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ORNITHOLOGIE/136: "Kuckuckskinder" sind häufiger Söhne (idw)


Fachhochschule Koblenz / RheinAhrCampus Remagen - 17.06.2009

"Kuckuckskinder" sind häufiger Söhne

Remagener Statistiker weist zusammen mit US-Biologen Unterschied nach


Die meisten Vogelarten sind sozial monogam. Aber der soziale Vater ist längst nicht immer auch der genetische Vater der Jungvögel. Dies ergaben molekulare Vaterschaftsanalysen in den letzten Jahrzehnten. Warum sind außerpaarliche Vaterschaften so häufig? Weibchen können dadurch keine zusätzlichen Nachkommen erzeugen, warum machen sie dieses Spiel mit? Es gibt verschiedene Erklärungsansätze zu dieser Frage: Wollen sich die Weibchen gegen eine mögliche Unfruchtbarkeit des sozialen Partners absichern? Vielleicht ist der Vorteil aber auch indirekt. Eine größere genetische Vielfalt unter den Jungvögeln oder besonders gute Gene sind hier denkbare Vorteile. Wenn man seinen "Traumpartner" nicht ganz für sich gewinnen kann, können zumindest einige der Nachkommen von den "guten Genen" dieses Traumpartners profitieren. Liegt darin für die Weibchen der Sinn der außerpaarlichen Kopulationen?

In diesem Fall wäre es ideal, wenn die "Kuckuckskinder", also die außerpaarlichen Jungtiere, erneut männlich wären. Erben sie die guten Eigenschaften ihres genetischen Vaters, könnten sie später erneut einen hohen Fortpflanzungserfolg einfahren. Bisher konnte man dies nicht nachweisen, allerdings waren die Studien recht klein. Nun wurde eine große Studie vorgestellt: Sieben US-Biologen analysierten zusammen mit dem Remagener Biostatistiker Prof. Dr. Markus Neuhäuser über 500 Bruten mit mehr als 3000 Jungvögeln beim amerikanischen Hauszaunkönig (Troglodytes aedon). Bei ca. 2350 Jungvögeln konnten Geschlecht und Vaterschaft bestimmt werden. Kuckuckskinder fand man in 37 % der Bruten.

Genau 50,3 % der Jungvögel waren männlich. Insgesamt war das Geschlechterverhältnis also sehr ausgeglichen. Aber es gab einen Unterschied: Bei Kuckuckskindern waren 53,4 % männlich, bei den legitimen Kindern waren es nur 49,2 %. Ein recht deutlicher Unterschied: Ein um 8.5 % größerer Anteil an Söhnen bei den außerpaarlichen Nachkommen, der Statistiker spricht von einem signifikanten Unterschied.

Literatur:
Johnson LJ, Thompson CF, Sakaluk SK, Neuhäuser M, Johnson BGP, Sonkup SS, Forsythe SJ & Masters BS (2009): Extra-pair young in house wren broods are more liekely to be male than female. Proceedings of the Royal Society London B 276, 2285-2289 (June 22, 2009).

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/pages/de/institution324


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Fachhochschule Koblenz / RheinAhrCampus Remagen,
Dr. Anke Hülster, 17.06.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. Juni 2009