Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

SCHMERZ/632: Studie - Erwartung auf Schmerzlinderung reduziert den Schmerz (idw)


Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie - 15.05.2012

Erwartung auf Schmerzlinderung reduziert den Schmerz

Schon die Erwartung einer Schmerzlinderung führt zur tatsächlichen Schmerzreduktion



Alleine die Aussicht auf eine effektive Schmerzreduktion bewirkt eine messbare Schmerzabnahme bei abdominellen Schmerzen. Dies konnte die Arbeitsgruppe von Heisenberg-Professorin Sigrid Elsenbruch aus dem Institut für Medizinische Psychologie & Verhaltensimmunbiologie am Universitätsklinikum Essen in einer in der renommierten Fachzeitschrift Pain veröffentlichten Studie zeigen.

Dazu erhielten 36 freiwillige, gesunde Versuchsteilnehmer experimentelle viszerale Schmerzreize. Gleichzeitig wurde die Aktivierung einzelner Hirnregionen mittels funktioneller Magnetresonanztomographie analysiert. Die Placebo-Intervention erfolgte durch Instruktionen der Versuchsteilnehmer in Bezug auf die Wahrscheinlichkeit der Gabe eines schmerzlindernden Medikaments. Eine diesbezüglich hohe Wahrscheinlichkeit führte auch dann zu einer effektiven Schmerzlinderung, wenn tatsächlich nur Kochsalzlösung (ein Placebo) verabreicht wurde.

Die Ergebnisse dieser experimentellen Studie legen nahe, dass alleine die Erwartung einer effektiven Schmerzlinderung auch für viszerale Schmerzreize bei zumindest einem Teil der Teilnehmer zu einer effektiven und signifikanten Schmerzreduktion führt. Diese Placebo-Analgesie wird zentralnervös gesteuert und bewirkt insbesondere während der Schmerzantizipation durch vermehrte Aktivität in präfrontalen kortikalen Hirnregionen, aber auch in somatosensorischen Arealen sowie dem Thalamus die Reduktion der wahrgenommenen Schmerzintensität. Diese Befunde bestätigen frühere Studien, welche somatische Schmerzreize (z.B. auf der Haut applizierte Hitzereize) als experimentelles Schmerzmodell eingesetzt haben und sind die Grundlage für Folgestudien zur Analyse von Schmerzverarbeitung und Placeboeffekten bei Patienten mit chronischen Bauchschmerzen.

Publikationsverweis:
Elsenbruch S, Kotsis V, Benson S, Rosenberger C, Reidick D, Schedlowski M, Bingel U, Theysohn N, Forsting M, Gizewski ER.
Neural mechanisms mediating the effects of expectation in visceral placebo analgesia: An fMRI study in healthy placebo responders and nonresponders.
Pain 153, 382-90. (2012).

Kontakt zur Autorin:
Prof. Dr. Sigrid Elsenbruch
Institut für Medizinische Psychologie & Verhaltensimmunbiologie
Universitätsklinikum Essen
Hufelandstr. 55, 45122 Essen
www.uniklinikum-essen.de/medizinische-psychologie

Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Psychologie
www.dgmp-online.de:
Prof. Dr. Peter Kropp
Institut für Medizinische Psychologie und Medizinische Soziologie
Universitätsmedizin Rostock
Gehlsheimer Straße 20, 18147 Rostock
www.imp.med.uni-rostock.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1695

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Medizinische Psychologie, Prof. Dr. Peter Kropp, 15.05.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Mai 2012