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RHEINLAND-PFALZ/2736: Grundschulen stärken - Fehlentwicklungen entgegentreten (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 45/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 3. Dezember 2012

Grundschulen stärken - Fehlentwicklungen entgegentreten



Die jüngst veröffentlichte IQB-Studie zur Situation in den Grundschulen in Deutschland nahm die CDU-Fraktion zum Anlass, ihre Vorschläge für Reformen in einen Antrag zu gießen. SPD und Grüne kritisierten die Grundausrichtung der Unions-Ziele und lehnte die Ausschussüberweisung ebenso ab wie anschließend den Antrag als solchen.

Die rheinlandpfälzischen Grundschülerinnen und -schüler bilden in der neuen Studie zum Leistungsvergleich von Grundschulen das Schlusslicht der Flächenländer im Bereich Lesen, sagte Martin Brandl (CDU). "Viel besser als der Schluss sind unsere Grundschüler auch beim Zuhören und der Mathematik laut dieser Studie leider nicht", ergänzte er. Die CDU biete die Alternative zu dieser Grundschulpolitik an, "die offensichtlich in Punkto Unterrichtsqualität gescheitert ist". Der Antrag mache ganz konkrete Vorschläge. So fordere er eine frühzeitige Sprachstandserhebung mit unmittelbar anschließender verbindlicher Sprachförderung. Dazu sei "ein zielgenauer Ausbau der Sprachförderung in den Kindertagesstätten notwendig". Die Leistungsbewertung müsse sich wieder an allgemeingültigen und verständlichen Maßstäben ausrichten und für jede Klassenstufe wieder verbindliche Lehrpläne einführen. Die Auswertung der Studie sollte nicht bilateral mit den Lehrerverbänden geschehen, "sondern im Ausschuss, zum Beispiel mit einer gemeinsamen Anhörung mit den Verbänden", schlug Brandl vor.

Der CDU sei anscheinend "jedes Mittel recht, um ihre rückwärtsgewandte, in selektivem Denken verhärteten Forderungen unter das Volk zu bringen", kritisierte Bettina Brück (SPD). Alle Fachleute von den Gewerkschaften und Verbänden hätten sich gegen diese Forderungen ausgesprochen. "Aber das interessiert die CDU überhaupt nicht." Sie nutze die Bühne der Schlagzeile wegen. Das Ergebnis der Untersuchung der Bildungsstandards in den Grundschulen sei kein Grund zum Jubeln, "aber es ist auch keiner für Empörung, Hysterie oder Depression", betonte Brück. "Was wir jetzt brauchen, ist eine differenzierte Betrachtung und Analyse, warum rheinland-pfälzische Grundschüler in der vorangegangenen IGLU-Studie ganz vorne mit dabei waren und warum das jetzt anders ist." Eine Weiterentwicklung der Zeugnisse und der Schüler-Lehrer-Eltern-Gespräche schließe die SPD nicht aus. "Wir haben bereits im Frühjahr angefangen, mit den Lehrerverbänden und Eltern darüber zu diskutieren."

Sie habe ernsthaft geprüft, "welche der neun in Ihrem Grundschulantrag gestellten Forderungen von uns mitgetragen werden können", beteuerte Ruth Ratter (Bündnis 90/Die Grünen). Zwei seien dabei gewesen. "Allerdings gibt es auch da Probleme mit Ihren Grundannahmen und mit Ihrer Ableitung", sagte Ratter. Der Antrag evoziere einen nostalgischen Rückblick auf die Volksschule der 60er-Jahre, "in der alles noch in Ordnung war und alles noch seine Ordnung hatte". Er negiere, dass in der heutigen Gesellschaft eine Vielzahl von Kindern von vornherein benachteiligt sei, "und zwar nicht nur Kinder, die Deutsch nicht als Muttersprache gelernt haben". Die Sehnsucht der CDU nach allgemeingültigen Maßstäben in Form von Ziffernnoten "ist Ihrer eigenen bildungspolitischen Orientierungslosigkeit geschuldet", glaubt Ratter. Die Frage sei, was da als nächstes zu erwarten sei. "Der Ruf nach dem spanischen Rohrstock oder vielleicht etwas ganz Neues, was es noch nie gegeben hat, ein dreigliedriges Grundschulsystem?", fragte die Abgeordnete.

Wenn Brandl den CDU-Antrag als Alternative bezeichne, stimme dies, sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). "Es ist eine Alternative zu dem, was in unseren Schulen stattfindet und eine Alternative zu dem, was ich für richtig halte", betonte Ahnen. Sie lese Studien und rede mit den Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern darüber, "bevor ich sie kommentiere". Die IGLUStudie, in der Rheinland-Pfalz hervorragend abgeschnitten habe, sei die Nachfolgerin von PISA "und nicht die Studie von heute". Ihr Haus werde noch in diesem Monat mit den Grundschulverbänden, den Gewerkschaften und dem Landeselternbeirat reden und beraten, was die Studie feststelle und welche Konsequenzen man daraus ziehen könne. "Mir scheint die zentrale Konsequenz zu sein, dass wir schauen, wie sich unsere Grundschulen noch besser auf diese Bildungsstandards einstellen können, denn die werden überprüft", erläuterte die Ministerin. Dies sei dann "schon an vielen Stellen das Gegenteil von dem, was Sie in Ihrem Antrag fordern".

Fortsetzung nächste Ausgabe
LAD/STE/RR

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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 45/2012, Seite 4
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Dezember 2012