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RHEINLAND-PFALZ/2604: Unterrichtsausfall erneuter Debattenpunkt (StZ)


StaatsZeitung, Nr. 2/2012 - Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz
Der Landtag - Nachrichten und Berichte, 23. Januar 2012

Unterrichtsausfall erneuter Debattenpunkt


Erneut beantragte die CDU-Fraktion eine Aktuelle Stunde zum Unterrichtsausfall an den rheinland-pfälzischen Schulen. Wie in den Vorjahren, wurden sich Mehrheits- und Oppositionsredner bei der Interpretation der Zahlen nicht einig.

Die aktuelle Verdoppelung des Unterrichtsausfalls werden die Eltern nicht hinnehmen, sagte Guido Ernst (CDU). Es gebe genügend qualifizierte Lehrer, "aber Sie speisen sie mit Zeitverträgen ab", kritisierte Ernst die Bildungsministerin. Ahnen spiele offenbar auf Zeit und warte auf sinkende Schülerzahlen. Die Landesregierung spreche immer davon, nicht an der Bildung sparen zu wollen, "was zusätzlich vorhanden ist wird aber hauptsächlich in die Pensionsabsicherung der Pädagogen eingesetzt", sagte Ernst. Er frage sich, warum die aktuelle Situation nicht vorhersehbar gewesen sein solle. In Zukunft habe Ahnen die Chance, die sinkenden Schülerzahlen für eine hundertprozentige Versorgung zu nutzen.

Der Unterrichtsausfall müsse ernst genommen und Gegenmaßnahmen eingeleitet werden, stimmte Alexander Fuhr (SPD) zu. Er lasse es aber nicht zu, wenn die CDU die gute pädagogische Arbeit an den Schulen schlecht rede. Die CDU vergesse auch völlig die Verbesserungen für soziale Gerechtigkeit, etwa die Schulbuchausleihe. "Das ist alles mit erheblichen finanziellen Mitteln erreicht worden, und Sie fegen darüber hinweg, indem Sie immer zum Schulanfang über den Unterrichtsausfall reden", kritisierte Fuhr. Die Absenkung der Klassenmesszahl in den Grundschulen band alleine 120 Lehrer, erläuterte er. Neben Ganztagsgymnasien, Schwerpunktschulen und dem Ausbau der Fachoberschulen seit 2001 seien in Rheinland-Pfalz 574 Ganztagsschulen eingeführt worden. Dies habe über 1000 Lehrerstellen gebunden, "das ist der Weg, den wir künftig weitergehen wollen".

Nicht alleine die Quantifizierung mache eine gute Schule aus, sagte Ruth Ratter (Bündnis 90/Die Grünen). "Nicht einmal 108 Prozent Stellen wären Garant für eine gute Schule, nicht einmal für eine hundertprozentige Unterrichtsversorgung", sagte Ratter. Die Kosten für die Klassenwiederholer in Deutschland pro Jahr entsprächen etwa 300 Gymnasiallehrerstellen. "Lösen wir uns von der Fixierung auf Zahlen, die sowieso nicht so einfach zu interpretieren sind", empfahl Ratter. Sie strebe eine gerechtere Schule an. Der temporäre Unterrichtsausfall ist schulintern sehr wohl zu regeln.

Die Sicherung einer guten Unterrichtsversorgung sei für sie persönlich "ein absolut prioritäres Thema", sagte Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD). Die Gymnasien seien in diesem Jahr hinten dran geraten bei der Unterrichtsversorgung, dies solle korrigiert werden. "Das muss aber planmäßig erfolgen." Und dies bedeute sich mit der demographische Entwicklung auseinanderzusetzen, deshalb sei ein Gutachten in Auftrag gegeben, das im Frühjahr vorliegen solle. "Wir brauchen eine gute und bessere Unterrichtsversorgung, die über alle Schularten gleichermaßen vorhanden sein soll", gab Ahnen das Ziel vor. Die Behauptung, das Land habe die Vertretungsmittel gekürzt, sei falsch. "Es geschieht genau das, was wir versprochen haben: Die Verträge werden dem Bedarf entsprechend entwickelt."

Eltern dokumentierten den Unterrichtsausfall inzwischen detailliert, berichtete Marion Schneid (CDU) und nannte einige Beispiele berichteter Problemsituationen. Die Kinder seien als die Zukunft des Landes anzusehen. "Was nutzen mir Bildungsstandards, wenn kein Unterricht da ist?", fragte die Abgeordnete.


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Quelle:
StaatsZeitung, Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz, Nr. 2/2012, Seite 3
Der Landtag - Nachrichten und Bericht
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veröffentlicht im Schattenblick zum 2. Februar 2012