Schattenblick →INFOPOOL →PARLAMENT → SPD

INNEN/2606: Sigmar Gabriel zur Trauerfeier für Walter Romberg


SPD-Pressemitteilung vom 5. Juni 2014

Sigmar Gabriel zur Trauerfeier für Walter Romberg

Die Trauerfeier für Walter Romberg, der am 23. Mai verstorben ist, findet am Freitag, den 6. Juni 2014, statt. In einem Kondolenzschreiben an seine Ehefrau würdigt Sigmar Gabriel den SPD-Politiker:



Die SPD verliert mit Walter Romberg eine bedeutende Persönlichkeit, die die Partei und den politischen Wandel im Osten Deutschlands entscheidend geprägt hat.

Walter war ein Mensch, der durch seine Sachkompetenz und Glaubwürdigkeit auf natürliche Weise Vertrauen und Respekt bei seinem Gegenüber weckte. Als bekennender Christ zog er seine innere Stärke aus seinem tiefen Gottvertrauen. Seinem Glauben entsprang auch sein kritisches Engagement in der Friedensbewegung, das sich in den siebziger Jahren gegen Militarisierung, Rüstungswettlauf und Abschreckungspolitik zu formieren begann.

Geprägt durch seine langjährige Arbeit in der Mathematik blieb Walter Romberg dabei aber immer auch Wissenschaftler, der durch Vernunft und gute Argumente zu überzeugen suchte. Mit der Theologischen Studienabteilung beim Bund der Evangelischen Kirchen in der DDR gestaltete er die kirchliche Friedenspolitik maßgeblich mit.

Als Mitglied der Grundsatzkommission spielte Walter Romberg auch eine tragende Rolle bei der Neubegründung der Sozialdemokratischen Partei in der DDR. Walter war bereit, sich in der unübersichtlichen Situation des gesellschaftlichen Umbruchs in die politische Verantwortung nehmen zu lassen. Im Februar 1990 entsandte ihn die SPD als Minister in die Übergangsregierung des Ministerpräsidenten Modrow, nach den freien Wahlen vom 18. März 1990 als Finanzminister in die Regierung der Großen Koalition unter Ministerpräsident de Maizière. Hier leitete er für die DDR die Verhandlungen über die Währungs-, Wirtschafts- und Sozialunion mit der Bonner Regierung.

Als durch die wirtschaftliche Umgestaltung die soziale Absicherung ab 1990 in Frage gestellt wurde, vertrat Walter beharrlich die Meinung, dass die Einheit insbesondere in Fragen der Finanzierung behutsam und nachhaltig gestaltet werden müsse. In der damaligen Koalition waren seine Vorschläge jedoch nicht mehrheitsfähig.

Als frühem Mahner vor den höheren Kosten der Einheit sollte ihm die Geschichte schließlich Recht geben. Dass in jener Zeit langfristig notwendige Maßnahmen im Interesse kurzfristiger Wahlkampfkalküle geopfert wurden, schmerzte Walter Romberg zeitlebens mehr als sein eigener Verlust des Ministeramtes.

Unmittelbar danach wurde er Abgeordneter im Europäischen Parlament, dem er eine Legislaturperiode lang angehörte. In seine Zuständigkeit fiel dort die Zusammenarbeit mit Osteuropa, insbesondere die Finanzierung von Kooperationsprojekten in den EU-Grenzgebieten zum Osten. 1995 wurde Walter Romberg vom Präsidium in den Seniorenrat der SPD berufen und war dort viele Jahre ein wertvolles Mitglied.

Mit seinen von Weitsicht getragenen Überzeugungen und seiner Glaubwürdigkeit hat er für das Ansehen der SPD vor allem im Osten Deutschlands einen bedeutenden Beitrag geleistet. Dafür sind wir Walter Romberg sehr dankbar.

*

Quelle:
SPD-Pressemitteilung 205/14 vom 5. Juni 2014
Herausgeber: SPD Parteivorstand, Pressestelle
Bürgerbüro, Willy-Brandt-Haus
Wilhelmstraße 141, 10963 Berlin
Tel.: 030/25 991-300, Fax: 030/25 991-507
E-Mail: pressestelle@spd.de
Internet: www.spd.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Juni 2014