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AFRIKA/959: Uganda - Schlechte Noten für Demobilisierung der LRA-Rebellen (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2011

Uganda:
Schlechte Noten für Demobilisierung der LRA-Rebellen

Von Andrea Lunt


New York, 16. Februar (IPS) - Mehr als 20 Jahre lang terrorisierten die Rebellen der 'Lord's Resistance Army' (LRA) die Menschen im Norden Ugandas. Nun verbreiten sie in den zentralafrikanischen Nachbarländern Angst und Schrecken. Angesichts der Gefahr, die von den versprengten Einheiten ausgeht, legt ein neuer Bericht der ugandischen Regierung nahe, dem Demobilisierungswunsch vieler Kämpfer stärker als bisher entgegenzukommen.

Das 'Enough Project', eine Denkfabrik mit Sitz in Washington, vermisst eine übergreifende Entwaffnungsstrategie, die den LRA-Rebellen eine Rückkehr ins zivile Leben erleichtern würde. Stattdessen komme es zu widersprüchlichen und kontraproduktiven Entscheidungen, kritisiert der Report 'Too Far From Home: Demobilizing the Lord's Resistance Army'.

Für demobilisierungsbereite Kämpfer sei es nicht leicht, sich aus den Fängen der LRA zu lösen, erläutert der Enough-Project-Forschungsdirektor David Sullivan. "Wer zu fliehen versucht, wird bestraft."

Diejenigen, denen die Flucht gelingt, sehen sich in ihrem Heimatland mit weiteren Problemen konfrontiert. Abgesehen von dem Hass, der ihnen entgegenschlage, würden die Ex-Rebellen zum Dienst in der Armee gezwungen. Oftmals erhielten sie keinen Sold. Dass einige Ex-Rebellen trotz des ugandischen Amnestiegesetzes vor Gericht gestellt werden, ist nach Ansicht Sullivans eine ebenso falsche Botschaft, um die Auflösung der LRA zu bewirken.

Schätzungen zufolge treiben noch rund 400 für ihre Brutalität berüchtigte LRA-Kämpfer in der Demokratischen Republik Kongo, dem Sudan und der Zentralafrikanischen Republik ihr Unwesen, ein Drittel von ihnen Kinder. Der Chef der Guerillaorganisation, Joseph Kony, wird vom Internationalen Strafgerichtshof (ICC) in Den Haag gesucht. Zur Last gelegt werden ihm Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Anklage lautet unter anderem auf Mord, sexuelle Versklavung, Vergewaltigung und Zwangsrekrutierung von Kindersoldaten.


Rebellen kampfesmüde

Nach dem über 20 Jahre währenden Bürgerkrieg zwischen Ugandas Armee und LRA, der 2007 mit Tausenden Toten und 1,5 Millionen Vertriebenen zu Ende ging, und nach den fortgesetzten Kämpfen in Zentralafrika seien die LRA-Rebellen kampfesmüde, meint Sasha Lezhnev von der 'Grassroots Reconciliation Group', die im Norden Ugandas Reintegrationsprogramme für ehemalige Kämpfer durchführt.

"Sie alle träumen davon, ein kleines Geschäft aufzuziehen und eine Familie zu gründen", so Lezhnev. Ihnen fehle es jedoch meist am nötigen Startkapital und den erforderlichen Kenntnissen. Deshalb müsse mehr Geld für die Rehabilitationsmaßnahmen investiert werden. (Ende/IPS/kb/2011)


Links:
http://enoughproject.org/publications/too-far-home-demobilizing-lords-resistance-army?link=1
http://grassrootsgroup.org/
http://www.ipsnews.net/news.asp?idnews=54476

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Quelle:
IPS-Tagesdienst vom 16. Februar 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2011