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BUNDESTAG/4657: Heute im Bundestag Nr. 522 - 16.10.2014


Deutscher Bundestag
hib - heute im bundestag Nr. 522 Neues aus Ausschüssen und aktuelle parlamentarische Initiativen

Donnerstag, 16. Oktober 2014, Redaktionsschluss: 13.10 Uhr

1. Medienkompetenz zum Schutz der Kinder
2. Intakte Natur ist Kapital für Tourismus



1. Medienkompetenz zum Schutz der Kinder

Kinderkommission

Berlin: (hib/ABB) Eltern müssen ihren Kindern Medienkompetenzen und den Umgang mit den elektronischen Medien vermitteln. In dieser Einschätzung waren sich die Sachverständigen aus den Bereichen Medien und Kommunikation am Mittwochabend in einem Expertengespräch zum Thema "Jugendmedienschutz/Medienausstattung von Kindern und Jugendlichen" in der Kinderkommission des Deutschen Bundestages einig.

Für Kinder und Jugendliche seien die neuen Medien in ihrem alltäglichen Leben integriert und wären nicht mehr wegzudenken. "Man kann die Kinder und Jugendlichen nicht vom Internet abhalten, sondern es müssen ihnen zumutbare Inhalte zur Verfügung gestellt werden", sagte Günter Winands, Ministerialdirektor bei der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. "Es bedarf keiner Filterprogramme, sondern eines Surfraumes, wo nur zumutbare Inhalte aufrufbar sind", machte Winands deutlich. Es gebe zwar Kinder-Suchmaschinen mit geprüften Seiten, jedoch würden diese von Anbietern oft nicht publik gemacht oder in ihr Angebot integriert. Thomas Rathgeb, Leiter der Geschäftsstelle des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest, stellte die aktuelle Studie zum Umgang von 6- bis 19-Jährigen mit Medien und Information in der Runde vor. Demnach ist das Handy zum zentralen Kommunikationsinstrument im Leben von Jugendlichen geworden. Für Kinder von sechs bis zehn Jahren sei das Leitmedium weiterhin das Fernsehen. Erst ab zehn Jahren würde sich ein Medienwechsel zum Smartphone einstellen. 24 Prozent der 6- bis 13-Jährigen erklärten YouTube und 23 Prozent Facebook zu ihren Lieblingsseiten im Jahr 2014. Dies wäre insofern überraschend, da Facebook erst ab dem 13. Lebensjahr eine Account-Einrichtung ermöglicht. Rathgeb erklärte, dass viele Eltern ihren Kindern solch einen Facebook-Account einrichten würden.

Deshalb sei der Erziehungsauftrag der Eltern und Pädagogen so essentiell, betonte auch der Experte Martin Drechsler, stellvertretender Geschäftsführer der Freiwilligen Selbstkontrolle Multimedia-Diensteanbieter. Die Entwicklung der neuen Medien, des Films und Fernsehens sei ein dynamischer Prozess. "Die Erziehungsaufgaben der Eltern und Pädagogen wandeln sich unaufhörlich mit der rasanten technischen Entwicklung", sagte Drechsler. Die Eltern und Pädagogen seien aufgefordert, sich regelmäßig zu informieren und zu schulen. "Ohne Medienwissen können die Eltern und Pädagogen den Medienkonsum der Kinder gar nicht kontrollieren und sind damit komplett überfordert."

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2. Intakte Natur ist Kapital für Tourismus

Ausschuss für Tourismus

Berlin: (hib/JBB) Eine intakte Natur ist das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung des Tourismus in Großschutzgebieten. Private und öffentliche Tourismusakteure sollen sich demnach stärker für deren Erhalt einsetzen und eine gemeinsame Vermarktung der Gebiete forcieren - zu diesem Fazit kamen Sachverständigen am Mittwoch in einer öffentlichen Anhörung des Ausschuss für Tourismus des Bundestages. Thema der Anhörung war die Wertschöpfung durch den Tourismus in Großschutzgebieten.

Die Sachverständigen waren sich darin einig, dass die Natur erhalten bleiben müsse, schließlich kämen die Menschen hauptsächlich, um sich in der unberührten Landschaft zu erholen. Darin liege großes wirtschaftliches Potential gerade für den ländlichen und strukturschwachen Raum. Sie wünschten sich eine dauerhaftere staatliche Unterstützung, bessere finanzielle und personelle Ausstattung und vor allem eine koordinierte, bundesweite Vermarktung der Naturschutzgebiete.

Elke Baranek, Geschäftsführerin des Europarc Deutschland e.V., des bundesweiten Dachverbandes der Nationalparks, Biosphärenreservate und Naturparks, sagte, die unberührte Natur sei Grundvorrausetzung für touristische Aktivität und der daraus folgenden wirtschaftlichen Wertschöpfung. Dazu müsse es innovative und nachhaltige Tourismusangebote geben, die von den Naturparkverwaltungen umgesetzt werden müssten. Letztere müssten dazu jedoch personell und qualitativ gestärkt werden. Zudem müssten die Urlaubsregionen von einem klaren Absender vermarktet werden, die nationalen Kulturlandschaften seien ein solcher Absender. Baranek begrüßte die Pläne der Deutschen Zentrale für Tourismus (DZT), 2016 ein Themenjahr "Faszination Natururlaub in Deutschland" zu veranstalten und im Ausland zu bewerben.

Ulrich Köster, Geschäftsführer des Verbands Deutscher Nationalparke e.V., stimmte seiner Vorrednerin zu und forderte, die Kampagne der DZT auch im Inland zu fahren. Für ihn seien die Schutzgebiete "die Schatzkammer der deutschen Kultur". Ihre Wertschöpfung gehe über die Landschaft hinaus, jeder von der öffentlichen Hand dafür ausgegebene Euro sei eine "kluge Investition". Bei der personellen Ausstattungen der Naturparkverwaltungen plädierte er für eine Mindestanzahl von vier Mitarbeitern im Management, das sei momentan nicht überall gegeben. Köster forderte, nationale Förderprogramme für Naturparks zu entwickeln, ähnlich wie in der Schweiz.

Einen Blick auf ein südliches Nachbarland zu werfen riet auch Franz Leibl, Leiter der Nationalparkverwaltung Bayrischer Wald. Er wünschte sich ebenfalls eine überregionale Vermarktung der Naturparks, Biospährenreservate und Nationalparks und brachte als Beispiel Österreich. Dort würden alle Nationalparks auf Bundesebene gebündelt vermarktet. Zudem könne man sich überlegen, eine für alle Nationalparks in Deutschland gültige Karte einzuführen. Mario Schrumpf vom Naturpark Stechlin-Ruppiner Land schloss sich den Anmerkungen seiner Vorredner an und sagte, die Politik müsse sich der Großschutzgebiete in ihrer Gesamtheit annehmen und Natur und Landschaft langfristig sichern.

Martin Flade vom Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin wies auf die Besonderheiten von Biosphärenreservate hin. Sie seien "keine Naturschutzgebiete im eigentlichen Sinn, sondern Experiementierfelder, auch für ökologische und nachhaltige Landnutzung". Auch sie seien touristisch interessant, erklärte Flade, wenngleich auch nicht für den Massentourismus.

Probleme für Biosphärenreservate sah Flade vor allem in großen Infrastrukturprojekten wie Stromtrassen oder Autobahnen, dem großflächigen Anbau von Mais und Windkraftanlagen im Zuge der Energiewende und der allgemeinen Sparpolitik. Flades Kollege Eugen Nowak vom Biosphärenreservat Spreewald bedauerte, dass "private und öffentliche Tourismusakteure bisher zu wenig erkennen, dass die intakte Naturlandschaft das Kapital für eine erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung ist". Sein Biosphärenreservat leide unter der Verockerung der Spree. Der Fluss trage sehr viel Eisenhydroxid mit sich, eine Folge des Tagebergbaus in der Lausitz. Das Eisenhydroxid führe zu einem Absterben der Tier- und Pflanzenwelt.

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Quelle:
Heute im Bundestag Nr. 522 - 16. Oktober 2014 - 13.10 Uhr
Herausgeber: Deutscher Bundestag
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veröffentlicht im Schattenblick zum 18. Oktober 2014