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PLANET/536: Jupitermond Io sprüht vor Aktivität (Sterne und Weltraum)


Sterne und Weltraum 11/13 - November 2013
Zeitschrift für Astronomie

Nachrichten
Jupitermond Io sprüht vor Aktivität



Der Jupitermond Io scheint derzeit eine Hochphase seiner vulkanischen Tätigkeit zu durchlaufen. Die Astronomen Imke de Pater und Ashley G. Davies von der University of California und dem Jet Propulsion Laboratory beobachteten mit dem Acht-Meter-Teleskop Gemini North auf dem Mauna Kea in Hawaii am 30. August 2013 einen enormen Ausbruch. Die Beobachtungen im nahen Infraroten bei einer Wellenlänge von 3,8 Mikrometern weisen auf eine Wärmefreisetzung zwischen 15 und 60 Terawatt hin. Wahrscheinlich wirft der Vulkan entlang einer Bodenspalte Feuerfontänen aus glutflüssiger Lava mehrere Kilometer hoch aus. Schon zwei Wochen zuvor hatten dieselben Forscher mit dem Zehn-Meter-Teleskop Keck-2, ebenfalls auf dem Mauna Kea, eine erste große Eruption im Bereich des Vulkans Rarog Patera entdeckt. Sie setzte etwa ein Drittel der Energie des neueren Ausbruchs frei.

Letzterer ereignete sich im Koordinatennetz von Io bei 230 Grad westlicher Länge und 29 Grad nördlicher Breite. An dieser Stelle war auf früheren Bildern dieses Mondes nichts Besonderes zu bemerken, lediglich eine Infrarotaufnahme der Jupitersonde Galileo von Oktober 2001 zeigte hier einen kleinen warmen Fleck. Für die Beobachtungen setzten die beiden Astronomen die Nahinfrarotkamera NIRI und die adaptive Optik ALTAIR des Gemini-Teleskops ein, um Io als Scheibe auflösen zu können.

Derart starke Ausbrüche werden auf Io sonst nur sehr selten beobachtet, und bislang wurden noch nie zwei Großeruptionen innerhalb von nur zwei Wochen gesichtet. In beiden Fällen ließ die eruptive Tätigkeit innerhalb von ein bis zwei Wochen stark nach. Die schnellen Veränderungen auf Io rechtfertigen nach Ansicht der beiden Forscher eine kontinuierliche Beobachtung des Jupitermonds, um zu einem besseren Verständnis seiner vulkanischen Tätigkeit und ihrer Ursachen zu kommen.

Vulkanische Aktivitäten sind auf Io an der Tagesordnung, derzeit sind mehr als 100 lavaspeiende Berge bekannt. Die extreme geologische Tätigkeit des innersten großen Jupitermonds geht auf Gezeiteneinflüsse der äußeren Nachbarmonde Europa und Ganymed zurück. Sie begünstigen, dass das Innere von Io ständig vom starken Schwerefeld des Riesenplaneten »durchgewalkt« werden kann, wodurch große Mengen an Reibungshitze entstehen, die den Mond extrem aufheizen.

CBET 3632 und IAU Circular 9259

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»Vulkanismus auf Jupitermond Io« bezieht sich auf die Meldung »Jupitermond Io sprüht vor Aktivität«: Dieser WIS-Beitrag enthält Materialien und Experimente, die sich mit den Ursachen und Ausbruchsformen des Io-Vulkanismus beschäftigen. Die vulkanische Aktivität auf Io wird hauptsächlich durch die Gezeitenkräfte des Jupiters verursacht, die den Mond gewissermaßen »durchkneten« und dadurch aufheizen. Allein diese Gezeitenkräfte auf Io sind mehr als 6000 mal so stark wie die des Erdmonds auf die Erde.
(ID-Nummer: 1156163)


Bildunterschriften der im Schattenblick nicht veröffentlichten Abbildungen der Originalpublikation:

Auf diesem Ausschnitt einer globalen Fotokarte des Jupitermonds Io ist der Eruptionsort vom 30. August 2013 als bräunlicher Fleck in der Bildmitte zu sehen.

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Quelle:
Sterne und Weltraum 11/13 - November 2013, Seite 16
Zeitschrift für Astronomie
Herausgeber:
Prof. Dr. Matthias Bartelmann (ZAH, Univ. Heidelberg),
Prof. Dr. Thomas Henning (MPI für Astronomie)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 21. Mai 2014