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SCHLAGANFALL/394: Schlaganfall-Spezialeinheiten (Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft)


Gemeinsame Presseinformation - 10. März 2017
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG)
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe

Schlaganfall-Spezialeinheiten

Ausgezeichnete Schlaganfallversorgung in Deutschland - 300. Stroke Unit zertifiziert


Berlin - Ein Schlaganfall ist ein medizinischer Notfall - in Akutsituationen zählt jede Minute. Je weniger Zeit zwischen den ersten Symptomen und dem Beginn der Behandlung liegt, desto günstiger ist die Prognose für den Patienten. Akute Fälle werden in Deutschland zunehmend an spezialisierten Einrichtungen - sogenannten Stroke Units - durchgeführt. Nun haben die Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft (DSG) und die Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe mit der Klinik für Neurologie und Frührehabilitation an den Kreiskliniken Reutlingen bereits die 300. deutsche Einrichtung zertifiziert. Ein Zeichen für eine qualitativ sehr hochwertige Schlaganfallversorgung, so die Experten.

Akute Schlaganfälle werden oft mit der sogenannten Lysetherapie behandelt. Hierbei wird Patienten eine Infusion mit einem Enzym gegeben, welches das Blutgerinnsel in den Blutgefäßen des Gehirns auflöst. Da diese Therapie sehr schnell eingeleitet und Betroffene dafür sorgfältig ausgewählt werden müssen, sind die Anforderungen an die Schlaganfallbehandlungskompetenz eines Krankenhauses hoch. "Um akute Schlaganfälle per Lysetherapie besonders erfolgreich behandeln zu können, ist es wichtig, dass Betroffene rechtzeitig in spezialisierte Stroke Units gelangen", sagt Professor Dr. med. Wolf-Rüdiger Schäbitz, Pressesprecher der DSG und Chefarzt in der Bielefelder Klinik für Neurologie im Evangelischen Klinikum Bethel. Dafür steht in Deutschland nun ein Netz von 300 zertifizierten Einrichtungen zur Verfügung, das entspricht einer nahezu flächendeckenden Versorgung. Mit dieser Struktur ist Deutschland weltweit führend. Stroke Units ermöglichen eine umfassende Behandlung. Zudem sind sie auch die regionalen Organisationszentralen für das Management von Schlaganfallpatienten.

Bei den Stroke Units wird zwischen regionalen und überregionalen Einrichtungen sowie telemedizinisch vernetzten unterschieden. "Wichtig für die Zertifizierung zu einer überregionalen Stroke Unit ist unter anderem, dass mindestens zwei Neuro-Interventionalisten vor Ort sind, die eine der modernen und effektiven Schlaganfallbehandlungen - die Thrombektomie - anbieten können", so Schäbitz. Mit der Thrombektomie können selbst schwere Schlaganfälle erfolgreich behandelt werden: Anhand eines minimalinvasiven Verfahrens werden große Blutgerinnsel mithilfe eines Kathetersystems entfernt. Dabei schieben Neurointerventionalisten von der Leiste aus einen Katheter bis an die Stelle des Hirngefäßes, wo das Blutgerinnsel die Arterie blockiert hat. Der Katheter durchbohrt den Thrombus und umschließt das Gerinnsel anschließend mit einem Stent wie ein Drahtkäfig, sodass der Blutpfropfen herausgezogen werden kann.

"Die immer stärkere Verbreitung der Stroke Units zeigt, dass sich diese Einrichtungen als Spezialeinheiten zur Behandlung von Schlaganfällen längst bewährt haben", sagt Dr. Michael Brinkmeier, Vorstand der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe. "Selbst schwere Krankheitsfälle können hier auf hohem internationalen Niveau und mit großen Erfolgsaussichten behandelt werden."

Zwar sprechen die Experten mittlerweile von einer fast flächendeckenden Versorgung mit Stroke Units in Deutschland, jedoch sehen sie bei Einrichtungen in ländlichen Regionen momentan noch Nachholbedarf. "Akute Schlaganfallpatienten müssen in Krankenhäusern mit Stroke Units behandelt werden. Damit ausreichend Patienten in allen Regionen aufgenommen werden können, müssen gegebenenfalls die bestehenden Stroke Units vergrößert werden", meint Schäbitz. Zudem sollte sichergestellt werden, dass der Rettungsdienst oder der Notarzt die Betroffenen nur in Kliniken mit Stroke Units bringe. Ausschließlich in diesen Strukturen sei es möglich, die Sterblichkeit beim schweren Schlaganfall weiter zu senken - und das abschließende Behandlungsergebnis für Patienten zu verbessern.

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Quelle:
Deutsche Schlaganfall-Gesellschaft
Pressemitteilung vom 10. März 2017
Pressestelle
Frederika Gehlenborg
70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-295, Fax: 0711 8931-167
E-Mail: gehlenborg@medizinkommunikation.org
Internet: www.dsg-info.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2017

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