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HAMBURG/2111: Zum Programm "Fördern statt Wiederholen" für Schüler (Die Linke)


Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 19. Juli 2012

"Fördern statt Wiederholen"



Das Programm "Fördern statt Wiederholen" wird in Hamburg prinzipiell allen SchülerInnen gewährt, zum Teil aber aus dem Bildungs- und Teilhabepaket des Bundes mit einer Summe von rund 4,8 Mio. € finanziert. Deshalb wollte Dora Heyenn, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion DIE LINKE, mit einer Kleinen Anfrage (Drs. 20/4682, siehe Anlage) herausfinden, in welchem Umfang Kinder von Transferempfänger davon profitieren: "Wenn von den 19.676 SchülerInnen im 2. Halbjahr 2011/2012 nur ein knappes Viertel der Kinder und Jugendlichen von Hartz-Empfängern den kostenlosen Nachhilfeunterricht erhalten, dann ist das zu wenig", so Dora Heyenn. Zudem bestehen Zweifel an der Qualität des überwiegend von Honorarkräften durchgeführten Nachhilfeunterrichts.

"Die alte Weisheit, dass niemand so viel beim Nachhilfeunterricht lernt wie der Nachhilfelehrer selbst, scheint sich auch im Programm 'Fördern statt Wiederholen' der Schulbehörde zu bestätigen. Die von einer Zeugniskonferenz empfohlenen Lern- und Fördervereinbarungen werden für ein halbes Jahr geschlossen, jedoch in fast drei Viertel aller Fälle verlängert, weil eine notenrelevante Verbesserung nicht eingetreten ist. Man könnte das für normal halten, oder es könnte ein Zusammenhang mit der Qualität des Nachhilfeunterrichts bestehen", ergänzt die Fraktionsvorsitzende Dora Heyenn.

Auffällig ist, dass in der Beantwortung der Anfrage der schulpolitischen Sprecherin der LINKEN, die Behörde sich als unwissend hinstellt. So hat der Senat keine Information über die Verteilung der NachhilfeschülerInnen auf die verschiedenen Gruppengrößen, kann auch nichts zur möglichen Häufung von Förderunterricht in bestimmten Stadtteilen sagen, kann keine Angaben der zahlenmäßigen Verteilung zu den Förderlehrkräften machen, was die unterschiedliche Qualifikation ausmacht und weiß auch nicht, welche Nachhilfeinstitute an den Schulen tätig sind.

Selbst bei den Honorarkräften, von denen 17 % SchülerInnen, 35% Studierende und 8% pensionierte Lehrkräfte sein sollen, bleiben 40 % "sonstige Honorarkräfte, die sich wiederum aus SchülerInnen, pensionierten Lehrkräften, ErzieherInnen, Sozialpädagogen, Eltern und anderen Ehrenamtlichen zusammensetzen.

Dora Heyenn ist erbost, dass bei vielen ihrer Fragen um den heißen Brei herumgeredet wurde: "Der Verweis auf andere Veröffentlichungen lässt erahnen, warum der Senat seiner Informationspflicht nicht entsprechend nachkommt. Die meisten Förderkurse werden nach wie vor von Honorarkräften gegeben, und zwar mit steigender Tendenz von 61% auf 66 %. Der Anteil der Lehrkräfte, die den Nachhilfeunterricht erteilen ist hingegen von 31% auf 23% gesunken. Hier spart die Behörde am falschen Ende und versucht offenkundig immer noch Sozialversicherungsbeiträge und die Zahlung des Gehalts über die Sommerferien einzusparen." Honorarkräfte erhalten pro Unterrichtsstunde 16,52 €, wenn sie für gewerbliche Anbieter arbeiten, allerdings 20,65 €.

"Warum gewerbliche Anbieter pro Nachhilfestunde einen pauschalierten Aufschlag von 25% erhalten, ist überhaupt nicht nachzuvollziehen. Mit einer Steigerung der Förderlehrkräfte aus Nachhilfeinstituten von 8% auf 11% wird eine fortschreitende Privatisierung auch in diesem Bildungssektor deutlich, der äußerst problematisch ist", so Heyenn weiter.

Heyenn hat zudem nachgefragt, ob und was die Behörde am Konzept ihres Programms "Fördern statt Wiederholen" ändern will und zeigt sich mit der Reaktion des Senats äußerst unzufrieden: "Es gehört schon eine große Portion Arroganz dazu, Probleme einfach nicht zur Kenntnis nehmen zu wollen. Wenn die Schulbehörde nicht umsteuert gefährdet sie den pädagogisch wertvollen Ansatz das Sitzenbleiben abzuschaffen und läuft Gefahr, Nachzahlungen für Honorarkräfte zahlen zu müssen, wie es in Niedersachsen bereits geschehen ist", schließt Heyenn.

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Quelle:
Fraktion DIE LINKE in der Hamburgischen Bürgerschaft
Presseerklärung vom 19. Juli 2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Juli 2012