der Novemberwahlen erklärten. Da Gbagbo nicht bereit ist, das Feld zu räumen, soll er mit Sanktionen dazu gezwungen werden. Um ihn von wichtigen Exporteinnahmen abzuschneiden, hat die Europäische Union ihre Kakao- und Kaffeeimporte ausgesetzt. Doch Kakao ist das wichtigste Exportgut des Landes und ermöglicht sechs der 17 Millionen Menschen zählenden Bevölkerung ein Auskommen.

Nach Angaben der Kaffe- und Kakaobörse (BCC) liegen seit Mitte Februar 400.000 Tonnen Kakao in den beiden Häfen Abidjan und San Pedro fest. Sie sind für Europa bestimmt. "Jeder neue Tag des Wartens erhöht die Gefahr, dass der Kakao verdirbt. Das wäre für unsere Produzenten ein Verlust von fast 40 Milliarden CFA-Franc (rund 80 Millionen US-Dollar)", meint Adrien Kouamé, der die Bohnen der Kakaokooperativen aus dem Westen des Landes exportiert.

"Was habe ich, eine einfache Produzentin aus Duékoué (im Westen des Landes), mit Politik zu schaffen, dass sich Menschen weigern, mir meine 35 Tonnen Kakao abzunehmen", fragt Blandine Gloudoueu. "Wie soll ich nur meine 20-köpfige Familie ernähren, wenn die 25 Millionen CFA Franc (50.000 Dollar) ausbleiben, die ich in der Regel an meiner Ernte verdiene?"


Nachbarstaaten profitieren

Unmut erregt auch der Umstand, dass der Kakao in den Nachbarländern Mali, Burkina Faso und Togo auftaucht. "Das ist schon hart für uns zu hören, dass sich Mali mit einer Ernte von über 100.000 Tonnen Kakao brüsten kann, während es 2004 gerade einmal 8.000 Tonnen vorweisen konnte", kommentiert Joseph Kouamé Yao, Präsident der ivorischen Kakaobauern und -kooperativen.

Die BCC geht davon aus, dass bereits 170.000 Tonnen Kakao illegal Côte d'Ivoire verlassen haben, um in den Nachbarländern verkauft zu werden. Die finanziellen Verluste schätzt die Börse auf 34 Millionen Dollar.

Yao zufolge haben kriminelle Händler vielen Produzenten der Kakao-produzierenden Regionen die Bohnen zu Schleuderpreisen abgeschwatzt, um sie dann zu guten Preisen in den Nachbarländern weiterzuverkaufen. Von den Sanktionen profitiert auch Ghana, das mit einer jährlichen Kakaoernte von 800.000 Tonnen der größte Konkurrent Côte d'Ivoires auf dem Kakaomarkt ist. 29.000 Tonnen sollen bereits Ghana erreicht haben.

"In der Krise wollen die Abnehmer nur 500 FCA-Francs (einen Dollar) oder sogar nur noch 450 FCA-Franc zahlen. Dabei hat die Regierung den Preis auf 1.100 CFA-Franc (2,20 Dollar) festgelegt", entrüstet sich Arouna Singo, eine Kakaoproduzentin aus dem zentralen Westen des Landes. "Einige sind bereits eingeknickt und haben somit zur Hälfte unter Wert verkauft."


Bauern unter Druck

Karim Soumahoro ist ein Kaffeeeinkäufer aus San Pedro im Südwesten des Landes. "Wir befinden uns in einer Situation, in der wir unsere Investitionen aufs Spiel setzen", sagt er. "Unsere Produzenten werden übers Ohr gehauen. Man macht ihnen weiß, dass sie keine Exporteure für ihren Kakao mehr finden werden."

Solange die politische Lage angespannt bleibt, werden die dringend auf Einnahmen angewiesenen Kakaobauern nach Ansicht Soumahoros gezwungen sein, ihre Ernten an den Erstbietenden zu verkaufen. (Ende/IPS/kb/2010)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. März 2011