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GEWALT/217: Genitalverstümmelung durch Mediziner (DSW)


DSW [news] - Februar 2011
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Genitalverstümmelung durch Mediziner


Genitalverstümmelung wird, beispielsweise in Ägypten, zunehmend von Ärzten und Hebammen durchgeführt. Statt zur gesellschaftlichen Ächtung der grausamen Praxis beizutragen, sorgt das Gesundheitspersonal damit für eine zusätzliche Legitimierung.

Bis zu 140 Millionen Mädchen und Frauen sind Schätzungen zufolge weltweit von Genitalverstümmelung betroffen. Weitere drei Millionen Mädchen sind allein in Afrika jedes Jahr dem Risiko ausgesetzt, ebenfalls Opfer dieser grausamen Praktik zu werden. Besorgniserregend ist vor allem, dass die Eingriffe immer häufiger von Gesundheitspersonal vorgenommen werden. "Die weibliche Genitalverstümmelung ist eine schwerwiegende Verletzung der Menschenrechte und darf nicht durch Ärzte und Hebammen legitimiert werden", erklärte DSW-Geschäftsführerin Renate Bähr anlässlich des Internationalen Tags gegen Genitalverstümmelung am 6. Februar.

Bei der Genitalverstümmelung wird die Klitoris teilweise oder vollständig entfernt. In besonders gravierenden Fällen wird die Vagina zugenäht und nur eine kleine Öffnung belassen. Für die Frauen und Mädchen bedeutet die Genitalverstümmelung neben lebenslangen Traumata oft Infektionen, Blutungen und Komplikationen bei der Geburt, die zum Tod führen können. Die weibliche Genitalverstümmelung ist einer der Hauptgründe für die hohen Müttersterblichkeitsraten in Afrika und Asien.

91 Prozent der Frauen in Ägypten von Genitalverstümmelung betroffen

Besonders viele junge Frauen und Mädchen sind in afrikanischen Ländern wie Ägypten, Guinea, dem Sudan und Eritrea betroffen. In Ägypten liegt der Anteil der beschnittenen Mädchen und Frauen beispielsweise bei 91 Prozent.

Zwar verurteilen heute viele Staaten die Genitalverstümmelung und haben entsprechende Gesetze erlassen, doch häufig reichen diese nicht aus, um die tief verwurzelte Tradition zu bekämpfen oder sind so formuliert, dass sie weiterhin Möglichkeiten bieten, die Praktik unter anderen Vorzeichen aufrechtzuerhalten. So wurde in Ägypten 2008 ein Gesetz erlassen, mit dem die Genitalverstümmelung grundsätzlich für illegal erklärt wurde. Allerdings sieht das Gesetz eine Ausnahme von dem Verbot im Falle einer "medizinischen Notwendigkeit" vor. Näher definiert wird diese "medizinische Notwendigkeit" allerdings nicht, weshalb weiterhin die meisten Mädchen in Ägypten der grausamen Prozedur unterzogen werden. Dabei werden mehr als drei Viertel der Verstümmelungen von medizinischem Fachpersonal durchgeführt, wie der 2009 von der ägyptischen Regierung veröffentlichte Bericht "Egypt Demographic and Halth Survey" zeigt. Im Bericht von 1996 waren es noch lediglich 17 Prozent.

Die Gemeinschaft muss mit einbezogen werden

Ein Bericht des Kinderhilfswerks Unicef aus dem November 2010 zeigt, dass im Kampf gegen die Verstümmelung der Mädchen vor allem die Programme erfolgreich und nachhaltig sind, die nicht nur die Betroffenen, sondern auch deren Umfeld im Auge haben und auch lokale und religiöse Führer mit einbeziehen. Die Stiftung Weltbevölkerung führt deshalb in ihren Jugendklubs in Ostafrika auch Aufklärung zur Genitalverstümmelung und zu deren schwerwiegenden gesundheitlichen Folgen durch. "Eine der wichtigsten Maßnahmen ist es, den Menschen durch Aufklärung sinnvolle Alternativen zu der schädlichen Praktik aufzuzeigen, und zwar in enger Zusammenarbeit mit der jeweiligen Gemeinschaft", so Renate Bähr.


Eine aktuelle Grafik der Stiftung Weltbevölkerung zur Genitalverstümmelung finden Sie hier:
http://www.weltbevoelkerung.de/genitalverstuemmelung.html

Quelle:
WHO: http://www.who.int/mediacentre/events/annual/female_genital_mutilation, 11.2.2011.


Die DSW [news] werden im Rahmen der europäischen Öffentlichkeitskampagne "Reproductive Health for All" herausgegeben. Die Kampagne wird von der Europäischen Union finanziell gefördert. Für den Inhalt der DSW [news] ist allein die Deutsche Stiftung Weltbevölkerung verantwortlich; der Inhalt kann in keiner Weise als Standpunkt der Europäischen Union angesehen werden.

Internet: www.weltbevoelkerung.de/DSW_news/pdfs/DSW__news__Februar_2011.pdf


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Quelle:
DSW [news] - Februar 2011
Herausgeber: Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (DSW)
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veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Februar 2011