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MELDUNG/094: An Weihnachten weltweit Sterne zählen (idw)


Forschungsverbund Berlin e.V. - 20.12.2013

An Weihnachten weltweit Sterne zählen



Den Stern von Betlehem hätten die drei Könige aus dem Morgenland heutzutage wohl kaum sehen können: Künstliche Beleuchtung bei Nacht erhellt den Himmel so stark, dass die Sterne dagegen verblassen. Wie stark die so genannte Lichtverschmutzung den Himmel weltweit beleuchtet, möchten Wissenschaftler des Projekts "Verlust der Nacht" herausfinden. Sie haben eine Smartphone-App entwickelt, mit der jeder Interessierte zum Lichtforscher werden kann.

Mithilfe von Referenzsternen kann die Himmelshelligkeit an jedem beliebigen Ort der Erde ermittelt werden. Die App ist bisher auf Deutsch und Englisch kostenlos zum Download erhältlich und wurde schon über 12.000 Mal heruntergeladen. Nun wurde sie in neun weitere Sprachen übersetzt: Arabisch, Chinesisch, Französisch, Italienisch, Japanisch, Katalan, Polnisch, Rumänisch und Spanisch.

Ziel der App ist es, die Himmelshelligkeit - den sogenannten Skyglow - zu quantifizieren und angesichts sich wandelnder Beleuchtungstechnologien und wachsender Städte zu sehen, wie sie sich über die Zeit verändert. Die von "Bürgerwissenschaftlern" erhobenen Messungen werden in einer Datenbank gespeichert und wissenschaftlich ausgewertet. Daraus entstehen Karten, die die Helligkeitsverteilung und ihre Entwicklung über die Jahre zeigen. Die Daten stehen aber auch anderen Wissenschaftlern zur Verfügung, um so mögliche Zusammenhänge mit Gesundheit, Biodiversität, Energieverbrauch und vielen anderen Faktoren zu untersuchen. " Wir haben bisher schon sehr viele Daten erhalten, da die App von Tausenden Menschen genutzt wird", so Christopher Kyba vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei (IGB), welches den Forschungsverbund "Verlust der Nacht" ins Leben gerufen hat. "Die meisten Messungen stammen aus Deutschland und den USA. Um die weltweiten Trends erforschen zu können, möchten wir die App nun durch die Übersetzungen noch leichter zugänglich machen", so Kyba.

Die App wurde zusammen mit der Firma Cosalux (Offenbach am Main) basierend auf Google Sky Map entwickelt. Eine App für Apple-Geräte ist in Planung. Sie baut auf das Citizen Science Projekt "GLOBE at Night" auf, in dem Menschen auf der ganzen Welt die Himmelshelligkeit bestimmen und als Kriterium dafür die Sichtbarkeit der Sterne heranziehen.

Bisher wurde nächtliche Helligkeit hauptsächlich über Satelliten gemessen, aber diese messen das nach oben abgestrahlte Licht, nicht die Helligkeit, die am Boden von Menschen und anderen Organsimen erlebt wird. Aussagen darüber werden in Modellen berechnet. Doch um diese zu testen, sind Vergleichsdaten nötig - und genau solche werden mit der App gesammelt. Die heutige Satellitentechnologie ist auch noch nicht ausgereift genug, um Lichtintensitäten zu verstehen. So liegt ein Großteil des Lichts aus LED-Straßenlampen beispielweise in einem Spektralbereich, den die Satelliten nicht wahrnehmen. LED-beleuchtete Gebiete erscheinen dadurch dunkler, als sie wirklich sind.

In dem interdisziplinären Projekt "Verlust der Nacht" untersuchen Wissenschaftler erstmals gemeinsam die ökologischen, gesundheitlichen sowie kulturellen und sozioökonomischen Auswirkungen, aber auch die Ursachen für die zunehmende Beleuchtung der Nacht. Auf Grundlage dieser Forschungsergebnisse sollen Lösungsansätze für moderne Beleuchtungskonzepte und nachhaltige Techniken entstehen.


Weitere Informationen unter:
https://play.google.com/store/apps/details?id=com.cosalux.welovestars
- hier kann die App "Verlust der Nacht" kostenlos heruntergeladen werden

http://www.verlustdernacht.de

http://www.GLOBEatNight.org

http://www.youtube.com/watch?v=0wNM0LycVYs
- 3 Minuten Clip zu Citizen Science und der App

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung unter:
http://idw-online.de/de/institution245

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft e. V. - idw - Pressemitteilung
Forschungsverbund Berlin e.V., Karl-Heinz Karisch, 20.12.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2013