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STUDIE/457: Metaanalyse - Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht? (idw)


Klinikum der Universität München - 27.02.2014

Welche Therapie der Legasthenie hilft, welche nicht?



Legasthenie ist mit 5-7% eine der häufigsten Lernstörungen, an der nicht nur Kinder und Jugendliche sondern auch Erwachsene leiden. Oft wird die Legasthenie erst spät erkannt, die Kinder und ihre Familien sind meist auf sich allein gestellt, da sich niemand für die außerschulische Förderung zuständig fühlt. "Bis zu 40% der Kinder mit einer Legasthenie haben psychische Probleme, oft als Folgen der Diskriminierung durch Aussagen wie: "Du bist zu dumm und zu faul! Du musst dich halt nur mehr anstrengen! Für das Gymnasium bist du nicht geeignet!", sagt Gerd Schulte-Körne, Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Ludwig-Maximilians-Universität München. Eine frühe Förderung und Therapie unter Berücksichtigung der individuellen Voraussetzungen eines Kindes sind daher dringend notwendig. Diese finden in den Schulen aufgrund fehlender Ressourcen und mangelnder Ausbildung der Lehrkräfte nur unzureichend statt. Bei einer ausgeprägten Legasthenie reicht die schulische Förderung nicht aus.

Es gibt über zwanzig verschiedene methodische Ansätze, Kinder mit einer Legasthenie zu fördern. Jedoch wurde bisher nicht untersucht, welche Behandlung wirksam und zu empfehlen ist. Die Forschungsgruppe um Prof. Schulte-Körne hat alle verfügbaren Förder-Studien, welche die Wirksamkeit mittels eines randomisiert-kontrollierten Studiendesign untersucht haben, ausgewertet. "Nur sehr wenige Methoden helfen den Kindern, vor allem sehr basale Prozesse der Laut-Buchstaben-Zuordnung und umgekehrt müssen systematisch geübt werden", berichtet Katharina Galuschka, die die Metaanalyse durchgeführt hat. Diese Methode sollte durch das Training der Wortleseflüssigkeit basierend auf einer Silbendurchgliederung begleitet werden. Eine längere Förderung ist wirksamer als eine Kurzzeitintervention. Viele populäre Methoden, die an der Veränderung der Augenbewegungen und Verbesserung des Hörens ansetzen, sind nicht wirksam. Eine Behandlung mit leistungssteigernden Medikamenten oder die Nutzung farbiger Brillengläser (Irlen Linsen) konnten die Leseleistungen ebenfalls nicht steigern.

Diese erste publizierte Metaanalyse dieser Art ist die Grundlage für die dringend notwendigen Behandlungs- und Förderempfehlungen. Die Studie ist in der aktuellen Ausgabe von PlosOne veröffentlicht worden. In Deutschland wird in Kürze eine S3-Behandlungsleitlinie erscheinen, die von der Münchener Forschungsgruppe koordiniert wird.


Kontakt:
Prof. Dr. Gerd Schulte-Körne
Direktor der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie der Universität München
Nußbaumstr. 5a
80997 München

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-muenchen.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/de/attachment34447
Publikation in Plos One


Klinikum der Universität München
Im Klinikum der Universität München (LMU) werden jährlich an den Standorten Großha-dern und Innenstadt rund 500.000 Patienten ambulant, teilstationär und stationär behandelt worden. Den 45 Fachkliniken, Instituten und Abteilungen sowie den 45 interdisziplinären Zentren etwas mehr als 2.000 Betten zur Verfügung. Von insgesamt über 10.000 Beschäftigten sind rund 1.800 Mediziner und 3.400 Pflegekräfte. Das Klinikum der Universität München ist seit 2006 Anstalt des öffentlichen Rechts. Gemeinsam mit der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität ist das Klinikum der Universität München an fünf Sonderforschungsbereichen der DFG (SFB 455, 571, 596, 684, 914), an drei Transregios (TR 05, 127, 128), zwei Forschergruppen (FOR 535, 809) sowie an zwei Graduiertenkollegs (GK 1091, 1202) beteiligt. Hinzu kommen die vier Exzellenzcluster "Center for Integrated Protein Sciences" (CIPSM), "Munich Center of Advanced Photonics" (MAP), "Nanosystems Initiative Munich" (NIM) und "Munich Cluster for Systems Neurology" (SyNergy) sowie die Graduiertenschulen "Graduate School of Systemic Neurosciences" (GSN-LMU) und "Graduate School of Quantitative Biosciences Munich (QBM)".


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution550

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Klinikum der Universität München, Philipp Kressirer, 27.02.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. März 2014