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PSYCHOLOGIE/052: Lebensstilveränderungen - Erfolgreiche Motivation in der Beratungspraxis (aid)


aid-PresseInfo Nr. 20 vom 11. Mai 2011

"Yes, we can!" - Erfolgreiche Motivation in der Beratungspraxis

14. aid-Forum am 18. Mai 2011 in Bonn


(aid) - Für jeden Menschen gibt es immer wieder Anlässe oder Lebensphasen, die zu positiven Veränderungen führen sollen; seien es gute Vorsätze, der Wunsch nach Veränderung oder die gesundheitliche Notwendigkeit zu Handeln. Fast alle Menschen starten dabei hoch motiviert, meistens jedoch brechen sie die Diät, die sportlichen Aktivitäten, die Zigarettenentwöhnung über kurz oder lang wieder ab und fallen in alte Verhaltensmuster zurück. Warum aber ist das so? Wie kann man Menschen dazu motivieren, sich dauerhaft auf eine gesunde Lebensweise umzustellen? Mit welchen Strategien lassen sich Verhaltensänderungen erfolgreich umsetzen? Diese Fragen standen im Mittelpunkt des 14. aid-Forums, das am 18. Mai in Bonn stattfand.

Dr. Margareta Büning-Fesel, Geschäftsführender Vorstand des aid, wies in ihrer Begrüßung darauf hin, dass sowohl Berater als auch Klienten in der Realisierung von gesundheitsbezogenem Verhalten häufig eher Wissensriesen, aber Umsetzungszwerge sind. "Ernährungsberatung, die sich auf die Vermittlung rationalen Wissens konzentriert, hat ihre Schwierigkeiten", so Prof. Dr. Christoph Klotter von der Hochschule Fulda. Die Begleitung des Klienten mit Wertschätzung, Empathie und Echtheit hingegen fördere die Motivation zur Verhaltensänderung, ohne dass der Berater dem Klienten vorgibt, was er zu tun und zu lassen hat.

Auch durch die Methode des "Motivational Interviewings" werden Behandlungsmotivation und Veränderungsbereitschaft gefördert. Es handele sich hierbei um ein direktives und patientenorientiertes Verfahren, das die Behandlungsmotivation "unmotivierter" Patienten unterstütze, die Zahl vorzeitiger Behandlungsabbrüche reduziere, das Rückfallrisiko senke und zu einer dauerhaften Verhaltensänderung führen könne, erläuterte PD Dr. Ralf Demmel von der Universität Münster. Vielen Menschen fällt es schwer, das, was sie sich vorgenommen haben, auch in die Tat umzusetzen. Hier setzt das MoVo-Konzept (Motivations-Volitions-Konzept) an, das Prof. Dr. Reinhard Fuchs von der Universität Freiburg entwickelt hat. Jemand mit guten Vorsätzen müsse nicht noch mehr motiviert werden, sondern er benötige konkrete Unterstützung bei der Umsetzung seiner Absichten.

Die Ergebnisse einer Interventionsstudie belegen, dass durch das MoVo-Konzept ein substanzieller Beitrag zum Aufbau eines körperlich-aktiven Lebensstils geleistet werden könne, so Fuchs. Wie das Fassen von Vorsätzen in "Wenn-Dann-Pläne" die Verwirklichung von Zielen wirksam unterstützen kann, zeigte Prof. Dr. Peter M. Gollwitzer, Universität Konstanz/New York University. Es gehe darum zu planen, wann, wo und wie das Ziel erreicht werden soll. Das Prinzip bestehe darin, die "Wenn-Dann-Pläne" so genau auszuformulieren, dass in der entsprechenden Situation nicht mehr darüber nachgedacht werden muss und sofort automatisch gehandelt werden kann. Wichtig sei auch zu planen, wie mit Hindernissen bei einer Verhaltensänderung umgegangen werden könnte. Wer schon im Vorfeld ein Alternativverhalten festgelegt habe, müsse keine Entscheidung in der akuten Situation treffen und hätte auch keine Ausrede mehr.

Einen Ansatz zur Steigerung der Motivation zum gesundheitsbezogenen Verhalten bei Arbeitslosen stellte Inka Matschey von Team Gesundheit, Essen, mit der "FIT-Beratung" vor. Basierend auf der jeweiligen Motivationslage würden individuelle Strategien entwickelt, die dazu beitrügen, die Selbstverantwortung zu gesundheitsbezogenem Verhalten zu stärken und zu unterstützen, erklärte die Diplom-Sportwissenschaftlerin.

Neue Technologien für Präventionsprogramme zu nutzen, ist im Zeitalter des World Wide Web naheliegend. Dipl. Psych. Jana Richert von der Freien Universität Berlin ging auf die online-basierte Gesundheitsförderung ein und zeigte deren Chancen und Grenzen auf: "Die Nutzung des Internets hat einen Hauptvorteil gegenüber herkömmlichen Interventionen. Denn es gibt hier die Möglichkeit, maßgeschneidert auf individuelle Bedürfnisse und Anforderungen einzugehen und natürlich Inhalte zu erhalten, die persönlich relevant sind." Das Internet biete sich dazu an, bei geringen Kosten eine breite Masse an Menschen zu erreichen, so Richert.

Den Abschluss bildeten Erfahrungsberichte und Patientenbeispiele: Die Diplom-Oecotrophologinnen Dr. Claudia Laupert-Deick, Praxis für Ernährungstherapie und Beratung, Bonn, Dr. Maike Groeneveld, Praxis für Ernährungsberatung, Bonn, und Dr. Gaby Hauber-Schwenk, ErnährungsTherapieZentrum Tübingen, berichteten aus ihrer täglichen Praxis unter dem Motto "Beraten heißt motivieren". Laupert-Deick erklärte: "Wir müssen das Wissen aus Ernährungswissenschaft, Pädagogik, Psychologie und Medizin nutzen, um unsere Patienten optimal zu betreuen." Hauber-Schwenk betonte außerdem, dass die fachliche und menschliche Beratungskompetenz den Patienten und seine Bedürfnisse und Wünsche in den Mittelpunkt der Beratung stellten. Der Patient sei und bleibe Experte seiner Situation.

Eva Zovko, www.aid.de


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Quelle:
aid-PresseInfo Nr. 20 vom 18. Mai 2011
Herausgeber: aid infodienst
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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Mai 2011