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SUCHT/568: Tatort-Arzt kritisiert suchtmedizinische Versorgung in Gefängnissen (Adhoc)


Patzer PR GmbH - Donnerstag, 24. Juni 2010

UN-Weltdrogentag am 26. Juni

- Prominente Suchtmediziner fordern bessere Substitutionstherapie
- Tatort-Arzt kritisiert suchtmedizinische Versorgung in Gefängnissen


München - "Im Vergleich zur suchtmedizinischen Versorgungslage außerhalb der Knastmauern", sagt Joe Bausch, "ist die Versorgungslage in den Gefängnissen katastrophal. Nicht einmal die Hälfte aller JVAs bietet überhaupt eine Substitutionstherapie an." Dr. Hermann-Joseph Bausch-Hölterhoff, Medizinaldirektor in der Justizvollzugsanstalt Werl, ist den meisten besser als eigenbrötlerischer Pathologe aus dem Kölner Tatort bekannt. Im echten Leben behandelt er seit 1993 erfolgreich drogenabhängige Strafgefangene und weiß um die ansonsten besonders schlechte Versorgung seiner Klientel.

Bausch konstatiert "70% aller Ersatztherapie-Patienten müssen diese bei Haftantritt abbrechen." Auf der anderen Seite "suchen sie nach Entlassung trotz etwaiger Substitution sofort wieder den Kontakt zur Szene." Der Grund: Oft übernehmen die Kassen die Kosten für eine weiterführende Therapie in Freiheit nicht oder nicht nahtlos. "Ein Abhängiger braucht sein Medikament aber jeden Tag. Das ist ein unhaltbarer Zustand", so der Tatort-Schauspieler und Gefängnisarzt.

Sucht ist eine Krankheit, die behandelt werden muss

Dabei gilt die Substitutionstherapie zur Behandlung Drogenabhängiger längst als eines der wirksamsten Mittel, um der Sucht beizukommen. Dr. Bernd Weber, Betreiber einer Schwerpunktpraxis für Suchtmedizin in Kassel und Vorstandsmitglied der Deutschen Gesellschaft für Suchtmedizin (DGS), erklärt: "Bei Behandlung von Drogensucht hat sich die Substitutionstherapie als beste Alternative erwiesen. Sie rettet Menschenleben und unterstützt Süchtige maßgeblich auf ihrem langen und beschwerlichen Weg zurück ins Leben. Berufliche und gesellschaftliche Reintegration ist ohne Substitution kaum vorstellbar."

Innovative Präparate stehen längst zur Verfügung

Natürlich hat die Substitution auch Schattenseiten. "Der Beikonsum anderer Drogen und der Missbrauch der Substitutionsmittel hat sich in den letzen Jahren eher unerfreulich stark entwickelt", so Suchtexperte Prof. Dr. Michael Klein von der Katholischen Hochschule Nordrhein-Westfalen, Deutsches Institut für Sucht- und Präventionsforschung, aus Köln. Dabei können Miss- und Beigebrauch mit geeigneten Medikamenten wirksam angegangen werden. "Von den Behandlungsmöglichkeiten mit Buprenorphin/Naloxon sind wir sehr angetan und würden da einen erheblichen Ausbau erwarten", so der Professor für Klinische Psychologie und Sozialpsychologie, "denn hier ist das Missbrauchs- und Risikopotential aufgrund der speziellen Pharmakologie der genannten Wirkstoffe stark eingedämmt."

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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Juni 2010