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SCHMERZ/509: Vom VI. Akutschmerzkongreß am 4. und 5. Dezember 2009 in Köln (Uni Witten/Herdecke)


Private Universität Witten/Herdecke gGmbH - 04.12.2009

VI. Akutschmerzkongress am 4. und 5. Dezember 2009 in Köln

Pressestatements
- Prof. Dr. E. Neugebauer, Köln: "Interdisziplinäre Schmerztherapie - der Patient im Fokus?!"
- Prof. Dr. G. Meyer, Witten: "Evidenzbasierte Patienteninformation"
- Prof. Dr. A. Büssing, Witten: "Ethnizität, Religiosität und Schmerz"
- PD Dr. W. Meißner, Jena: "Qualitätsmanagement in der Akutschmerztherapie"
- Dr. C. Ostgathe, Köln: "Schmerztherapie Schwerstkranker und Sterbender"


Statement Prof. Dr. Edmund A.M. Neugebauer

Patienten vor einer Operation besser informieren!

In Deutschland werden 6,5 Mio. Patienten pro Jahr operiert, drei Viertel davon leiden nach dem Eingriff an Schmerzen, ein Drittel gibt sogar an, starke Schmerzen zu empfinden. "Schmerzen nach einer Operation sind völlig unnötig, das sollten Patienten wissen", erläutert Prof. Dr. Edmund A.M. Neugebauer von der Universität Witten/Herdecke das Thema der Tagung. Es lautet: Interdisziplinäre Schmerztherapie - der Patient im Fokus

Die Medizin kann heute Schmerzen verhindern, dazu müssen aber im Krankenhaus alle Fachgruppen zusammenarbeiten - und die Patienten einbeziehen: "Wir haben evidenzbasierte Leitlinien, die beschreiben, was geschehen muss, aber es hapert an der Umsetzung", beklagt Neugebauer. In seinen Augen fehlt es an zweckmäßiger Organisation in Krankenhäusern und Praxen, aber auch am Qualitätsmanagement: "Allen ist klar, dass nur über die Einbeziehung und Mitarbeit der Patienten in die Schmerztherapie langfristige Erfolge erzielt werden können. Der Patient muss wissen: Schmerzen nach Operationen sind überflüssig! Unzureichend behandelte akute Schmerzen können zu negativen Folgen führen, den Krankenhausaufenthalt unnötig verlängern und der Entwicklung chronischer Schmerzen Vorschub leisten. Eine objektive, aktuelle und wissenschaftsbasierte Patienteninformation ist ein Grundrecht von Patienten und Verbrauchern im Gesundheitswesen. Der Patient sollte so gut informiert sein, dass er eine optimale Schmerzbehandlung für sich einfordern kann. Aus den Leitlinien lassen sich für den Patienten fünf Kernfragen ableiten, die er seinem Arzt stellen sollte, bevor er sich in seine Obhut begibt:

- Gibt es ein Merkblatt/eine Broschüre zum Umgang mit Schmerzen an Ihrer Klinik?
- Wird der Schmerz regelmäßig gemessen?
- Haben Sie ein schriftliches Schmerzkonzept an Ihrer Klinik?
- Was kann ich selbst zur Schmerzlinderung tun?
- An wen kann ich mich wenden, wenn ich die Schmerzen nicht mehr aushalten möchte?

"Nur sprechenden Menschen kann geholfen werden. Ich plädiere für eine neue Allianz zwischen Arzt und Patient in einem immer stärker auf Effizienz basierenden Gesundheitssystem. Mit dem Leitthema dieses Kongresses wollen wir hierzu einen Beitrag leisten", fasst Prof. Neugebauer das Ziel zusammen.


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Statement Prof. Dr. Gabriele Meyer

Evidenzbasierte Patienteninformation

Auch 50 Jahre nach der Einführung der Doktrin des informierten Konsensus hätte sich nichts daran geändert, dass die überwiegende Zahl der Patienten uninformiert und unmündig sei, so stellen Gigerenzer und Wegwarth (Z Evid Fortb Qual 2008) fest. Verantwortlich dafür sei die mangelnde Transparenz der Information, die Ärzte und Patienten erhielten, aber auch die mangelnde Fähigkeit der Ärzte, Ergebnisse aus Studien zu interpretieren, ferner die unzulänglichen, im überredenden Gestus gehaltenen Verbraucher- und Patienteninformationsschriften. Allzu oft und leichtfertig wird von Vertretern der medizinischen Berufe behauptet, die Mehrheit der Patienten wolle bei Gesundheitsentscheidungen nicht mitwirken und die Verantwortung lieber an den Arzt abgeben. Ergebnisse aus Surveys hingegen belegen das Gegenteil und zwar im Hinblick auf akute und chronische Erkrankungen. "Gute" Entscheidungen über Gesundheitsversorgungsfragen bedürfen transparenter und auf dem besten wissenschaftlichen Beweis basierender (evidenzbasierter) Patienteninformation (EBPI). Dies gilt für therapeutische, präventive und diagnostische Interventionen. Das Angebot von EBPI darf nicht als entbehrlicher Luxus verstanden werden. Der Anspruch auf vollständige und ausgewogene Information auf Basis der besten wissenschaftlichen Evidenz ist in den europäischen Patientenrechten als ethische Norm konfirmiert (European Charta of Patient's Rights 2002).

Selbstverständlich gibt es Situationen in der Gesundheitsversorgung, die sich nicht für eine informierte Entscheidungsfindung des Patienten eignen, so notfallmäßig durchgeführte chirurgische Eingriffe. Geplante Eingriffe hingegen und deren Nachbehandlung, wie das Angebot schmerzstillender Medikamente, bieten die optimalen Bedingungen für EBPI.

Im Diskurs über Schmerztherapie im Krankenhaus stand in den letzten Jahren die Unter- und Fehlversorgung im Fokus. Inzwischen liegen methodisch anspruchsvolle Leitlinien vor, die in ausgewiesenen Zentren umgesetzt werden. Leitlinien-gestütztes ärztliches Handeln muss nicht zwangsläufig den individuellen Präferenzen des Patienten entsprechen. Die "Übersetzung" der Evidenz zur Akutschmerztherapie für den Patienten ist bisher nicht erfolgt.

Der Akutschmerzkongress greift explizit die "Herausforderung evidenzbasierte Patienteninformation" mit einer Vortragsreihe auf. Ausgewiesene Wissenschaftlerinnen mit langjähriger Erfahrung im Bereich der Erstellung und Evaluation von EBPI sind geladen. Die mündliche Kommunikation des besten wissenschaftlichen Beweises wird insbesondere in einem Workshop zur "Qualität evidenzbasierter Arzt-Patient Kommunikation" fokussiert.

Die Initiative, EBPI zu einem zentralen Thema des Kongresses zu machen, könnte zu einem Meilenstein auf dem Weg zu einer veränderten Kommunikationskultur zwischen Behandler und Behandelten in der Akutschmerztherapie werden.


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Statement Prof. Dr. med. Arndt Büssing (Witten/Herdecke)

Ethnizität, Religiosität und Schmerz

Bei vielen Patienten mit chronischen Erkrankungen kommt es im Zuge der Auseinandersetzung mit der Erkrankung und möglichen Einschränkungen zu einem Prozess der Lebensreflexion, Neubewertung und Priorisierung. In dessen Verlauf taucht bei vielen auch die Frage nach einer Rückbindung an eine spirituelle Ressource auf, die hilfreich im Umgang mit der Erkrankung sein könnte. Viele Patienten machten dezidierte Aussagen, die belegten, dass sie davon überzeugt sind, dass ihr Glaube für sie hilfreich bei der Krankheitsbewältigung sei. Sie artikulieren dezidierte spirituelle / existentielle Bedürfnisse, die im klinischen Kontext oft eine Überforderung für das medizinische Personal darstellen, da sie scheinbar nicht in ihren "Zuständigkeitsbereich" gehören. In einer Umfrage unter Patienten mit chronischen Schmerzerkrankungen zeigte sich, dass ein Viertel keinen Ansprechpartner für ihre spirituellen Bedürfnisse hatten und dass ein Viertel hierüber mit ihrem Pfarrer oder Seelsorger reden; zwei von fünf Patienten gaben aber an, über diese Bedürfnisse mit ihrem behandelnden Arzt sprechen zu wollen - und der wird sich für diese Fragen gar nicht zuständig fühlen.

Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Thema Spiritualität als Ressource ist im medizinischen Kontext essentiell, da es in der Literatur zunehmend Hinweise gibt, dass bestimmte Formen einer spirituellen Praxis oder bestimmte Haltungen und Einstellungen einen günstigen Einfluss auf den Krankheitsumgang und sogar auf den Krankheitsverlauf haben können. Ob die Ergebnisse der zumeist amerikanischen Studien sowie deren zugrunde liegenden Konzeptionalisierungen des multidimensionalen Konstruktes Spiritualität tatsächlich auf den eher säkular ausgerichteten nordeuropäischen Kulturraum übertragbar sind, muss kritisch hinerfragt werden. Wichtiges Anliegen ist daher die Klärung, welche Aspekte der Spiritualität bei deutschen Patienten von Relevanz sind und welche Beziehungen zu Gesundheit und Krankheitsumgang tatsächlich zu finden sind.

Der Psychologe Prof. Dr. H. Walach (Northampton) gibt einen Überblick über konzeptuelle und empirische Arbeiten achtsamkeitsbasierter Therapiemaßnahmen. Für ihn kann spirituelle Praxis als "regelmäßige Kultur des Bewusstseins" gefasst werden. Es zeigt sich, dass "unsere Art der Präsenz im Bewusstsein unmittelbaren Einfluss auf körperliche Prozesse nimmt und daher sowohl präventiv als auch therapeutisch von Belang ist".

Der Psychologe Dr. N. Kohls (Bad Tölz) refereriert über Spiritualität als Ressource im Umgang mit Schmerzerfahrungen. Anhand von ausgewählten wissenschaftlichen Befunden wird aufgezeigt, dass die Erhebung der spirituellen Historie von Patienten, die Berücksichtigung spiritueller Dimensionen für die Schmerzwahrnehmung sowie die Nutzbarmachung dieser Praktiken für den Umgang mit Schmerz unserem gegenwärtigen Verständnis der psychophysiologischen Wechselwirkung entspricht und kompatibel mit den Erkenntnissen der evidenzbasierten Medizin ist.

Die Ärztin Dr. K. Gerbershagen (Köln) beschäftigt sich mit dem Zusammenhang von Schwere und Chronizität von Schmerzen und der Zentralität (Bedeutsamkeit) der Religiosität. In ihren Untersuchungen war auffallend, dass die hochreligiösen Nichtschmerzpatienten im Vergleich zu den weniger und nicht religiösen Nichtschmerzpatienten eine bessere Gesundheitsbezogene Lebensqualität sowie geringere Angst- und Depressionsscores zeigten. Diese Unterschiede konnten in der Schmerzpatientengruppe nicht nachgewiesen werden.

Der Arzt Prof. Dr. A. Büssing (Witten/Herdecke) stellt eine systematische Literaturübersicht zum Einfluss nicht-pharmakologischer Interventionsverfahren auf chronische Schmerzerkrankungen vor. Exemplarisch wurden Yoga und meditative Verfahren ausgewählt. In den identifizierten Studien wurden positive Auswirkungen hinsichtlich Schmerzerleben, Ängstlichkeit und Depressivität, Coping-Fähigkeiten und verschiedener Lebensqualitätsdimensionen beschrieben.

Wichtigstes Anliegen des Symposiums ist die Sensibilisierung von Ärzten, Pflegenden und Therapeuten für ein in der Medizin weitgehend vernachlässigtes Thema, dass jedoch für viele Patienten bedeutsam ist. Zentral ist die wissenschaftliche Auseinandersetzung vor dem Hintergrund einer belastbaren Evidenzlage.


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Statement PD Dr. med. Winfried Meißner:

Qualitätsmanagement in der Akutschmerztherapie

Die Qualität der postoperativen Schmerztherapie ist in vielen Kliniken nach wie vor unbefriedigend und verbesserungsfähig. Dies liegt weniger am Fehlen evidenzbasierter Empfehlungen oder moderner Behandlungsmöglichkeiten, sondern vielmehr an deren unzureichender Umsetzung bzw. mangelnder Übertragbarkeit auf konkrete Situationen. Zur Verbesserung dieser Situation wurden in den letzten Jahren mehrere bemerkenswerte Initiativen zur Qualitätsverbesserung entwickelt.

Initiative Schmerzfreie Klinik - Zertifizierung Qualitätsmanagement Akutschmerztherapie

Ziel der "Initiative Schmerzfrei Klinik" ist es, die peri- und postoperativen Schmerzen während der gesamten Behandlungskette so weit wie möglich zu reduzieren, Nebenwirkungen möglichst zu vermeiden und damit das Behandlungsergebnis der Patienten zu verbessern. Zu diesem Zweck wurde ein Zertifizierungsverfahren entwickelt, mit dem Kliniken die leitliniengerechte Einhaltung von Qualitätsstandards zur Schmerztherapie überprüfen können. Die Überprüfung der Kriterien erfolgt im Rahmen eines Audits durch eine unabhängige Einrichtung (TÜV Rheinland). Das Projekt wurde von Prof. Dr. Edmund Neugebauer (Institut für Forschung in der Operativen Medizin der Universität Witten/Herdecke) entwickelt.

Certkom - Qualifizierte Schmerztherapie

Ziel dieser Initiative ist es, Sicherheit und Qualität der Schmerztherapie zu verbessern, das Recht auf qualifizierte Schmerztherapie zu unterstützen und ein standardisiertes Vorgehen zur ergebnisorientierten Zertifizierung von Einheiten im Gesundheitswesen zu entwickeln.

Der Zertifizierungprozess schließt eine Patienten- und Mitarbeiterbefragung der Klinik ein. Trägerin des Projektes ist Certkom e.V unter Vorsitz von Herrn Prof. Dr. med. M. Zenz, (Klinik für Anästhesiologie, Intensiv-, Palliativ- und Schmerzmedizin, BG-Universitätsklinikum Bergmannsheil GmbH, Bochum), die eigentliche Zertifizierung erfolgt durch eine eigenständige Zertifizierungsorganisation (painCert GmbH).

QUIPS - Qualitätsverbesserung in der postoperativen Schmerztherapie

Ziel von QUIPS ist die Verbesserung der postoperativen Symptomkontrolle durch eine regelmäßige Patientenbefragung, ihre Analyse und Rückmeldung an die beteiligten Kliniken. Die teilnehmenden Kliniken können über eine internetbasierte, interaktive Feedback-Plattform sofort differenzierte Informationen über das Abschneiden ihrer eigenen Klinik abrufen und mit anderen Kliniken vergleichen (Benchmarking). Derzeit nehmen mehr als 100 Kliniken an QUIPS teil. Träger des Projektes sind die wissenschaftlichen Fachgesellsellschaften und Berufsverbände DGAI/BDA und DGCH/BDC. Inzwischen hat QUIPS eine europäische Tochter: Das internationale Benchmark-Projekt PAIN-OUT soll einen Vergleich der Schmerztherapie über Ländergrenzen hinweg ermöglichen und wird von der EU mit fast 3 Millionen EUR gefördert. QUIPS und PAIN-OUT werden PD Dr. Winfried Meißner (Klinik für Anästhesiologie, Uniklinik Jena) koordiniert.

Priv. Doz. Dr. med. Winfried Meißner
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Friedrich-Schiller-Universität Jena
07740 Jena
E-Mail: meissner@med.uni-jena.de

Informationen zu den Projekten:

Initiative Schmerzfreie Klinik
TÜV Rheinland Cert GmbH
Am Grauen Stein
51105 Köln
E-Mail: tuvcert@de.tuv.com
http://www.tuv.com/de/initiative_schmerzfreie_klinik_1.html

Geschäftsstelle Certkom e.V.
Gesellschaft für Qualifizierte Schmerztherapie
Bürkle-de-la-Camp-Platz 2
44789 Bochum
www.certkom.com
certkom-sekretariat@certkom.com

QUIPS und PAIN-OUT:
Koordinator: Priv. Doz. Dr. med. Winfried Meißner (s.o.)
Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
Friedrich-Schiller-Universität Jena
07740 Jena
E-Mail: meissner@med.uni-jena.de
www.quips-projekt.de
www.pan-out.eu


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Statement Dr. med. Christoph Ostgathe

Schmerztherapie Schwerkranker und Sterbender

Die demographische Entwicklung in Deutschland wird mittel- und langfristig zu einem zunehmenden Bedarf an medizinischer und pflegerischer Behandlung, Betreuung und Begleitung sowie menschlicher Fürsorge von schwerkranken und sterbenden Patienten mit unterschiedlichen Diagnosen führen. Dies betrifft vor allem eine erwartete Zunahme von Patienten mit unheilbaren, fortschreitenden Tumorerkrankung. Aber auch bei Patienten mit anderen unheilbaren, die Lebenserwartung einschränkenden Erkrankungen, wie amyotrophe Lateralsklerose oder Organinsuffizienzen, können im Verlauf palliativmedizinische Behandlungskonzepte notwendig werden.

Eine qualitativ hochwertige Schmerztherapie ist ein wesentlicher Bestandteil der Palliativmedizin und somit der multiprofessionellen Betreuung dieser Patientengruppen. Viele Studien zeigen jedoch bis heute eine unzureichende schmerztherapeutische Versorgung, obwohl der Schmerz unbestritten zu den häufigsten Symptomen Schwerkranker und Sterbender gehört und obwohl mit dem Stufenschema Tumorschmerztherapie (WHO) seit nun über 20 Jahren eine didaktisch einfache, erprobte Therapiestrategie zu Verfügung steht. Diese Therapiestrategie gilt uneingeschränkt auch für den sterbenden Menschen. Insbesondere am Lebensende ist zudem der mehrdimensionale Ansatz von Schmerz, wie er im Konzept des so genannten "Total Pain" (körperlich, psychologisch, sozial, spirituell) zusammengefasst dargestellt wird, für Patienten und Angehörige von Bedeutung.

Der durch die oben genannte demographische Entwicklung wachsenden Bedarf an palliativmedizinischer und schmerztherapeutischer Versorgung zu decken, stellt eine große Herausforderung dar. Diese Anpassung muss die unterschiedlichen strukturellen Voraussetzungen im ambulanten und stationären Bereich beachten und zwischen allgemeiner und spezieller Palliativversorgung, immer dort wo der Patient sich befindet, differenzieren. Seit 2007 gibt es für den sterbenden Menschen ein gesetzlich verbrieftes Anrecht auf eine entsprechende spezialisierte Versorgung im häuslichen Bereich (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung - SAPV), mit dem Ziel eine schmerzfreies Leben und Sterben bis zum Lebensende zu Hause zu erreichen. Hierfür sollen Teams (Palliative Care Team - PCT) aus besonders ausgebildeten Ärzten und Pflegenden zusammengestellt werden, die die Patienten und - falls vorhanden - ihre Angehörigen an 7 Tagen in der Woche über 24 h unterstützen. Nach zwei Jahren Vorlauf kommen nun erste Verträge zwischen Anbietern und Kostenträgern zusammen. Von einem bedarfsgerechten flächendeckenden Angebot für Schwerkranke und Sterbende sind wir in Deutschland jedoch auch 2 Jahre nach Verabschiedung des Gesetzes noch sehr weit entfernt.

Des Weiteren, bedarf es mehr an Aus-, Fort und Weiterbildung in den Grundlagen der Schmerztherapie sowie der Erstellung und letztendlich Umsetzung von evidenzbasierten Leitlinien. Für Deutschland ist die Veröffentlichung einer S3 Leitlinie Tumorschmerztherapie (AWMF) für das nächste Jahr geplant. Dann wird es davon abhängen, wie gut diese Leitlinien implementiert werden. Was aber unabhängig von Leitlinien entscheidend die Versorgung von Schmerzpatienten am Lebensende verbessern würde, wäre, wenn alle Behandelnden nicht nur die Krankheit in den Fokus nehmen sondern dem Patienten mit seinem ganzen Schmerz mehr Aufmerksamkeit schenken würden.

Dr. med. Christoph Ostgathe
Facharzt für Anästhesie
Palliativmedizin, Spezielle Schmerztherapie


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Quelle:
Statements der Pressekonferenz am 4.12.2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 29. Dezember 2009