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ORNITHOLOGIE/109: Halsbandsittiche - Positives Image eines Neubürgers (Der Falke)


Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2009

Ornithologie aktuell

Halsbandsittiche: Positives Image eines Neubürgers


Halsbandsittiche (Psittacula krameri), die ursprünglich aus Südostasien und Afrika stammen, haben sich inzwischen in verschiedenen Städten Europas als "Neozoen" etabliert. Im Großraum Rhein-Neckar existiert seit mehr als 30 Jahren eine Population der nordindischen Unterart Psittacula krameri borealis. Sie geht auf entflogene Käfig- oder Volierenvögel zurück, von denen es bereits im Jahre 1972 erste Beobachtungen gab. Seitdem ist der Bestand auf über 800 Vögel angewachsen. Krefeld, Düsseldorf, Köln, Bonn, Wiesbaden, Mainz, Worms, Ludwigshafen und Mannheim sind weitere Stützpunkte frei lebender Bestände. Die Vögel leben in kleinen Gruppen, die sich an Nahrungsquellen oder Schlafplätzen zu Schwärmen von über 1000 Vögeln zusammenschließen und sich überwiegend von Früchten, Blüten und Knospen verschiedener Pflanzenarten ernähren, weswegen sie in Südostasien auch als Ernteschädlinge gefürchtet sind. In Heidelberg erregten die Vögel erst größere Aufmerksamkeit, nachdem es mehrere Hundert Tiere gab. Die Sittiche werden von 75 % der Bürger positiv gesehen, 14 % sind unentschieden und 11 % lehnen die Vögel ab. Am häufigsten wird das laute Rufen vor allem an Brut- und Schlafplätzen und anderen Orten mit größeren Ansammlungen als störend empfunden. Beschwerden über Fassadenschäden gab es weniger als erwartet und auch Fraßschäden an Obst und Zierpflanzen durch das Anbeißen von Früchten und Knospen wurden nur von wenigen Befragten negativ hervorgehoben. Viele Menschen sehen die Halsbandsittiche sogar als Bereicherung der heimischen Avifauna, die sie nicht nur regelmäßig beobachten, sondern auch füttern. Auch andere Höhlenbrüter haben offenbar nichts von den Neubürgern zu befürchten. Weder Hohltaube noch Star zeigten bei hoher Halsbandsittich-Dichte geringere Brutbestände. Lediglich beim Kleiber nahm die Brutpaar-Dichte in Brüssel bei hoher Konzentration der Sittiche ab. (wir)

Braun, M., S. Wegener, Natur u. Landschaft, 83, 2008, 9/10 S. 452-455.


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Quelle:
Der Falke - Journal für Vogelbeobachter 2/2009
56. Jahrgang, Februar 2009, S. 42-43
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veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Februar 2009