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RHEUMA/163: Versorgung von Rheuma Kranken in Deutschland könnte besser sein (AGS-Medienservice)


AGS Medienservice - 8. Juni 2009

Versorgung von Rheuma Kranken in Deutschland könnte besser sein

Patienten mit Rheumatoider Arthritis sind überwiegend unterversorgt


Stuttgart(ags) Anlässlich des 1. Rheuma-Forum Baden-Württemberg in Stuttgart stellten Rheumatologen und Gesundheitswissenschaftler fest: Die Behandlung von Patienten mit Rheumatoider Arthritis hat sich in den vergangenen Jahren zwar verbessert, hinkt aber erheblich internationalen Standards hinterher. Besonders die Qualität der Behandlung leidet unter den fehlenden Fachärzten und unter unzureichenden Therapien.

Bei der Rheumatoiden Arthritis handelt es sich um eine Fehlsteuerung des Immunsystems, die einen entzündlichen Prozess mit nachfolgender Schädigung der Gelenke verursacht.

Wird die Krankheit nicht frühzeitig und ausreichend behandelt, kommt es zu Gelenkzerstörungen, so die Rheumaexpertin Dr. Constanze Richter, Vorsitzende des Landesverbandes Baden-Württembergischer Rheumatologen. Die Folgen reichen von früher Arbeitsunfähigkeit über einen erheblichen Verlust an Lebensqualität bis zu einer Verkürzung der Lebenszeit von bis zu zehn Jahren.

Der frühe Therapiebeginn durch einen Spezialisten, möglichst innerhalb von 6 Wochen nach Auftreten der ersten Symptome, ist unerlässlich, um den Krankheitsverlauf günstig zu beeinflussen. Beschwerden wie Gelenksteifigkeit, druckschmerzempfindliche und geschwollene Gelenke sowie grippeähnliche Symptome können ein Hinweis auf Rheumatoide Arthritis sein.

In Deutschland ist es aber gar nicht so einfach einen Rheumatologen und damit einen Spezialisten zu finden, so Prof. Dr. med. Ina Kötter von Zentrum für Interdisziplinäre Rheumatologie der Universität Tübingen. "Uns fehlen in Deutschland einige Hundert Rheumatologen", so die Expertin. "Und in 14 deutschen Universitätskliniken haben wir keine rheumatologische Betten und damit keine adäquate Patientenversorgung und Forschung", bemängelt die Wissenschaftlerin.

In der medizinischen Versorgung der Rheumatoiden Arthritis hat sich seit zehn Jahren viel getan. Heute stehen moderne Medikamente wie die sogenannten Biologika zur Verfügung. Aber die bedarfsgerechte Versorgung ist kostenintensiv. So kann eine Biologika-Therapie zwischen 10.000 und 48.000 Euro im Jahr kosten, so Prof. Dr. Dr. med. Reinhard Rychlik vom Institut für Empirische Gesundheitsökonomie, Burscheid. Würden alle Patienten leitliniengerecht therapiert, gäbe es aber trotzdem einen volkswirtschaftlichen Gewinn, da man die Arbeitsfähigkeit und Lebensqualität der Betroffenen erheblich länger erhalten und eine Behinderung unter Umständen sogar ganz vermeiden könnte. Daran ist aber das gegenwärtige Gesundheitssystem wenig interessiert. Nur 31 Prozent der an Rheumatoider Arthritis Erkrankten werden leitliniengerecht therapiert. 69 Prozent sind demnach unterversorgt. Durch die nicht leitlinienkonforme Behandlung entstünden derzeit 1.5 Milliarden Euro direkte Kosten, aber 5.2 Milliarden Euro indirekte Kosten für die Gesellschaft, rechnete Rychlik vor. Aus Kostengründen und Budgetzwängen würde vielen Patienten eine adäquate Versorgung ganz oder teilweise verweigert, so der Gesundheitsexperte.

Im europäischen Vergleich schneiden Patienten in Deutschland bei der Versorgung mit modernen Medikamenten wie den Biologika eher schlecht ab, so Dr. med. Gisela Kobelt von European Health Economic aus Speracedes, Frankreich.


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Quelle:
AGS Medienservice, Jürgen Bause
Pressemitteilung vom 8. Juni 2009
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Juni 2009