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PFLEGE/706: Kampagne der Arbeiterwohlfahrt - "FAIR WORK" in der Pflege (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 7-8/2017

Pflege
"FAIR WORK" in der Pflege


AWO Schleswig-Holstein startet Kampagne für die Pflegeberufe und stellt Arbeitsbedingungen in eigenen Einrichtungen positiv dar.


In Schleswig-Holstein waren zum Jahresende 2015 rund 89.000 Menschen pflegebedürftig. Die Prognosen zeigen, dass diese Zahl voraussichtlich schnell wachsen wird: Allein zwischen 2013 und 2015 ist der Anteil um zehn Prozent gestiegen. Insofern ist die Pflege vom demografischen Wandel doppelt betroffen: "Die Nachfrage nach professioneller Pflege wird steigen, gleichzeitig sinkt das Arbeitskräftepotenzial", sagt Uwe Braun, Leiter des Unternehmensbereichs Pflege bei der Arbeiterwohlfahrt (AWO) Schleswig-Holstein.

Mit der Alterung der Gesellschaft wächst zugleich auch der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften. "Die Pflege ist ein zukunftssicherer und unter jungen Menschen sehr beliebter Beruf", so Braun. "Wir möchten mit dieser Kampagne auch deutlich machen, dass die Pflege alter Menschen besser als ihr Ruf ist und wir ein fairer Arbeitgeber sind." FAIR WORK wird von der AWO als "Kampagne aus dem Unternehmen für das Unternehmen" dargestellt, mit echten Mitarbeitern, realen Geschichten und Informationen über die Arbeitsbedingungen in der Pflege.

Noch gehört der Pflegeberuf zu den beliebtesten Ausbildungsberufen, mehr als 26.000 Schüler beginnen jedes Jahr bundesweit ihre Ausbildung. "Doch ausschlaggebend für die Wahl des Pflegeberufs ist auch das öffentliche Image, und hier hält sich hartnäckig das ausschließlich negative Bild von den Arbeitsbedingungen in der Pflege", so die AWO. Nach ihrem Eindruck kämpft die Pflege "seit Norbert Blüm in den 70er Jahren vor einer Überprofessionalisierung des Pflegeberufs warnte" darum, diesen Mythos wieder loszuwerden: "Es stimmt eben nichts an der Aussage, dass niemand ein Studium brauche, um einen 70-Jährigen zu füttern", kontert Braun den alten Blüm-Spruch: "Erstens besteht Pflege nicht nur aus Hilfestellung beim Essen, zweitens ist die Versorgung von und der Umgang mit alten Menschen eine Herausforderung, für die man sehr wohl eine fundierte theoretische Ausbildung benötigt."

Bei der AWO selbst sind in der Pflege landesweit 1.500 Mitarbeiter beschäftigt. Wie steht es um ihre Arbeitsbedingungen? Die AWO verweist in diesem Zusammenhang auf eine jährliche Mitarbeiterbefragung. Unter dem Strich bewertet der Arbeitgeber die Ergebnisse so, dass "der Pflegeberuf zu großer Zufriedenheit der Beschäftigten führt". 80 Prozent der Befragten haben laut AWO angegeben, dass sie überdurchschnittliche Freude bei ihrer Arbeit verspüren. Weitere Ergebnisse: 84 Prozent gehen einer aus ihrer Sicht sehr interessanten Arbeit nach. Gut 82 Prozent fühlen sich bei der AWO in schwierigen Situationen gut bis sehr gut unterstützt und 83 Prozent sind zufrieden oder sehr zufrieden mit ihren Arbeitszeiten. Anfang Mai habe die Deutsche Gesellschaft für Qualität die AWO Pflege Schleswig-Holstein mit fünf Sternen im Rahmen der European Foundation for Quality Management (EFQM) - ein europäisches Qualitätssiegel - ausgezeichnet.

"Wir bieten faire, tarifliche Arbeitsbedingungen", sagt der Leiter des Unternehmensbereichs Pflege und nennt 30 Tage Urlaub, festgelegte Gehaltserhöhungen, Weihnachtsgeld, Zusatzrente, variable Arbeitszeitmodelle, eine betriebliche Gesundheitsförderung und die betriebliche Mitbestimmung durch den Betriebsrat. Braun räumt aber auch ein, dass es regionale Personalengpässe und permanente Qualitätskontrollen gibt, die "das Leben in den Diensten und Einrichtungen nicht leicht machen".

Auch die öffentliche Wertschätzung ist nach seinem Eindruck derzeit nicht angemessen. "Statt Wertschätzung für ihre Arbeit zu erhalten, werden und fühlen sich Pflegekräfte zu häufig öffentlich angeprangert und für die strukturellen Missstände zur Verantwortung gezogen", mahnt Braun. Hierauf zielt die Kampagne ab: das Image verbessern und zugleich die eigenen Vorzüge als Arbeitgeber öffentlich machen.
(pm/red)


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 7-8/2017 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2017/201707/h17074a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, Juli/August 2017, Seite 26
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der Kassenärztlichen Vereinigung
Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. August 2017

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